Die Lebensdauer von Männern, die unter wiederkehrendem Prostatakrebs leiden, kann sich durch den Einsatz eines neuen Medikamentes deutlich verlängern. Auch die Sterblichkeitsrate kann erkennbar gesenkt werden, wie eine internationale Studie bewiesen hat. Der getestete Wirkstoff mit dem Namen Enzalutamid, der in den USA bereits in Form des Medikaments "Xtandi" vertrieben wird, bremst den stärksten Wachstumstreiber hinter dem Prostatakrebs. Vorherige Studien haben die Antiwirkung auf Tumore bereits bestätigt; nun wurde getestet, dass Enzalutamid bei Männern mit fortschreitendem kastrationsresistenten Prostatakrebs auch lebensverlängernd wirken kann.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserten sich die Überlebenschancen der mit Enzalutamid behandelten Probanden um 37 Prozent. Diese Steigerung war hierbei altersunabhängig und durch alle Untergruppen (unter anderem bezogen auf den Krankheitsverlauf vor Studienbeginn) hindurch beständig. Ebenso deutlich waren die positiven Effekte in Bezug auf den zeitlichen Verlauf der terminalen Erkrankungen: Die durchschnittliche Lebensdauer der mit Enzalutamid Behandelten verlängerte sich um gut fünf Monate. Im Rahmen der Studie wurde das Mittel an 800 Probanden verabreicht. Zur Kontrolle wurde ein Placebo an weitere 399 Probanden ausgegeben. Alle litten unter ähnlichen Krankheitsbildern: Bei Ihnen zeigten andere eingesetzte Behandlungsmethoden und Chemotherapie keine Wirkung mehr. Die primäre Messeinheit für die Studie war die Überlebensrate, sekundäre Messeinheiten waren unter anderem das Fortschreiten der Erkrankung.
Die Studie wurde an 156 Standorten in 15 Ländern durchgeführt. Eines der Studienzentren war die Urologische Klinik des Universitätsklinikum Aachen. Dort läuft unter der Leitung des Direktors der Urologischen Klinik, Prof. Dr. Axel Heidenreich, derzeit auch die neue europaweite Studie "Bicalutamid versus Enzalutamid". Diese untersucht die Wirkung von Enzalutamid bei Patienten, die noch keine Chemotherapie erhalten haben. Angesichts der bisherigen Ergebnisse zeigt sich Heidenreich zuversichtlich: "Es deutet vieles darauf hin, dass der Wirkstoff auch in diesem Stadium der Erkrankung das Wachstum des Karzinoms beeinflussen kann." Wann das Medikament in Deutschland zugelassen wird, steht noch nicht fest. Es ist allerdings bereits vor seiner Zulassung europaweit im Rahmen eines Arzneimittel-Härtefallprogramms in ausgewählten Kliniken, so auch in Aachen, erhältlich.