Häufig wird China - vor allem in den Medien - kritisiert wegen der Umweltprobleme, die das riesige Land zu bewältigen hat. Bei dieser Kritik, die sich hauptsächlich an die großen Städte richtet, wird deshalb eines leider oft vergessen: Nämlich, dass China eine Vielzahl von unterschiedlichsten Möglichkeiten bietet, die Natur auf eine herrliche Art und Weise zu genießen.
So bietet sich im Reich der Mitte unter anderem die Möglichkeit, eines der unzähligen Naturreservate zu besuchen. Allein die Vogelreservoire, die über das gesamte Land verteilt sind, sind so reich an Vielfalt und Anzahl, dass hier im Folgenden sechs dieser Naturschutzgebiete vorgestellt werden.
"Schwanensee" in Rongcheng
Die Stadt Rongcheng befindet sich an der Küste des Gelben Meeres auf der Shandong-Halbinsel. Hier, im Norden Chinas, beherbergt Rongcheng eines der interessantesten Natur-Reservate der Welt. Schwäne aus ganz China, Sibirien und der Inneren Mongolei machen sich Jahr für Jahr auf den Weg in den äußersten Osten der Shandong-Provinz, um hier zu überwintern.
Bei chinesischen Natur- und Kulturliebhabern ist das als "Schwanensee" bezeichnete Reservoir ein echter Geheimtipp. Auf etwas mehr als 6 km², was in etwa der Fläche des Königssees entspricht, können Freunde der Natur hier besonders im Februar und März das rege Treiben der mehr als zehntausend Schwäne - die ersten kommen bereits im Dezember an - beobachten.
Das Naturreservoir am Meer bietet den Vögeln ideale Bedingungen, um den kalten Winter zu überstehen. Sehr viele kleine Fische und andere Meereslebewesen in der äußerst sauberen Umgebung sorgen dafür, dass die Zugvögel genügend Kraft für die im Frühjahr anstehenden Rückflüge sammeln können.
In durchschnittlich lediglich zwei bis drei Meter seichten Gewässern halten sich die Schwäne auf, wodurch die Wassertemperatur im Januar auf unter 1°C sinkt. Nichtsdestotrotz gefriert das Reservat, in dem auch allerlei andere Wildvögel wie Enten, Gänse und Kormorane überwintern, wenn überhaupt nur im Februar oder März.
Yancheng in der Jiangsu Provinz
Yancheng, was übersetzt Salzstadt bedeutet, ist der Name des Gebiets, das ebenfalls als Überwinterungshort für zahlreiche Vogelarten Asiens dient. Ebenso wie der Schwanensee liegt Yancheng am ostchinesischen Meer. Das Gebiet befindet sich rund 300 km nördlich von Shanghai in der Jiangsu-Provinz.
Ähnlich wie am Schwanensee quartieren sich hier Winter für Winter Zugvögel ein, die sich im Wasser wohl fühlen und die am Gelben Meer eine hervorragende Nahrungsgrundlage vorfinden. Das Gebiet ist bekannt dafür, dass extrem viele unterschiedliche Vogelarten hier im Winter ihre Zelte aufschlagen.
Besonders bekannt ist Yancheng aber wegen des Mandschuren-Kranichs. Während des Winters und Frühlings können mehr als 1000 dieser Vögel beobachtet werden, die in China neben dem Großen Panda und der Goldstumpfnase zu den geschützten Arten ersten Grades zählen. In etwa 60% des gesamten Bestandes der Mandschuren-Kraniche, die auch Rotkronenkraniche genannt werden und zu denen am stärksten bedrohten Kranichen überhaupt gehören, überwintern hier jedes Jahr.
Poyang-See in Jiangxi
Der Poyang-See befindet sich im Norden der Binnen-Provinz Jiangxi im Südosten Chinas. Mehr als 100 Fischsorten locken zahlreiche Zugvögel an, die im Winter auf Nahrungssuche sind. Außerdem schätzen die Vögel das feuchte Klima, das am und um den See herum im Winter herrscht.
Der Poyang-See und die umliegenden Gebiete, in denen die Vögel anzutreffen sind, erstreckt sich auf einer Fläche von etwas mehr als 3000 km², was in etwa der Größe von Mallorca entspricht. Mehr als 150 Vogelarten, von denen fast 100 zu den Wasservögeln zählen - die meisten von ihnen geschützte Arten - überwintern nahe des Gewässers.
Eine dieser Vogelarten ist der Nonnenkranich, der auch als Sibirischer Kranich oder Schneekranich bekannt ist. Diese beiden Beinamen verdankt diese äußerst seltene Spezies ihrem komplett weißen Federkleid. Übrigens hat der Schneekranich von allen Kranicharten den längsten Wanderweg, bis er sein Winterquartier erreicht. Insgesamt überwintern 95% des Gesamtbestandes der Nonnenkraniche jedes Jahr am Poyang-See.
Außer den Kranichen beherbergt die Region noch den Weißstorch und den möglicherweise weniger bekannten Schwarzstorch, der ein dunkles Federkleid trägt. Die Region um den See wird aufgrund der vielen Störche auch als "Königreich der Störche" bezeichnet.
Neben den soeben vorgestellten Gebieten gibt es natürlich noch weitere Schutzräume, in denen Naturfreunde äußerst seltene Vogelarten beobachten können. Drei dieser Gebiete stellen wir in einem weiteren Teil dieser kleinen Serie vor.
Markus Bo
Geschäftsführer von China entdecken.com
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