Die Analyse der Ausgangslage zur Energiewende läutet einen Strategiewechsel der Inselgemeinde Juist Töwerland auf dem Weg zur Klimaneutralität ein. Bisher standen neben handfesten Projekten wie der Eruierung der CO2-Bilanz im Jahr 2008 vor allem Maßnahmen im Vordergrund, die sich mit der Frage beschäftigten, wie die schon vorhandene Akzeptanz der ehrgeizigen Klimaziele bei Inselbevölkerung und Gästen weiter erhöht werden kann. Die zukünftigen strategischen Maßnahmen basieren weitestgehend auf der Theorie der "Dritten Industriellen Revolution" des US-amerikanischen Soziologen, Ökonomen und Publizisten Jeremy Rifkins und sehen vor, neben der Klimaneutralität auch die Energieautarkie umzusetzen und eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zu erreichen.
Die Strategie basiert auf Maßnahmen in fünf Bereichen. Es geht um
1.den Umstieg auf erneuerbare Energien: Für Juist kommen hier zum Beispiel Windenergie, Photovoltaik, Geothermie und Biomasse in Frage.
2.die Umwandlung des Baubestandes in Mikrokraftwerke, die unter anderem die erneuerbaren Energien vor Ort erzeugen sollen. Dies soll im ersten Schritt vor allem bei Gebäuden der Gemeinde geschehen, aber auch bei Gewerbetrieben und in Privathäusern.
3. den Einsatz von Wasserstoff- und anderen Energiespeichern zur Speicherung der unregelmäßigen erneuerbaren Energien.
4. die Nutzung von Internettechnologie, um das Stromnetz in ein Energy-Sharing-Netz (Intergrid) zu verwandeln, über das lokale Überschüsse der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden können.
5. Umstellung der Mobilität auf Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge, die Strom über ein intelligentes und interaktives Stromnetz kaufen und verkaufen können.
Die Inselgemeinde Juist hat nun den regionalen Energieversorger, die EWE Energie AG, beauftragt, bis zum Ende des Jahres 2013 die Ausgangslage der Inselgemeinde Juist zur Energiewende zu analysieren. Dabei werden konkret in IST-Analysen die Möglichkeiten und Grenzen der wesentlichen regenerativen Erzeugungsformen Wind, Photovoltaik, Biogas und Biothermie überprüft. Die kommunalen Liegenschaften und so gut wie alle Dächer privater Gebäude werden auf die Frage hin durchleuchtet, inwiefern sie zur Energiegewinnung beitragen können und schließlich die Netz- und Speichersituation auf Juist analysiert.
Die Ergebnisse werden der Inselgemeinde in einem abschließenden Workshop präsentiert, mit dem Ziel, die Bürger und auch die Gäste in die Abstimmung der weiteren Schritte einzubeziehen. "Mittelfristig wollen wir prüfen, ob wir unter der Federführung der Gemeinde und der aktiven Beteiligung der Bürger der Inselgemeinde Juist eine Energiegenossenschaft auf die Beine stellen", sagt Thomas Vodde, Leiter Marketing und Event der Inselgemeinde Juist.
Futouris, die touristische Nachhaltigkeitsinitiative, unterstützt die Inselgemeinde Juist auch 2013 als gemeinsames Branchenprojekt aller Vereinsmitglieder. Der Initiative geht es vor allem um Antworten auf die Frage, wie der Tourismus zum Ziel der Klimaneutralität beitragen kann. "Aus unserer Sicht ist besonders wichtig, dass alle Schritte, die Juist in der nächsten Zeit geht, Modellcharakter für andere touristische Destinationen haben werden", sagt Andreas Koch, 1. Vorsitzender von Futouris. "Von der Energieanalyse erhoffen wir uns dabei wichtige Aussagen für die weitere konzeptionelle Ausrichtung."