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Manndat: Männer fordern eine eigene Lobby

Männer brauchen endlich eine starke Lobby

Frauen haben eine starke Lobby in der deutschen Politik, Frauengesundheit wird besonders gefördert, Frauen sollen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden und bei der Kindererziehung entlastet werden. Doch nun fordern auch die Männer eine eigene Lobby. Wird die Emanzipation nun zur Männersache? Dr. Eugen Maus ist Vorsitzender des Manndat e.V. und setzt sich für Männerrechte ein. Tina Bernstein, Redakteurin beim Gesundheitsportal www.imedo.de hat sich mit ihm unterhalten. imedo ist das richtungweisende Gesundheitsportal mit der bekanntesten Gesundheitscommunity.

imedo: Was fordert Manndat?
Eugen Maus: Dass die Benachteiligungen von Männern bekannt gemacht und beseitigt werden.

imedo: Wie erreichen Sie diese Ziele?
Eugen Maus: Wir haben eine sehr umfangreiche Dokumentation der Benachteiligungen von Jungen und Männern angelegt. Diese Wissensbasis wird stark besucht, verlinkt und zunehmend von Journalisten, Forschern und sogar Politikern genutzt. Wir konnten unsere Positionen inzwischen in zahlreichen Medienbeiträgen und auch in persönlichen Gesprächen mit Politikern einbringen. Die gleichberechtigte Hautkrebsvorsorge für Männer wäre möglicherweise ohne unsere Einflussnahme nicht so schnell gekommen. Und wir haben große Anstrengungen darauf verwendet, die politische Aufmerksamkeit auf die Bildungssituation von Jungen zu richten.

imedo: Brauchen Männer heutzutage eine eigene Emanzipation?
Eugen Maus: Emanzipation wird (irrtümlich) als etwas frauenspezifisches betrachtet. Tatsächlich bedeutet es vereinfacht, sich von Zwängen zu befreien. Das schadet sicher auch keinem Mann, aber wir sehen das zunächst als eine persönliche Aufgabe an. Gleichberechtigung zu fordern ist eine ganz andere Sache. Hier wird der Staat in die Pflicht genommen.

imedo: Auf Ihrer Webseite stellen Sie Gender-Mainstreaming mit einer feministischen Interessenspolitik gleich. Ist es aber nicht so, dass Frauen tatsächlich noch benachteiligt sind und eine stärkere Lobby brauchen?
Eugen Maus: Es ist nicht belegt, es wird behauptet. Ein typisches Beispiel ist "Frauen erhalten für gleiche Arbeit bis zu xx Prozent weniger Lohn". Selbst das Familienministerium hat diese Aussage korrigiert. Uns liegt ein Schreiben des Ministeriums vor in dem es heißt: "Die in der von Ihnen zitierten Rede vom 8. März 2007 enthaltene Aussage von Frau Ministerin von der Leyen, dass ?Frauen noch immer nur 77 Prozent des männlichen Einkommens verdienen, wohlbemerkt für gleiche Arbeit" ist daher in dieser Form nicht richtig und missverständlich, auch wenn er sich in den Medien oft so oder ähnlich findet." Dennoch wird das einfach weiter behauptet. Analog verhält es sich mit Aussagen zur häuslichen Gewalt. Hier wird öffentlich eine völlig einseitige und falsche Sichtweise verbreitet. Nach über 120 seriösen Untersuchungen ist zwischengeschlechtliche Gewalt in Beziehungen etwa gleichverteilt, nimmt man die Gewalt gegen Kinder hinzu, sind sogar Frauen überwiegend die Täterinnen. Aber es gibt eben eine interessierte und institutionaliserte Lobby, die sich zum Beispiel für Frauenhäuser stark macht, aber wenn irgend wo ein Männerhaus gefordert wird, dann heißt es, das dafür kein Geld da sei.

imedo: Aber Politik wird doch in der Mehrheit von Männern getragen?
Eugen Maus: Männer haben nichts davon, dass Männer in der Politik noch in der Mehrheit sind. Es gibt keine Politk für Männer. Politikerinnen wie etwa Ursula von der Leyen, Ulla Schmidt und Brigitte Zypries vermitteln durchweg den Eindruck, dass sie sich "erstmal" für die Belange von Frauen zuständig fühlen.

imedo: Männer leben ungesünder als Frauen, nehmen Vorsorgetermine nicht wahr und haben eine geringere Lebenserwartung. Woran liegt das?
Eugen Maus: Frauen wird schon sehr früh eine höhere Aufmerksamkeit für ihren Körper nahegebracht, beispielsweise durch regelmäßige Frauenarztbesuche. Es gibt großangelegte Programme zum Brustkrebsscreening, Frauengesundheitszentren, einen Frauengesundheitsbericht für die Bundesregierung. Nichts dergleichen für Männer. Würde man auch Jungen und Männer frühzeitig ein Gesundheitsbewusstsein vermitteln, dann könnte sich das Verhalten sehr wohl ändern. Es gibt zahlreiche männerspezifische Gesundheitsprobleme, die überhaupt nicht oder nur mangelhaft durch die Gesundheitspolitk berücksichtigt werden. Dazu gehört zum Beispiel eine gesetzliche Vorsorgeuntersuchung auf Hodenkrebs. Die gibt es nicht. Die Vorsorgeuntersuchung auf Prostatakrebs beschränkt sich auf Abtasten. Der PSA-Test zählt jedoch nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Prostatakrebsvorsorge.

imedo: Inwiefern werden Männer in Rechtsfragen bezüglich Familie und Scheidung benachteiligt?
Eugen Maus: Obwohl einerseits permanent der (mit)erziehende Vater gefordert wird, ist es doch so, dass ganz überwiegend im Falle einer Trennung oder Scheidung die Mutter das (alleinige) Sorgerecht für Kinder erhält. Da wird der Mann dann auf eine Rolle als Zahlvater reduziert. Unverheiratete Mütter verweigern in mehr als der Hälfte der Fälle den Vätern die gemeinsame Sorge. Eine reproduktive Selbstbestimmung des Mannes gibt es nicht. Frauen entscheiden, ob sie ein Kind austragen oder abtreiben und dürfen dabei weder in die eine noch in die andere Richtung genötigt werden. Der Mann hat hierbei kein Mitsprachrecht, er muss die Folgen jedoch in jedem Falle mittragen. Und wenn er sich informieren möchte, ob ein Kind tatsächlich von ihm selbst stammt, dann darf er das wiederum nur mit Erlaubnis der Frau, vereinfacht gesagt, oder er muss eine schwerwiegende gerichtliche Vaterschaftsfeststellung in Kauf nehmen.

imedo: Wie steht es im internationalen Vergleich um deutsche Männer?
Eugen Maus: Deutschland ist eines der wenigen Länder in Europa, das noch einen Zwangsdienst für Männer kennt. Deutschland hält damit rückschrittlich an einem überkommenen Rollenbild für Männer fest. Das passt nicht dazu, dass andererseits immer wieder von Männern gefordert wird, sie sollten sich neuen Rollenmodellen stellen. Es wird Männern auch nicht gedankt, wenn sie sich etwa als Hausmann arrangieren. Hausmännerehen werden doppelt so häufig geschieden wie traditionelle. Es sind Frauen, die an einer bestimmten Rolle festhalten. In Fragen der gemeinsamen Sorge für Kinder hinkt Deutschland ebenfalls hinter her. Schon mehrfach hat auch der EU-Gerichtshof die Praxis deutscher Jugendämter kritisiert und Änderungen angemahnt.

Weitere Informationen über Männergesundheit unter http://www.imedo.de
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