Bereits im April 2012 warnte SeaHelp, der führende Pannendienst der Adriaregion davor, dass kroatische Zollbehörden künftig die ausländischen Skipper, deren Boote in Kroatien liegen, ins Visier nehmen werden. Die rechtliche Grundlage dazu liefern ihnen internationale Zollbestimmungen, die jetzt wegen des bevorstehenden zu erwartenden EU-Beitritts des Balkanstaates angewandt werden. Darin heißt es zusammenfassend, dass Skipper, deren Boote länger als 18 Monate ununterbrochen in Kroatien stationiert sind, dort auch verzollt werden müssen.
Wurde SeaHelp vor Monaten wegen dieser Nachricht noch Panikmache unterstellt und milde belächelt, scheint den Kritikern derzeit das Lachen vergangen zu sein, denn reihenweise informieren die kroatischen Marinas derzeit die Besitzer der Boote, die dauerhaft in Kroatien beheimatet sind; diesen Umstand dem Zoll jedoch nicht gemeldet haben.
Den Skippern bleibt nur die Möglichkeit, einmalig mit dem Boot oder der Yacht das Land zu verlassen und wieder neu einzuklarieren. Wer dazu nicht in der Lage ist oder nicht informiert wurde, zahlt ab sofort Zoll, und zwar ca. 20 Prozent des angenommenen Wertes des Bootes. Das letzte Wort haben bei einer etwaigen Schätzung die zuständigen Zollbehörden. Bei der notorischen Ebbe in den kroatischen Staatskassen kann man sich vorstellen, dass die den Wert eher etwas höher als zu niedrig ansetzen werden.
Die meisten Marinas entlang der kroatischen Küste wiesen kürzlich ihre zumeist im Ausland ansässigen Gäste auf die bevorstehenden Zollkontrollen hin und legten ihnen nahe, mit ihrem Boot einmal auszuklarieren, um den gültigen Vorschriften, die jetzt rigoros umgesetzt werden, Genüge zu leisten. SeaHelp-Chef Wolfgang Dauser: "Eine Rechtspflicht der Marinas dazu besteht allerdings nicht, es ist sozusagen Service am Gast, der sich eigentlich über die gültigen gesetzlichen Vorschriften seines jeweiligen Gastlandes selbst informieren muss."
Die Maßnahmen haben dazu geführt, dass in einigen Marinas in Kroatien im November 2012 mehr Betrieb herrscht als in der gesamten Hauptsaison. Die eher kleinen Zollstege sind dem Ansturm kaum gewachsen, Skipper berichten von bis zu 40 Yachten, die vor dem Zollsteg in Pula darauf warteten, abgefertigt zu werden. Wolfgang Dauser weiter: "Einfach mal in die nächste Bucht fahren und nach dem Ausklarieren ein paar Stunden abwarten, das ist nicht ratsam, denn die Behörden haben Patrouillenboote im Einsatz, die genauestens kontrollieren, ob die 12-Meilen-Zone tatsächlich verlassen wurde."
Für einige Skipper im Adriaraum, die der SeaHelp Empfehlung vom Frühjahr nicht nachgekommen sind, ist die Umsetzung der neuen Zollvorschriften nicht ganz problemlos: Viele von ihnen haben die Warnungen der Marinas nicht erreicht, andere nutzen ihre längst nicht mehr seetüchtigen Yachten nur noch als schwimmende Ferienhäuser. Und wer notwendige Reparaturen auf das kommende Jahr verschieben wollte, hat nun ein nicht seetüchtiges Boot am Steg oder auf Land liegen, mit dem er eigentlich noch einmal Kroatien verlassen müsste. Hinzu kommen die gefährlichen, plötzlich auftretenden gefürchteten Herbstnebel, die viele Skipper unter Zeitdruck dazu veranlassen, nicht kalkulierbare Risiken einzugehen.
SeaHelp empfiehlt deshalb all denjenigen, die den Zollbestimmungen bisher nicht nachgekommen sind, genügend Zeit einzukalkulieren, um die notwendigen Schritte zu unternehmen, denn bei den Zollbehörden herrscht derzeit ein noch nicht gekannter Andrang, der schon bei der Abfertigung zu erheblichen Verzögerungen führen kann. Außerdem ist es ratsam, keine unkalkulierbaren Risiken hinsichtlich des Wetters oder der Seetüchtigkeit des jeweiligen Schiffes einzugehen. Und Wolfgang Dauser abschließend: "Es macht keinen Sinn, Groll gegen die Betreiber der Marinas zu hegen. Sie sind gesetzlich verpflichtet, Schiffe zu melden, die den gültigen Zollvorschriften nicht nachkommen. Andernfalls werden sie selbst mit Strafe belegt. Mehr zu diesem Thema findet man auf der Homepage von SeaHelp unter www.sea-help.eu