fit und munter - Pflegenopolis 2030: 3,4 Millionen Pflegebedürftige / TK fordert: demografischen Wandel aktiv gestalten

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Pflegenopolis 2030: 3,4 Millionen Pflegebedürftige / TK fordert: demografischen Wandel aktiv gestalten


Im Jahr 2030 erwartet die Bundesrepublik eine
Pflegestation so groß wie Berlin. Eine aktuelle Studie der
Bertelsmann-Stiftung prognostiziert, dass schon in 18 Jahren etwa 3,4
Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sind, was der
Einwohnerzahl der Hauptstadt entspricht. Das sind eine Million
Pflegebedürftige mehr als heute und bis 2050 sollen weitere 800.000
hinzukommen. Parallel führt der demografische Wandel dazu, dass sich
die Gesamtzahl der Menschen, die in Deutschland leben, infolge der
Geburtenrückgänge deutlich reduziert. Statistisch gesehen bekommen
Frauen in Deutschland derzeit knapp 1,4 Kinder. 2,1 Kinder müssten es
sein, um die heutige Bevölkerungsgröße zu halten. Wie verändert sich
eine Gesellschaft, in der die Zahl der Menschen insgesamt sinkt, in
der immer mehr Menschen immer intensivere Pflege benötigen, aber
immer weniger potenzielle Pflegekräfte zur Verfügung stehen?

Holger Park, Leiter des Fachreferates Pflege bei der Techniker
Krankenkasse: "Es ist sicherlich eine große Aufgabe, dem wachsenden
Bedarf gerecht zu werden. Wichtig ist, dass man rechtzeitig eine
ehrliche Diskussion führt, wie wir dafür Sorge tragen, dass auch
unter wandelnden demografischen Bedingungen ein würdevolles Altern
möglich ist."

Erfreulicherweise werden die Menschen immer älter. Im Jahr 2030
können Männer von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 81
Jahren, Frauen sogar von 85,7 Jahren ausgehen. "Deshalb gehen wir
nicht nur davon aus, dass es immer mehr pflegebedürftige Menschen
gibt, sondern die Pflege wird auch aufwändiger, da pflegeintensive
Erkrankungen wie Demenz häufiger auftreten werden", so der
TK-Experte. Der demografische Wandel wirkt sich regional sehr
unterschiedlich aus. Nach Prognosen der Bertelsmann-Stiftung steigt
die Zahl der Pflegebedürftigen im Harz, in Bremen und in Kassel kaum
an, in Brandenburg sowie einigen Kommunen in Bayern verdoppelt sich
der Pflegebedarf dagegen. Für ganz Deutschland wird für ganz
Deutschland 2030 das Fehlen einer halben Million Pflegekräfte
vorausgesagt.

Laut TK braucht es nicht nur ein mehr an Pflege, sondern auch eine
Professionalisierung. "Natürlich sind in der Pflege vor allem
Zuwendung und Empathie gefragt. Ebenso wichtig ist aber auch die
medizinische Kompetenz in der Behandlungspflege. Dabei geht es auch
darum, wie man mit schwer Demenzkranken umgeht. Denn wir müssen
verhindern, dass - wie jüngst in Bremen geschehen - pflegebedürftige
Menschen misshandelt werden, weil die Pflegkräfte überfordert sind."
Ob es deswegen nötig ist, das Abitur für alle Pflegeberufe generell
vorauszusetzen, wie von der EU gefordert, darf laut TK zumindest in
Frage gestellt werden.

"Es zeigt sich aus verschiedenen Gründen, dass sich in den
kommenden Jahren ein immer größerer Teil der Pflege aus den Familien
in den professionellen Bereich verlagert. Das hängt zum einen damit
zusammen, dass die teils schweren Fälle Zuhause nicht mehr zu
bewältigen sind, zum anderen ändern sich aber auch die Lebenswelten
der Familien", so Pflegeexperte Park.

Derzeit werden fast 70 Prozent der Pflegebedürftigen, das sind
über 1,6 Millionen Menschen, zu Hause versorgt. In gut einer halben
Million Fällen unterstützt ein Pflegedienst die Angehörigen. Gut eine
Million Pflegebedürftige werden ausschließlich von ihren Angehörigen
betreut, in der Regel von nicht-erwerbstätigen Frauen der Familie.
Der demografische Wandel geht aber auch damit einher, dass immer mehr
Frauen erwerbstätig sind und deshalb als Pflegekräfte ausscheiden
oder Arbeit und Pflege miteinander vereinbaren müssen. Oft erfordert
der Arbeitsmarkt von den Beschäftigten aber Flexibiliät und Mobiliät,
so dass es ihnen überhaupt nicht möglich ist, sich um die Pflege von
Angehörigen zu kümmern. Dennoch ist die Pflege noch immer ein
Tabuthema, da ungern darüber gesprochen wird, dass eine Pflege
Zuhause nicht möglich ist und eine Heimunterbringung häufig als
"Abschieben" kritisiert wird.

"Dies zeigt, wie vielschichtig die Problematik ist", erklärt Park.
"Wenn wir darüber sprechen, wie die Pflege angesichts unserer
veränderten Bevölkerungsstrukturen zu bewältigen ist, müssen wir auch
über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen. Deshalb ist
dies nicht nur ein Thema der Kranken- und Pflegekassen. Vielmehr
brauchen wir einen gesellschaftlichen Konsens, wie wir die Pflege
gestalten, fördern und anerkennen. Dabei müssen wir Wege finden, die
sowohl gesellschaftlich akzeptabel sind als auch wirtschaftlich
tragfähig." Wichtig sei rechtzeitig in Fachpersonal zu investieren
und sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. "Wir haben ja sehr
konkrete Daten zum anstehenden Pflegebedarf und auch diejenigen, die
als Pflegende im Jahr 2030 in Frage kommen, sind ja heute schon auf
der Welt", so Holger Park.

Erste Schritte sind bereits eingeleitet: Zum ersten Januar 2013
treten gesetzliche Regelungen in Kraft, die erstmals auch Pflegegeld
für die Pflege Demenzkranker durch Angehörige oder
Pflegesachleistungen bei Pflege durch Fachkräfte im eigenen Zuhause
vorsieht. Außerdem werden die Rentenansprüche bei Mehrfachpflege
verbessert, pflegende Angehörige erhalten künftig auch in ihrer
Erholungszeit die Hälfte des Pflegegeldes und selbstorganisierte
Wohngruppen werden durch eine Pauschale bezuschusst. Die Private
Pflege-Vorsorge wird zudem ab 2013 mit einer staatlichen Zulage von
60 Euro im Jahr gefördert.

Für betroffene Familien bietet die TK auf ihrer Internetseite
www.tk.de unter dem webcode 019550 viele Tipps und Informationen rund
um das Thema Pflege.

Hinweis für die Redaktionen: Weitere Informationen rund um das
Thema "Demografischer Wandel" enthält der aktuelle TK-Medienservice.
Die vollständige Ausgabe finden Sie im online-Pressecenter unter
www.presse.tk.de



Pressekontakt:
Michaela Hombrecher
040-6909-2223, michaela.hombrecher@tk.de,
Social Media Newsroom: www.newsroom.tk.de, www.twitter.com/TK_Presse
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