Die Versorgung von Notfallpatienten und
Unfallopfern droht nach Auffassung der Arbeitsgemeinschaft
Rettungsassistentenschulen Deutschland (AgRD) bundesweit unter die
Räder zu kommen. Grund hierfür sind die Pläne von Bund und Ländern
für ein neues Notfallsanitätergesetz. Die Länder werden danach ihrem
gesetzlichen Auftrag, den Rettungsdienst zu gewährleisten, nicht mehr
nachkommen können, sagte der Sprecher der AgRD, Ingo Kolmorgen, heute
in Berlin.
Alle Hinweise der AgRD auf die unzureichenden
Finanzierungsgrundlagen seien im Gesetzgebungsverfahren ignoriert
worden. Vorgesehen sei unter anderem eine Nachschulung von
Rettungsassistenten zu Notfallsanitätern. Dies wird nach Berechnungen
der AgRD mit mindestens 40.000 Euro pro Rettungsassistent zu Buche
schlagen. Wer diese Kosten tragen solle, sei völlig unklar, sagte
Kolmorgen.
Auch personell sei für die Phase der Nachqualifizierung von
Rettungsassistenten keinerlei Vorsorge getroffen. Klar sei, dass
Rettungsassistenten in dieser Zeit für Einsätze nicht zur Verfügung
stehen. Wer ihr Gehalt weiterzahle und wie die personellen Lücken auf
Einsatzfahrzeugen geschlossen werden sollten, sei offen.
Die ersten Notfallsanitäter werden nach Einschätzung der AgRD
nicht vor Ende 2017 ihren Dienst antreten können. Damit droht eine
massive Verschärfung des schon bestehenden Fachkräftemangels im
Rettungswesen. Im schlimmsten Fall können Rettungswagen nicht zu
Einsätzen ausrücken. Chaotische Zustände seien daher vorprogrammiert,
und die Gefährdung von Menschenleben werde in Kauf genommen.
Zwar hat der Gesundheitsausschuss des Bundesrates inzwischen
Korrekturen beschlossen. So soll das bisher geltende
Rettungsassistentengesetz (RettAssG) ein Jahr länger als bisher
geplant in Kraft bleiben. Doch Kolmorgen ist überzeugt: "Solche
Übergangsfristen werden bei weitem nicht ausreichen, um die
Personalprobleme im Rettungswesen zu lösen." Im Übrigen werden die
Beschlüsse des Gesundheitsausschusses dazu führen, dass auf
Rettungswagen künftig Sanitäter mit einer "Schmalspurausbildung" von
drei Monaten eingesetzt werden. Außerdem plant der Gesetzgeber, die
eigentlich dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter auf die Hälfte
der Ausbildungszeit zu verkürzen. "Gemessen an der ursprünglichen
Absicht, Notarzteinsätze auf ein Minimum zu reduzieren, ist das ein
gefährlicher Rückschritt in die Steinzeit", so Kolmorgen.
Zugleich werden freie Schulen, die bisher 50 Prozent des in
Deutschland benötigten Rettungsdienstpersonals ausbildeten, in ihrer
Existenz bedroht. Das Gesetz soll nach Beschlüssen von Bundestag und
Bundesrat Anfang 2014 in Kraft treten. Mit einer Entscheidung des
Bundestages sei im Januar kommenden Jahres zu rechnen.
Die AgRD fordert den Gesetzgeber auf, ungeachtet der Pläne für ein
Notfallsanitätergesetz am RettAssG festzuhalten. Nur so ließen sich
schwerwiegende Folgen für die Organisation des Rettungswesens in den
16 Bundesländern abwenden.
Die AgRD ist die bundesweite Vertretung der freien und staatlich
anerkannten Rettungsassistentenschulen, die bis dato mit über 50
Prozent den größten Anteil der rettungsdienstlichen Fachausbildung in
der Bundesrepublik verantworten.
Pressekontakt:
Für Nachfragen steht Ingo Kolmorgen, Tel.: 0172 4040979,
(www.agrd.de; info@agrd.de)zur Verfügung.
Postanschrift: Arbeitsgemeinschaft Rettungsassistentenschulen
Deutschland (AgRD), Flintkampsredder 1-3, 24106 Kiel