Eine Gesellschaft, die schlecht mit
Pflegebedürftigen umgeht, verliert jede moralische Reputation. Da
wird niemand widersprechen;schwieriger wird es bei der Frage, wer
pflegen kann und will, woher Fachkräfte kommen, wie und von wem sie
bezahlt werden. Pflege in der Familie ist ein Idealbild, scheitert
jedoch oft im wahren Leben, ohne dass jemandem ein Vorwurf zu machen
wäre. Pflege durch ambulante Dienste oder im Heim ist trotz
Einführung der Pflegeversicherung - durchaus ein Verdienst des
Ministers Norbert Blüm - bisweilen kaum zu finanzieren. Zudem fehlt
ausgebildetes Pflegepersonal. Was oft bleibt, ist der Einsatz
osteuropäischer Kräfte, über deren Qualität und
Kosten-/Leistungsverhältnis es viele positive Urteile gibt. Nun
präsentiert die Bundesagentur für Arbeit einen Plan, der fast zu
schön klingt, um wahr zu sein. Durch eine Verkürzung der
Altenpflege-Ausbildung sei zumindest der Fachkräftemangel zu mildern:
Innerhalb von zwei Jahren könnten aus 31 300 arbeitslos gemeldeten
Pflegehelfern bis zu 10 000 examinierte Fachkräfte rekrutiert werden.
Zum einen stellt sich da selbst unter Berücksichtigung von
Vorkenntnissen die Frage, ob eine verkürzte Ausbildung den sehr hohen
Anforderungen an den Beruf gerecht wird. Zum Zweiten muss es
verwundern, dass überhaupt 31000 Pflegehelfer arbeitslos gemeldet
sind, wo es doch so an Ressourcen mangelt, dass auch für Helfer
Betätigungsfelder vorhanden sein sollten. Würden sie tatsächlich für
eine Weiterbildung zur Verfügung stehen? Oder sind darunter viele,
die die körperlichen Anforderungen gar nicht mehr erfüllen können?
Wenn tatsächlich nur eine bürokratische Hürde den Weg zu besseren
Verhältnissen versperrt, muss schnellstmöglich gehandelt werden. Ob
sich damit auch die Kostenfrage entschärfen ließe, ist allerdings
unklar.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de