Früher waren Krankenhäuser Orte, an denen Menschen
geheilt wurden. Die dabei entstandenen Kosten wurden den Kliniken
erstattet. Heute ist es umgekehrt: Kliniken sind
Wirtschaftsunternehmen, die mit dem Rohstoff Patient Geld verdienen.
Das zeigt am Mittwoch, 9. Januar 2013, 22.50 Uhr, die
"ZDFzoom"-Dokumentation "Die Patientenfabrik - Wie Kliniken Profit
machen". Darin legen die Autoren Daniel Bröckerhoff und Torben
Schmidt offen, mit welch fragwürdigen Methoden dies erreicht wird und
was die Folgen für Patienten sind.
Die "Fallpauschale" hat die Welt der Krankenhäuser verändert,
Behandlungen werden in Codes umgerechnet, für die die Kassen dann
entsprechend zahlen müssen. Aufwändige Behandlungen wie Operationen
lohnen sich unter Umständen mehr als eine konservative Behandlung.
Die AOK stellt in ihrem Krankenhausreport 2013 fest, wesentliche
Ursache für die seit Jahren steigende Zahl von
Krankenhausbehandlungen seien "Anreize des bestehenden
Vergütungssystems".
Rechtsanwälte für Medizinrecht berichten in der
"ZDFzoom"-Dokumentation von zahlreichen Patienten, bei deren
Krankenhausbehandlung aus ihrer Sicht "Gewinnmaximierung" und nicht
eine sinnvolle Behandlung des Patienten im Vordergrund gestanden
habe. Es werde auch ohne medizinische Indikation operiert, so ein
Berliner Fachanwalt für Medizinrecht gegenüber "ZDFzoom". Die
Techniker Krankenkasse spricht sogar davon, dass beispielsweise 85
Prozent aller Wirbelsäulenoperationen unnötig seien und rät ihren
Patienten dazu, vor Operationen eine Zweitmeinung einzuholen.
Eine Fehlentwicklung durch Fallpauschalen und den Trend zu
"Mengenmachung" gibt auch der Spitzenverband der gesetzlichen
Krankenkassen im Interview mit "ZDFzoom" zu. Der Verband kritisiert
gleichzeitig, dass die Kassen keine Einsicht in Chefarztverträge
haben, die für eine bestimmte Menge an Operationen eine zusätzliche
Bezahlung vorsehen. "ZDFzoom" liegen derartige Dokumente vor. