fit und munter - "An den Rechtsstaat glaube ich nicht mehr!" Die Samstags-Dokumentation "Unschuldig im Gefängnis - Justizopfer und ihr Kampf gegen Fehlurteile" am 1. Dezember 2012 um 22:00 Uhr bei VOX

fit und munter

"An den Rechtsstaat glaube ich nicht mehr!" Die Samstags-Dokumentation "Unschuldig im Gefängnis - Justizopfer und ihr Kampf gegen Fehlurteile" am 1. Dezember 2012 um 22:00 Uhr bei VOX


In Deutschland werden jährlich rund 800.000
Straftaten vor Gericht verhandelt - fundierten Schätzungen zufolge
sind davon etwa 20 Prozent Fehlurteile. Die Justizirrtümer können
jeden treffen - zu Unrecht müssen Betroffene dann unter Geldstrafen,
Bewährungsurteilen oder sogar mehreren Jahren Haft leiden. In der
zweistündigen Samstags-Dokumentation "Unschuldig im Gefängnis -
Justizopfer und ihr Kampf gegen Fehlurteile" (am 1. Dezember um 22:00
Uhr VOX) berichtet Süddeutsche TV über Menschen, für die dieses
unfassbare Schicksal Realität wurde.

Dem Familienvater Ralf Witte aus Hannover wird 2001 vorgeworfen,
sich an der damals 15-jährigen Jennifer vergangen zu haben. Zur
angeblichen Tatzeit war Witte auf einem Familienfest - mit über 30
Zeugen eigentlich ein wasserdichtes Alibi. Doch die Falschaussage des
Teenagers und mangelhafte Gutachten bringen den Straßenbahnfahrer
hinter Gitter. Sein Urteil: zwölf Jahre und acht Monate Haft - sowie
ein ruinierter Ruf. "Von fremden Menschen als Kinderschänder betitelt
zu werden - und die rotten sich dann alle zusammen, da lebt man
jahrelang mit Angst", berichtet das Justizopfer. Nach fünf Jahren in
Haft gelingt es Rechtsanwalt Johann Schwenn bei einem
Wiederaufnahmeverfahren die Freiheit des Familienvaters zu erkämpfen
- dabei kommt unter anderem heraus, dass das angebliche Opfer ein
ärztliches Attest gefälscht hat. Doch die Jahre in Haft haben bei
Ralf Witte Spuren hinterlassen. "Mithäftlinge wollen mit
Kinderschändern duschen gehen. Dann gibt es in der Dusche auf die
Nase und Schlimmeres", so der 48-Jährige. Aufgrund seiner
traumatischen Erlebnisse ist Ralf Witte heute arbeitsunfähig, er
leidet unter starken Angstzuständen - jetzt rauben ihm die mühsamen
Verhandlungen um Haftentschädigung und Verdienstausfall mit dem
Justizsenator weiter Kraft.

Monika de Montgazon saß 889 Tage unschuldig im Frauengefängnis.
Die Berlinerin soll 2003 ihren schwer krebskranken Vater umgebracht
haben, indem sie Feuer in seinem Haus legte. Obwohl die Arzthelferin
kein Motiv hat und mehrfach ihre Unschuld beteuert, sprechen
angeblich zuverlässige Brandgutachten gegen sie. Wegen "Totschlag mit
besonderer Schwere der Schuld" wird Monika de Montgazon zu einer
lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. "Irgendwie denkt man, dass
das alles nicht sein kann und man gleich wieder frei gelassen wird.
Es kann ja gar nicht sein, dass man eingesperrt werden soll",
erinnert sich die heute 53-Jährige. Erst nach über zwei Jahren
gelingt es ihrer Familie, durch weitere Brandgutachten zu beweisen,
dass bei den früheren Gutachten schwere Fehler gemacht wurden. Doch
auch die Freilassung bedeutet für Monika de Montgazon kein Happy End.
Ihre Möbel sind verbrannt oder entsorgt, die hohen Rechnungen der
privaten Brandgutachter sorgen für einen Schuldenberg und durch das
Stigma von Gefängnis und Verurteilung wird sie nicht mehr als
Arzthelferin eingestellt. "An den Rechtsstaat glaube ich nicht
mehr!", sagt die heutige Kneipenbesitzerin, deren Fehlverurteilung
als einer der schwersten Justizirrtümer der vergangenen Jahre gilt.

Der Tatort-Schauspieler Joe Bausch arbeitet seit über 25 Jahren
als Arzt in der JVA Werl. Durch seinen Alltag hinter Gittern weiß er,
welche Spuren ein Gefängnisaufenthalt bei Menschen hinterlässt. Viele
leiden durch die Inhaftierung an psychischen Problemen - besonders
gefährdet sind unschuldig Gefangene: "Selbst wenn man weiß, dass man
schuldig ist, ist es ein Albtraum - aber dann noch zu wissen, dass
man unschuldig ist, das ist dann schon etwas, wo man denkt, wann hört
dieser Film auf?". Auch Joe Bausch erlebt, dass auf viele Gefangene
nach der Entlassung enorme Probleme warten: "Wenn man nach fünf
Jahren aus dem Knast kommt - auch unschuldig - kriegt man den Geruch
nie mehr aus der Jacke."

Dies und mehr zeigt VOX in der Samstags-Dokumentation "Unschuldig
im Gefängnis - Justizopfer im Kampf gegen Fehlurteile" am 1. Dezember
um 22:00 Uhr.



Pressekontakt:
VOX Presse und Kommunikation, Magnus Enzmann, Tel.: 0221/456-81518
Bei Fotowünschen: VOX Bildredaktion, Lotte Lilholt, Tel.:
0221/456-81512
Login
Einstellungen

Druckbare Version

Artikel Bewertung
Ergebnis: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich die Zeit und bewerten diesen Artikel
Excellent
Sehr gut
Gut
Okay
Schlecht

Verwandte Links
Linkempfehlung

Diesen Artikel weiter empfehlen: