Von Vollkeramik bis Titan – welche Materialien wann verwendet werden, hängt von vielen Faktoren ab: vom Befund des Zahnarztes, vom Umfang der Versorgung, von den ästhetischen Ansprüchen und auch von den Kosten. „Zahnersatz wird zum Teil des Körpers. Und das über viele Jahre. Deshalb sollte jeder Patient seine Erwartungen klar formulieren, damit im Gespräch mit dem Zahnarzt die beste Lösung gefunden wird“, sagt Geis-Gerstorfer, der seit vielen Jahren Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des KpZ ist und an der Universität Tübingen die Sektion Medizinische Werkstoffkunde und Technologie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde leitet. Auf eines können sich Patienten in jedem Fall verlassen: Materialien, die in deutschen Dentallaboren verwendet werden, sind alle CE-geprüft. Das bedeutet, die verwendeten Werkstoffe haben gesetzlich genau definierte Prüfungen durchlaufen. Entscheidend ist im Wesentlichen aber auch, dass sie im Meisterlabor fachgerecht verarbeitet werden.
Keramik: kaum von natürlichen Zähnen zu unterscheiden
Geht es um Ästhetik, liegen moderne Vollkeramiken ganz vorne. Sie ahmen das natürliche Schimmern des Zahnschmelzes nach und sind von den eigenen Zähnen nur vom Fachmann zu unterscheiden. Gleichzeitig ist Vollkeramik biokompatibel, sie wird also vom Körper gut vertragen und ist auch für Allergiepatienten geeignet.
Besonders hochwertig ist die Zirkonoxid-Keramik. Ursprünglich in der Raumfahrtechnologie verwendet, hält Zirkonoxid heute auch starken Kaukräften im Mund stand: „Erprobte Fertigungsverfahren machen sie so stabil und belastbar, dass sie sogar nächtliches Zähneknirschen aushält. Deshalb ist sie auch für Kronen und kleinere Brücken im Backenzahnbereich verwendbar“, berichtet Professor Geis-Gerstorfer. Umfangreiche Tests bestätigen das. In den Laboren der Experten stehen dazu beispielsweise Kausimulatoren zur Verfügung, in denen eine Kaubewegung millionenfach nachgeahmt werden kann.
Kunststoffe: weniger stabil als Keramik
Alle dentalen Werkstoffe werden sorgfältig auf Verschleiß getestet. So auch die Kunststoffe. Durch Füllstoffe verstärkte Kunststoffe heißen in der Fachwelt „Komposite“ und enthalten Zusätze wie Glas oder Quarz. Häufig werden Komposite für im Mund gefertigte Füllungen oder Veneers verwendet. Versorgungen aus Kompositen sind ebenfalls zahnfarben. Sie sind günstiger als solche aus Keramik, allerdings weniger stabil.
Hinzu kommt, dass Kunststoffe sich mit der Zeit verfärben können. Vor allem starke Raucher und alle, die gerne Kaffee, Tee oder Rotwein trinken, sollten daher besonders gründlich die Zähne putzen. Sorgfältiges und professionelles Reinigen der Prothese ist ebenfalls wichtig. Zahnersatz aus Kompositen wird in der Regel gut vertragen. Für Allergiepatienten gibt es speziell gefertigte biokompatible Kunststoffe.
Metalle für Zahnersatz: bewährt und haltbar
Günstige Versorgung: Nicht-Edelmetalle, auch NEM-Legierungen genannt, werden verwendet, wenn sich Patienten vergleichsweise preiswerten Zahnersatz wünschen. Fehlt beispielsweise in einer geschlossenen Zahnreihe ein Zahn, sieht die sogenannte Regelversorgung eine Brücke aus einer Nichtedelmetall-Legierung vor. Je nachdem, an welcher Stelle der Zahn fehlt, übernimmt die Krankenkasse auch die Kosten für eine zahnfarbene Verblendung im sichtbaren Bereich, beispielsweise aus Keramik oder Kunststoff. Nicht-Edelmetalle sind leichter und formstabiler als Edelmetalle und überwiegend auch gut verträglich.
