Dieser Frage geht der 12. Deutsche Präventologen Kongress am 27. April 2013 in Düsseldorf nach. Der Kongress, der im Rahmen der 30. CAM- Messe, der europäischen Messe für komplementäre und alternativen Medizin, stattfindet, versucht Antworten darauf zu geben, wie wir durch gezielte medizinische Prävention unser Leben verbessern können.
Warum ist Prävention für unsere Gesellschaft immer wichtiger? Am Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft setzt sich eine neue Organisationskultur durch. Der Mensch mit seinen kreativen Fähigkeiten gerät ins Zentrum der Produktionsverhältnisse. Arbeitsteilige und hierarchische Produktionsweisen werden heute durch autonome und flexible Gruppenarbeit ersetzt. Die Produktivität von sozialen Systemen mit ihrer Fähigkeit zur Selbstorganisation und zur lernenden Anpassung an sich ständig wandelnde Anforderungen übertrifft die Ergebnisse der alten Fließbandarbeit und die lernende Organisation wird zum Inbegriff der Veränderungen im Arbeitsleben.
Qualitative Produktinnovationen und der Wert des Humankapitals lösen quantitative Wachstumsprozesse und die Bedeutung der materiellen Güter ab. Zwischen Mensch und Technik entsteht dabei ein neues Verhältnis und der damit verknüpfte kulturelle Wandel verändert auch die Gesundheitsversorgung. Krankheit wird künftig nicht mehr als Defekt einer Körpermaschine gesehen, sondern sehr viel mehr als Zeichen von Beziehungsstörungen. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass gute Beziehungen heilen und die Sorge um gute Beziehungen in einem Unternehmen wird zur wichtigen Aufgabe für die Führungskräfte. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist also Bestandteil der Wertschöpfungsprozesse für erfolgreiche Unternehmen und Organisationen. Investitionen in die Gesundheit von Mitarbeitern stärken die Produktivkraft und bestimmen über den Erfolg auf den Zukunftsmärkten. Das will Dr. Ellis Huber, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Präventologen, in seinem Vortrag aufzeigen.
Stress und Arbeit - mit diesem Thema setzt sich Dr. Rolf Simon in seinem Vortrag auseinander. In der Europäischen Union ist arbeitsbedingter Stress nach Rückenschmerzen das zweithäufigste arbeitsbedingte Gesundheitsproblem. Rund 28 % der Beschäftigten der EU sind betroffen. Arbeitsbedingter Stress entsteht durch psychische Überforderungen der Beschäftigten. Die Anzeichen für arbeitsbedingten Stress bei Mitarbeitern sind vielfältig. Anhand eines großen Autohändlers wird Dr. Simon Wege zur betrieblichen Stressbewältigung aufzeigen, also die Fragen beantworten, wo und wie Verhältnisprävention konkret möglich und wo in der Verhaltensprävention diese am kann schnellsten und kostengünstigsten wirksam ist. Das Ergebnis in seinem Beispiel: Das Betriebsklima hat sich in diesem Betrieb äußerst positiv verändert, alle Mitarbeiter sind inzwischen autonom in puncto Stressbewältigung. Wesentliches zeit-und kostensparendes Umsetzungstool war dabei ein Selbstlernprogramm zur Stressbewältigung.
Einen Erfahrungsbericht zum Thema Gesundheit und Lebenskompetenz für Mitarbeiter und Führungskräfte stellen die beiden Präventologinnen Christine Stehling und Anett Wöhler in Düsseldorf vor. Welches Unternehmen möchte nicht gesunde, motivierte und leistungsstarke Mitarbeiter? Das Training Gesundheit und Lebenskompetenz, das im Jahre 2011 vom Berufsverband Deutscher Präventologen ins Leben gerufen wurde, zielt genau darauf ab. Dies hat auch die Jury des Deutschen Wellness Verbandes, der führenden Organisation für die Wellnessbewegung in Europa, erkannt und das Training mit dem Innovation Award 2012 als bestes Gesundheitskonzept ausgezeichnet. Kernziel des Trainings ist die Aktivierung der eigenen Gesundheitsressourcen sowie die Wiederentdeckung, Mobilisierung und Stärkung der Gesundheit und Lebenskompetenzen. Anett Wöhler und Christine Stehling berichten von ihren Erfahrungen in Unternehmen - beginnend bei der Akquise, über die Trainingseinheiten bis hin zu den positiven Auswirkungen auf die Mitarbeiter und die vorteilhaften Aspekte für das gesamte Unternehmen.
Es gibt viele Meinungen über die Abgrenzungen und die Inhalte eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM).
Für die einen ist es nur einfach die Rückenschule, für andere wiederum ein ganzheitlicher Ansatz für Unternehmen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem täglichen Tun und Handeln im betrieblichen Umfeld mit einer Kultur der Achtsamkeit im Unternehmen zu begegnen. Für Gabriele und Gerhard Naumer ist BGM eine Unternehmensstrategie, mit einer ganzheitlichen Denk- und Betrachtungsweise, die das Wohlbefinden der Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellt und dessen Wirken und Handeln fördert, fordert und wertschätzt. BGM sieht aus der Sicht der Naumers den Mitarbeiter als Erfolgsfaktor und nicht als Kostenfaktor. Gabriele Naumer: "BGM ist eine Investition in die Gesundheit der Mitarbeiter, denn wer in die Gesundheit seiner Mitarbeiter investiert, investiert in die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft seines Unternehmens. Gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind leistungsfähiger, belastbarer und motivierter. Wer positives leistet, ist zufrieden, psychisch ausgeglichen und fördert ein Betriebsklima, in dem sich ein Unternehmen erfolgreich entwickeln kann".
