Der stern zeigt in der aktuellen Ausgabe 51/2012
den großen "Gesundheitsatlas Deutschland". Mittels umfassender
Datenanalyse wird deutlich: Gesunde Deutsche leben an Orten, wo sich
Gebildete und Einkommensstarke finden. Dort, wo der Mensch mutmaßlich
früh lernte, auf seinen Körper zu achten.
Ob es um den Rücken oder das Herz geht: In Deutschland sind die
Menschen in wirtschaftlich starken Regionen wie Bayern und
Baden-Württemberg besonders gesund. Das zeigt der stern, der die
regionalen Unterschiede beim Thema Gesundheit unter die Lupe genommen
hat. So wohnen die langlebigsten Deutschen im Münchner Umland -
genauer gesagt im Landkreis Starnberg. Anhand der Analyse wird
deutlich: Hierfür sind Bildung und Wohlstand verantwortlich.
Lebenserwartung ist im Landkreis Starnberg am höchsten
Im Landkreis Starnberg leben Frauen und Männer deutlich länger als
an anderen Orten Deutschlands. Dort haben 60-jährige Männer im
Durchschnitt noch fast 25 Jahre vor sich, Frauen verbleiben sogar
knapp 27 Jahre. Am Starnberger See wohnen die meisten
Einkommensmillionäre - und es gibt die höchste Ärztedichte
Deutschlands. Der Kreis liegt um mehrere Jahre über dem bundesweiten
Durchschnitt von 21,6 Jahren für 60-jährige Männer und 25,1 Jahren
für gleichaltrige Frauen. Noch größer ist der Abstand der
Methusalem-Region zu den gesundheitlich am stärksten benachteiligten
Städten und Kreisen Deutschlands. Zu den Problemzonen zählen unter
anderem Gelsenkirchen (NRW), Pirmasens (RLP) und der Landkreis
Jerichower Land (SA).
Die Statistik, die eine ausgeprägte gesundheitliche Ungleichheit
im Land belegt, ist Teil einer umfassenden Analyse großer
Datenbestände, die der stern für seine Titelgeschichte der Ausgabe 51
"Gesundheitsatlas Deutschland" angefertigt hat. Neben der Darstellung
der Lebenserwartung sind darin flächendeckende Karten zu
Herzkrankheiten, Rückenleiden, Brust- und Lungenkrebs sowie
Depressionen enthalten. Die Übersichtskarten weisen die Daten der
mehr als 400 Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands aus.
Reporter reisten in die "gesündesten" Regionen, um sich vor Ort ein
Bild zu machen, was die Ursachen der jeweiligen Bestplatzierungen
sind.
Herzen schlagen in Münster am längsten und die stärksten Rücken
gibt es in Heidelberg
Münster (NRW) erwies sich als die Stadt mit den wenigsten
Sterbefällen durch Herzinfarkte - und ebenso als Metropole der
Radfahrer. Am wenigsten von Rückenschmerz gequält sind offenbar die
Einwohner der Stadt Heidelberg (BW): Eine junge Bevölkerung, ein
geringer Anteil schwerer körperlicher Arbeit zugunsten eines umso
größeren Dienstleistungssektors sowie ein hohes
Gesundheitsbewusstsein tragen dazu bei.
Lungenkrebs macht sich in Schwabach und Rottweil rar
Eine eindeutige Beziehung früheren Rauchverhaltens zur heutigen
Lungenkrebssterblichkeit (häufigste tumorbedingte Todesursache der
Männer) zeigte sich bei der Betrachtung der diesbezüglichen Daten:
Verschont bleiben vor allem die Menschen in der Stadt Schwabach (BY)
und im Landkreis Rottweil (BW). Hier sind hauptsächlich
Bevölkerungsgruppen beheimatet, die aufgrund ihres Bildungsgrades und
der sozialen Stellung durch die Nikotinsucht wenig gefährdet sind:
Allgemein zeigt sich, dass bessergestellte Gruppen individuell und
insgesamt lebenslang weniger rauchen. Weitere Risikofaktoren für den
Lungenkrebs sind zum Beispiel auf die Beschäftigung im Bergbau
zurückzuführen und entsprechend regional verteilt.
Brustkrebs zeigt kaum regionale Muster
Anders sieht die Landkarte beim Brustkrebs aus: Hier zeigen sich
kaum klare regionale Muster. Experten führen das vor allem auf die
von vielen Risikofaktoren (darunter auch erbliche) bestimmte
Entstehungsweise der bei Frauen für die meisten Todesfälle
verantwortlichen Tumorart zurück. Die Städte Zweibrücken (RLP),
Weimar (TH) und Offenbach (HE) führen die "Gesunden"- Rangliste an.
Depressionen auf Rügen selten diagnostiziert
Die wenigsten Depressions-Diagnosen wurden auf Rügen gestellt;
überhaupt fallen ostdeutsche Regionen durch ihre niedrigen Fallzahlen
in dieser Diagnosegruppe auf. Rückschlüsse auf die tatsächliche
Verbreitung von Depressionen sind schwierig, denn neben der sehr
unterschiedlichen Versorgung mit Psychiatern und Psychotherapeuten
haben gerade in diesem Krankheitsfeld soziale und
Mentalitätsunterschiede großen Einfluss auf die Zahl der ärztlich
dokumentierten Fälle.
Zur Methode
Grundlage der Analyse waren umfassende Datensätze: Mithilfe der
Diagnosedaten aller 17,7 Millionen stationären Klinikpatienten des
vergangenen Jahres konnte die Häufigkeit schwerer Rückenleiden
bestimmt werden, die amtliche Todesursachenstatistik der Bundesländer
lieferte Angaben zu den an Herzkrankheiten, Lungenkrebs und
Brustkrebs Verstorbenen. Als Grundlage der Auswertung zu
Depressions-Diagnosen diente eine Studie des Zentralinstituts für die
kassenärztliche Versorgung, die auf den Abrechnungsdaten aller
gesetzlich Versicherten basiert. Die Fallzahlen wurden jeweils auf
die Bevölkerung der Landkreise und kreisfreien Städte bezogen. Auf
eine Altersstandardisierung wurde dabei bewusst verzichtet, um auch
den Einfluss der Altersstruktur in diesen Regionen deutlich zu
machen. Rund 38 200 Werte aus verschiedenen Quellen flossen in die
Auswertung ein, dazu mehr als 6600 ergänzende Angaben etwa zu
Einkommen und Bildung.
Mehr über den "Gesundheitsatlas Deutschland" lesen Sie in der
aktuellen Ausgabe des stern, 51/2012.
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