Legierungen aus Edelmetallen gelten als besonders hochwertig. Gold-Legierungen bestehen üblicherweise zu mindestens 75 Massenprozent aus Gold. Deutsche Dentallabore verwenden nur hochkarätige und geprüfte Edelmetall-Legierungen, die sorgfältig verarbeitet werden müssen. So ist die Materialreinheit für alle Inhaltsstoffe gegeben und der Zahnersatz wird auch von Allergiepatienten gut vertragen. Bei Patienten mit Metallallergien oder Elektrosensibilität empfiehlt sich jedoch die Vollkeramik. Zahnersatz aus Edelmetallen und NEM-Legierungen wird häufig verblendet, um ein natürliches Aussehen zu erzielen. Ideal ist eine Verblendung aus Keramik, denn diese ist abriebfest, verfärbungssicher und biologisch hochverträglich. Zahnarzt und Zahntechniker sind also gefragt, gemeinsam mit dem Patienten die beste Lösung bei der Materialauswahl zu treffen.
Weiteres zu Dentalmaterialien, Zähnen und Zahnersatz finden Patienten auf den Internetseiten des KpZ www.zahnersatz-spezial.de und auf Facebook: www.facebook.com/perfekterZahnersatz.
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Dentalmaterialien im Überblick:
Vollkeramiken:
• natürlich schöne Ästhetik, da zahnfarben und schimmernd wie Zahnschmelz
• biokompatibel, wird auch von Allergikern sehr gut vertragen
• Zirkonoxid-Keramik: besonders stabil und belastbar, daher auch für Knirscher geeignet
Kunststoffe (Komposite):
• zahnfarben, allerdings etwas anfälliger für Verfärbungen.
• leicht, daher besonders für große zahntechnische Arbeiten, wie Totalprothesen, sehr gut geeignet
• günstiger als Keramik, verschleißen jedoch etwas schneller
Nicht-Edelmetalle (NEM-Legierungen):
• nicht zahnfarben, können jedoch mit Keramiken oder Kunststoffen verblendet werden
• günstig, daher als Material für Regelversorgungen eingesetzt
• leichter als Edelmetalle
• überwiegend gut verträglich, für Allergiepatienten mit Einschränkungen geeignet
• können mit anderen Metallen im Mund reagieren
Edelmetalle (z.B. Goldlegierungen)
• nicht zahnfarben, werden daher oft mit Keramiken oder Kompositen verblendet
• besonders hochwertig und korrosionsbeständig
• hohe Materialreinheit für alle Inhaltsstoffe, werden auch von Allergiepatienten gut vertragen (Ausnahme: eine besondere Metallallergie oder Elektrosensibilität)
Titan (Übergangsmetall):
• nicht zahnfarben, wird als Zahnersatz immer verblendet
• Material für Implantate, da sehr stabil
• sehr gut verträglich, Allergien auf Titan sind nicht bekannt.
Konformitätserklärung gibt Patienten Auskunft und Sicherheit
Konformitätserklärung – ein Zungenbrecher, der das Leben leichter macht: In diesem Dokument sind Details der verwendeten Dentalmaterialien aufgeführt. Besonders wichtig ist das beispielsweise dann, wenn später einmal weitere Versorgungen aus metallischen Werkstoffen anstehen: Metalle können sich elektro-chemisch unterscheiden. Entsteht im Mund ein „Metallmix“, kommt es möglicherweise zu Unverträglichkeiten. Mit der Konformitätserklärung können Patienten, Zahnarzt und Dentallabor gemeinsam die optimale Versorgung planen. Tipp: Ihr Zahnarzt ist verpflichtet, Ihnen bei einer Versorgung mit Zahnersatz eine solche Konformitätserklärung am Ende der Behandlung auszuhändigen. Fragen Sie ihn danach.