fit und munter - "Die Bedenken von Diabetikern sind oft unbegründet - sportliche Aktivität ist sehr wichtig"

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"Die Bedenken von Diabetikern sind oft unbegründet - sportliche Aktivität ist sehr wichtig"

Karateka Alexander Piel (27) hat es bis in die Nationalmannschaft geschafft - Betroffenen macht der Typ-1-Diabetiker Mut
Herr Piel, haben Sie sich als Spitzensportler und Diabetiker einen restriktiven Ernährungsplan für die Zeit zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel auferlegt?
Alexander Piel: Ganz ohne Training und kontrollierte Ernährung ging es natürlich nicht. Aber ab und zu mal ein bisschen etwas Naschen oder die sportlichen Trainingseinheiten variieren, das ist definitiv erlaubt.

Was wünschen Sie sich, dem Karateverein Limburg, der Deutschen Karate-Nationalmannschaft und dem Deutschen Diabetiker Bund (DDB) für das Jahr 2013?

Alexander Piel: Gesundheit, Trainingseinheiten mit weiterhin viel Spaß und ein erfolgreiches Jahr 2013 unter dem Motto "Generalprobe für 2014". Denn 2014 findet in Deutschland die Weltmeisterschaft statt. Dem DDB wünsche ich, dass die Veranstaltungen weiter so positiv verlaufen wie zuletzt. Ich denke, das hilft dem Bundesverband sehr bei der Unterstützung von Diabetikern im Alltag.

Sie haben sich bis in die Nationalmannschaft gekämpft und zahlreiche nationale und internationale Erfolge gefeiert. Der Titelgewinn beim "Europa-Cup Shotokan" 2010 und der mehrfache Titel des Deutschen Meisters, zuletzt 2012, waren einige Höhepunkte. Was bedeutet es für Sie, sportlichen Erfolg zu haben? Und: Auf welchen Wettkampf bereiten Sie sich aktuell vor?

Alexander Piel: Es ist einfach ein tolles Gefühl, bei einer Meisterschaft zu sehen, dass sich die harte Arbeit während der Vorbereitung gelohnt hat. Aktuell bereite ich mich auf die Deutsche Meisterschaft im März vor, die zugleich zur Qualifikation für die Europameisterschaft zählt.

Ob nun im 1:1-Wettkampf oder Formenlauf "Kata" - die kurzen und schnellen Bewegungen im Sport Karate steigern die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin und erhöhen somit den Blutzuckerspiegel. Wie halten Sie Ihren Blutzuckerwert vor Wettkämpfen im Zaum?

Alexander Piel: Bei mir kommt es selten zu einem solchen Anstieg. Dies kann ich sehr gut mit meinem CGM-System beobachten, das einen 24-Stunden-Überblick über den täglichen Blutzuckerverlauf ermöglicht. Das Kontrollsystem hilft mir während Trainingseinheiten und Wettkämpfen. So kann ich frühzeitig gegensteuern, wenn sich eine Unterzuckerung ankündigt.

Welchen Blutzuckerwert streben Sie zum Wettkampf an? Wirken sich Abweichungen auf Ihre Leistungsfähigkeit aus und wenn ja, wie genau?

Alexander Piel: Vor einem Wettkampf strebe ich einen Blutzuckerwert um 160 an. Somit komme ich dann meist nach der Meisterschaft bei einem Normalwert um die 100 raus, wobei ich zwischendurch - wie bereits erwähnt - immer wieder kontrolliere und gegebenenfalls Broteinheiten (BE) nachführe. Abweichungen merke ich natürlich. Bei zu niedrigen Werten lässt meist die Konzentration nach, bei zu hohen Werten fehlt die Lockerheit in der Muskulatur, was gerade in der Kata fatal sein kann.

Gibt es eine Möglichkeit, einen zu hohen Blutzuckerspiegel kurz vor dem Wettkampf zu kompensieren respektive zu regulieren?

Alexander Piel: In Form einer Insulininjektion zum Beispiel. Allerdings würde ich nur bei sehr starken Abweichungen zu dieser Korrektur greifen, da der Blutzuckerspiegel während des Wettkampfs sowieso abfällt und eine Hypoglykämie, also Unterzuckerung unbedingt vermieden werden sollte.

Sie unterstützen den Deutschen Diabetiker Bund regelmäßig bei öffentlichen Veranstaltungen, helfen dabei, über den Diabetes aufzuklären, Betroffene und/oder Interessierte zu informieren. Welches Feedback haben Sie bislang erhalten?

Alexander Piel: Die Resonanz auf Veranstaltungen des DDB war zuletzt sehr positiv, deshalb freue ich mich auf die Termine 2013. Überhaupt war das Feedback, das ich bekommen habe, sehr positiv, was mich etwas überrascht hat. Ich habe das Gefühl, dass man vielen Diabetikern manchmal nur etwas Mut zusprechen muss, da sie etwas unsicher sind, wenn es um sportliche Aktivität oder gar Leistungssport geht. Diese Bedenken sind meiner Ansicht oft unbegründet. Wenn es nur irgendwie möglich ist, sollten Diabetiker unbedingt regelmäßig einer sportlichen Aktivität nachgehen - das ist sehr wichtig.


Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit Kindern und Jugendlichen zu trainieren. Ist der Diabetes dabei immer ein zentrales Thema oder nur eine Randnotiz?

Alexander Piel: Generell nur Randnotiz. Natürlich sehen die Trainingsteilnehmer bei mir, dass ich ab und zu mal auf mein kleines schwarzes Gerät schaue um meinen Blutzucker zu überprüfen und daraufhin auch manchmal eine Trink- oder Esspause einlege. Der Fokus liegt allerdings immer auf der Trainingseinheit.


Welchen sportlichen Ratschlag geben Sie Eltern, bei deren Kinder ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert wird? Gibt es für Diabetiker den "richtigen oder falschen" Sport?

Alexander Piel: Ich empfehle, sehr früh mit einer Sportart anzufangen. Durch diese Betätigung kann der Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst werden. Außerdem macht es sehr großen Spaß, gemeinsam mit anderen sportlich aktiv zu sein. In diesem Zusammenhang lernt man zudem seinen Körper und seinen Kreislauf viel besser kennen und kann auf diesem Weg den Blutzucker besser wahrnehmen. Einer entsprechend häufigen Kontrolle des Blutzuckers kommt natürlich weiterhin eine große Bedeutung zu. Einen richtigen oder falschen Sport gibt es meines Erachtens nicht. Ich persönlich würde mich jedoch immer wieder für Karate entscheiden.
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