Wenn sie die Diagnose Diabetes erhalten, sind die Patienten häufig verunsichert. "Jeder erzählt mit voller Überzeugung etwas anderes: Diät, Sport, Tabletten, Insulin spritzen, Zwischenmahlzeiten, vermeintliche Geheimtipps wie Zimt, Hafertage, Stevia - die Patienten erhalten so viele teils gegensätzliche Informationen, dass sie kaum einschätzen können, was ihnen wirklich hilft", erläutert Dr. Matthias Riedel aus dem Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN). Die meisten Menschen, bei denen Diabetes festgestellt wird, erkranken an Diabetes Typ 2, dem sogenannten Erwachsenendiabetes. Von dieser Art des Diabetes haben zwar die meisten Patienten schon einmal gehört, jedoch können sie die Risiken, die eine solche Erkrankung mit sich bringt, kaum realistisch einschätzen.
Diabetologen und Hausärzte behandeln Hand in Hand
Die Patienten werden nach der Diagnose in Disease Management Programme (DMP) einge-schrieben. Im Rahmen dieser sogenannten "Chronikerprogramme" arbeiten Hausärzte und Diabetologen besonders eng zusammen, um die Patienten optimal behandeln zu können. "Man kann nicht pauschal eine bestimmte Behandlung empfehlen, denn die Therapie des Diabetes ist immer individuell. Was in jedem Fall hilft, sind Bewegung und eine der Krankheit angepasste Ernährung", erklärt Dr. Riedel. Außerdem sollte jeder Patient sobald die Diagnose gestellt wird, an einem Schulungskurs für Diabetiker teilnehmen. Dort erfahren die Patienten, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen können und erhalten auch Informationen über eine sinnvolle Ernährung. Wenn der behandelnde Hausarzt solche Schulungen nicht anbieten kann, besteht das Angebot auf jeden Fall in der nächstgelegenen diabetologischen Schwerpunktpraxis.
Unterschätzte Volkskrankheit
"Diabetes hat sich in den vergangenen Jahren zu einer richtigen Volkskrankheit entwickelt. Jeder zwölfte Erwachsene, bzw. jeder Zehnte über 50 und sogar jeder fünfte über 65-Jährige in Deutschland hat mittlerweile Diabetes Typ 2", führt Dr. Riedel aus. Bei über der Hälfte der Patienten wird die Krankheit vererbt, oft über Generationen, in unterschiedlichen Ausprägung und verschiedenen Altersklassen. Dabei erkranken die Betroffenen meist jünger als ihre Vorfahren. "Die Oma bekommt Diabetes mit 70, der Vater mit 55 Jahren und der Sohn dann bereits mit 40 Jahren. Dies hat viel mit der Lebensweise zu tun. Wir bewegen uns weniger als unsere Vorfahren, essen zu viel und leben häufig zu unbedacht", erklärt Dr. Riedel. "Die Krankheit ist zwar sehr verbreitet, aber die Diagnose ist dennoch häufig ein Schock, gerade weil so viel Halbwissen existiert. Deswegen ist es wichtig, sich von Beginn an bestmöglich behandeln zu lassen -am besten im Chronikerprogramm.