fit und munter - Pressemitteilung - Julian fährt wieder Fahrrad

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Pressemitteilung - Julian fährt wieder Fahrrad

Am 23. September 2006 wurde der damals 9 Jahre alte Julian S. als Notfall mit dem Rettungshubschrauber in die BG Unfallklinik Tübingen (BGU) eingeliefert. Bei einem Unfall im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern war ihm der linke Unterschenkel komplett abgetrennt worden. Einem Spezialisten-Team der BG Unfallklinik gelang es, Julians abgetrennten Unterschenkel erfolgreich zu replantieren.

(P2D) Tübingen, 09.03.2009 - Zweieinhalb Jahre nach seinem dramatischen Unfall fährt Julian wieder Fahrrad. An seinem linken Unterschenkel sind noch Operationsnarben zu sehen, aber er kann seinen linken Fuß bewegen und spüren. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn Julians linker Unterschenkel wurde am 23. September 2006 bei einem Unfall von einem Maishäcksler komplett abgetrennt. Mit dem Rettungshubschrauber Christoph 22 des Bundeswehrkrankenhauses Ulm wurde Julian in die BG Unfallklinik in Tübingen geflogen. Hier wartete bereits das Replantations-Team der BGU auf das verletzte Kind. Julian, der vom Notarzt am Unfallort in Narkose gelegt worden war, wurde sofort in den Operations-Saal gebracht. Nachdem das durchtrennte Schienbein des Jungen vom Unfallchirurgen Oberarzt Dr. Andreas Badke mit einem äußeren Spanner fixiert und stabilisiert worden war, übernahm das Replantations-Team der Klinik unter der Leitung des Plastischen Chirurgen Prof. Dr. Oliver Rennekampff die Fortführung der Operation. Mit mikrochirurgischen Techniken unter Verwendung eines speziellen Operationsmikroskops wurden die durchtrennten Arterien und Venen an Julians Bein wieder miteinander verbunden. Nach einer vierstündigen Operation war Julians Bein wieder gut durchblutet. Zur weiteren Beobachtung und Intensivtherapie wurde Julian auf die Intensivstation verlegt.

"Bei der Behandlung einer Amputationsverletzung spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Der Verletzte hat deutlich bessere Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung, wenn er schnell in ein Traumazentrum mit Spezialisten für mikrochirurgische Replantationen verlegt wird", erklärt Prof. Dr. Hans-Eberhard Schaller, Chefarzt der Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der BGU und Ordinarius für Hand-, Plastische und Verbrennungschirurgie an der Eberhard Karls Universität Tübingen. "Ärztliches Wissen und Erfahrung spielen eine wichtige Rolle in der Behandlung schwerstverletzter Patienten. Als Facharzt für Plastische Chirurgie hat man eine sechs Jahre dauernde Facharztausbildung absolviert und verfügt durch diese Ausbildung und spezielle Erfahrungen über das entsprechend professionelle Know - how, um komplizierte, mikrochirurgische Eingriffe durchzuführen."
Prof. Dr. Kuno Weise, Ärztlicher Direktor der BG Unfallklinik und Ordinarius für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der Eberhard Karls Universität Tübingen ergänzt: "Auch die gut eingespielte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen medizinischen Fachbereichen des Traumazentrums wie Unfallchirurgie, Plastischer Chirurgie und Anästhesie ist ein weiterer wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Notfallbehandlung. In einer Klinik der Maximalversorgung wie der BG Unfallklinik steht rund um die Uhr hochqualifiziertes Personal in Bereitschaft zur Versorgung schwerstverletzter Patienten." Prof. Schaller erklärt weiter: "Bei Julian war bis zu diesem Zeitpunkt die Behandlung vom Unfallort bis zum Ende der Replantation optimal abgelaufen. Nun kam es darauf an, wie der Organismus des Kindes mit der schweren Verletzung und der Notwendigkeit weiterer Folgeoperationen fertig werden würde."

Nach fünf Tagen konnte Julian die Intensivstation verlassen. Sein replantiertes Bein hatte sich weiter gut entwickelt, trotzdem waren innerhalb der nächsten 14 Tage drei weitere Operationen nötig, um die Verletzungen der tieferen Gewebeschichten und der Haut zu behandeln. "Ein großes Problem in der Behandlung schwerer Verletzungen sind auftretende Infektionen. Sie gefährden den Heilungsverlauf des Wundareals und können im Extremfall sämtliche Organsysteme des Verletzten bedrohen", erklärt Prof. Schaller. "Bei einer Amputationsverletzung muss man immer von einer Verunreinigung der Wunde und der Gefahr einer Wundinfektion ausgehen. Deshalb haben wir Julian vom ersten Tag an mit Antibiotika behandelt. Es gab daraufhin bei Julian keine schwerwiegenden infektionsbedingten Komplikationen." Seine ersten Gehversuche unterstützt von seinen Eltern und einer Krankengymnastin machte Julian nach etwa 14 Tagen. Am 20. Oktober 2006 konnte Julian vorübergehend nach Hause entlassen werden. Sein verletztes Bein durfte er zu diesem Zeitpunkt bereits wieder mit halbem Körpergewicht belasten. "Die Behandlung der knöchernen Verletzungen mit einem äußeren Spanner, einem sogenannten Fixateur externe, ermöglicht die frühe funktionelle Beanspruchung des geschädigten Knochens. Diese ist eine wichtige Maßnahme zur Förderung der Knochenheilung, da sie die Bildung des sogenannten Kallus, der den gebrochenen Knochen wieder belastungsstabil macht, unterstützt", erläutert Dr. Andreas Badke.

Julians nächste Operation in der BG Unfallklinik war zu diesem Zeitpunkt bereits geplant. "Wir mussten noch die durchtrennten Nerven an Julians Bein rekonstruieren. Wir haben hierzu bei Julian körpereigenes Nervengewebe entnommen und an die Verletzungsstelle verpflanzt. Da es sich um körpereigenes Gewebe handelte, wurde keine Abstoßungsreaktion ausgelöst", erläutert Prof. Hans-Eberhard Schaller. "Nerventransplantationen sind ebenfalls nur an speziellen Zentren für Mikrochirurgie wie der BG Unfallklinik möglich."

Am 18. November 2006 verlies Julian die BG Unfallklinik wieder. Er konnte seinen linken Unterschenkel, der noch von einem externen Spanner unterstützt wurde, voll belasten. Der weitere Heilungsverlauf wurde in der Ambulanz der BG Unfallklinik regelmäßig kontrolliert. "Julians Verletzung war dramatisch und hätte bei ungünstigem Verlauf durchaus tödlich enden können. Zu seinem Glück funktionierte die Rettungskette beispielhaft gut. Die Versorgung der Amputationsverletzung in einem Traumazentrum war eine weitere wesentliche Voraussetzung dafür, dass Julians Bein replantiert und erhalten werden konnte", stellt Prof. Schaller zusammenfassend fest. Julians Mutter schrieb in einem Brief an Prof. Rennekampff, dass Julian seinen Fuß wieder spüren könne. Und dass er jetzt sogar wieder Fahrrad fahre.
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