Zahlreiche Arzneimittel können einen
Magnesium-Mangel verursachen. Die Folgen sollten nicht unterschätzt
werden, wie Wissenschaftler der Gesellschaft für Biofaktoren e.V.
(GfB) in einer aktuellen Fach-Publikation verdeutlichen. Ein Defizit
an dem lebenswichtigen Mineralstoff kann nicht nur dem Ziel der
medikamentösen Behandlung entgegenwirken, sondern auch das Risiko für
Nebenwirkungen erhöhen - bis hin zu ernsthaften
Herz-Rhythmusstörungen.
Auf der Liste der Magnesium-raubenden Medikamente stehen z.B.
einige häufig bei Bluthochdruck und Herzschwäche verordnete Diuretika
("Entwässerungstabletten"). Viele Wirkstoffe dieser
Arzneimittelgruppe, wie z.B. die so genannten Thiazide und
Schleifendiuretika, schwemmen den Mineralstoff vermehrt über die
Nieren aus. So kann bei Langzeiteinnahme leicht ein Mangel entstehen.
Dieser Problematik sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden,
machen die Autoren Prof. Hans-Georg Classen (Universität
Stuttgart-Hohenheim), Apotheker Uwe Gröber (Akademie für
Mikronährstoffmedizin, Essen) und Prof. Klaus Kisters (St. Anna
Hospital, Herne) deutlich. Denn dieses Defizit kann das Risiko für
Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie steigern und die
eigentlich zu behandelnde Erkrankung fördern: Magnesium-Mangel wirkt
blutdrucksteigernd, er kann auf Dauer die Pumpfunktion des Herzens
beeinträchtigen, eine Herzschwäche vorantreiben und
Herz-Rhythmusstörungen verursachen. Auch der Zucker- und
Fettstoffwechsel werden negativ beeinflusst. Zu den vielfältigen
möglichen Symptomen des Mangels zählen außerdem Nervosität, innere
Unruhe, Schlafstörungen und Herzrasen.
Weitere häufig verwendete Magnesium-Räuber sind Medikamente, die
die Magensäureproduktion hemmen, die so genannten
Protonenpumpenhemmer, wie z.B. Omeprazol.
Risiko für das Herz
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Arzneimittel eingenommen
werden, die als potenzielle Nebenwirkung den Herz-Rhythmus
beeinträchtigen können (Verlängerung der QT-Zeit im EKG). Dazu zählen
z.B. einige Herzmedikamente, aber auch manche Psychopharmaka. Wenn
bei ihrer Einnahme ein Magnesium-Mangel besteht, kann das Risiko für
lebensbedrohliche Rhythmusstörungen, so genannte
Torsade-de-Pointes-Arrhythmien, erheblich ansteigen, warnen die
Autoren.
Nicht nur medikamentös bedingte Magnesium-Verluste addieren sich.
Verschärft wird die Problematik auch, wenn gleichzeitig eine
Erkrankung besteht, die häufig mit einer vermehrten
Magnesium-Ausscheidung über den Urin einhergeht, wie z.B. Diabetes
mellitus.
Wie erkennt man den Mangel?
Ein sicherer Nachweis für einen Mangel ist eine zu niedrige
Magnesium-Konzentration im Blut-Serum. Aber auch bestimmte
Risikofaktoren, wie z.B. Erkrankungen und Medikamenteneinnahmen sowie
Mangelsymptome sind ein Indiz. So sei es einen Versuch wert, bei
Bluthochdruck zusätzlich Magnesium zu ergänzen, empfehlen die
Autoren. Oftmals helfe das, den Blutdruck zu senken und
Nebenwirkungen zu reduzieren.
Verkannt und unterschätzt werde der Magnesium-Mangel auch dadurch,
dass das Anwendungsgebiet für Magnesium-Präparate meist auf
"neuromuskuläre Störungen und Wadenkrämpfe" beschränkt sei, beklagen
die Autoren. Die möglichen Symptome eines Mangels seien aber sehr
vielfältig und Wadenkrämpfe ein relativ seltenes Anzeichen. Nur
wenige Präparate haben andere Anwendungsgebiete, wie z.B. die
Verbindung Magnesiumorotat, die zur Behandlung von Herzmuskel- und
Gefäßerkrankungen zugelassen ist.
Weitere Informationen: www.gf-biofaktoren.de.
Quelle: Classen HG, Gröber U, Kisters K. Magnesium-Mangel und
Arzneimittel. Medizinische Monatsschrift für Pharmazeuten 2012; 35:
274-80.
Pressekontakt:
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Kerstin Imbery-Will
Tel./FAX: 04183/774623
E-Mail: imbery-will@t-online.de