Aufgrund des steigenden Rentenalters, derzeit auf 67 Jahre, nimmt der Wert der Gesundheitsförderung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Arbeitsleben und darüber hinaus zu. Gerhard Naumer: "Erfolgreiches BGM heißt deshalb, Kennzahlen zur Verfolgung und Entwicklung von weichen Faktoren gegenüber harten Faktoren zu entwickeln und in die Zahlenwelt des Controllings einzubinden. Damit kann der "Return of Invest" auch im Humankapital nachgewiesen werden". Gabriele und Gerhard Naumer wollen in ihrem Vortrag also ganz konkret aufzeigen, wie Unternehmen diese Ressource mit einem ganzheitlichen Ansatz aktiv fördern können und so einen wettbewerbsstarken Erfolgsfaktor schaffen.
Seit unendlich vielen Jahren trainieren wir Führungskräfte, wie sie die "Weichen Faktoren" (Vertrauen, Kommunikation, Team- und Eigen-Entwicklung) in ihrem Führungsalltag realisieren können, damit in ihrer Unternehmenskultur die Verbindung von Produktivität und Menschlichkeit gefördert wird. Unerwartete Hilfe haben wir dabei von den Vertretern
der harten Faktoren erhalten, den McKinseys, mit ihrer Erkenntnis: "Weich ist hart" (Peters/Waterman 1982).
Diese Erkenntnis hat aus der Sicht von Prof. Dr. Bernd Fittkau nichts an Aktualität verloren: Fittkau: "Angesichts des gestiegenen Anforderungsdrucks reagieren die Mitarbeiter verstärkt mit psychischen Belastungsstörungen. Die Kosten für die Betroffenen und Betriebe
sind (durch die Produktivitätsausfälle, Verschlechterung der Unternehmenskultur und für unser Gesundheitssystem) erheblich". Wie also können Führungskräfte in ihrer täglichen Kooperation mit ihren Mitarbeitern/innen durch Betonung der "Weichen Faktoren"
die "Salutogenese-Bedingungen" (Verstehbarkeit-Handhabbarkeit-Sinnhaltigkeit) verbessern helfen?
Oder bleibt uns angesichts des steigenden Wettbewerbsdrucks, des herrschenden Erfolgs-, Eigennutz- und Gier-Treibers "Finanzgewinn", der Informationsüberflutung durch technische Medien und schwindender zwischenmenschlichen Kommunikation und den sich verschärfenden Krisensymptomen ... nur ein fatalistisches Mitschwimmen und der
Rückzug ins Private?
In seinem Workshop will Prof. Dr. Fittkau mit seinen Teilnehmer/innen die praktischen Möglichkeiten im eigenen betrieblichen Umfeld ausloten und klären, wie sie zukünftig noch mehr als "Gesundheitsförderer" für sich und das Personal tätig werden können.
Auch im Vortrag von Peter Elster spielt die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit eine große Rolle. Sie ist notwendig um im Berufsleben den heutigen Anforderungen gerecht zu werden. In der Allgemeinheit wird die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit jedoch oft mit Fitness gleichgesetzt, was durch Sport und Fitnesscenter erreicht wird. Allerdings wir dabei vergessen, dass der Bauch denkt und das Hirn lenkt. Eine hohe körperliche oder geistige Leistung ist ohne einen gut funktionierenden Darm unmöglich. Im Vortrag von Peter Elster werden die entsprechenden Zusammenhänge erklärt und Möglichkeiten aufgezeigt, wie durch einen optimalen Darm das Leistungsvermögen ohne zusätzlichen Aufwand erhöht und gehalten werden kann.
"Gesunde Lehrer - gesunde Schulen - gelingende Bildungsprozesse" - das ist der Titel des Vortrages von Dorothee Remmler Bellen und Jan Lehmann. Dabei geht es um Gesundheitsmanagement in Schulen, welche ein ganz besonderes, maßgeschneidertes Gesundheitskonzept benötigen. Die Referenten werden aufzeigen, wie Gesundheit sich in den Schulen entwickeln kann, bei allen am Bildungsprozess beteiligten Personen und der gesamten Organisation. Das betrifft einerseits natürlich die Lehrkräfte, insbesondere auch die Schulleitung, das betrifft aber auch die Schüler und Eltern und ebenso den Hausmeister oder die Schulsekretärin. Gesundheitsentwicklung umfasst eben neben Maßnahmen der Verhaltensprävention insbesondere auch die Verhältnisprävention. Um dies alles umzusetzen und nachhaltig zu gestalten, ist es hilfreich, wenn Schulen professionelle Begleitung und Unterstützung in Anspruch nehmen. Der Workshop gibt hierzu sowohl Informationen, wie auch praktische Beispiele und lädt zum Mitmachen und Ausprobieren ein.
Zeitgleich zum Deutschen Präventologen Kongress präsentieren wieder rund 200 Aussteller Produkte und Dienstleistungen aus der Welt der Gesundheit auf dem Messegelände. Alle wichtigen Anbieter sind in Düsseldorf präsent- angefangen bei der Akupunktur, über Labordiagnostik, Medizintechnik und Pharmazie bis hin zum Praxisbedarf. Geboten wird ein breiter Querschnitt der Branche, der allein schon den Weg nach Düsseldorf lohnenswert macht. Dazu Torsten Fuhrberg, Geschäftsführer der Düsseldorfer Messegesellschaft MCO: "Düsseldorf als Standort für Medizinmessen und -Kongress ist inzwischen Weltspitze. Sowohl der Präventologen Kongress als auch die CAM 2013 unterstreichen diese Bedeutung auf ihre Weise für alle sichtbar sehr eindeutig".
Weitere Informationen über den Kongress und die Messe sind erhältlich unter: www.praeventologen-kongress.de und www.cam-expo.eu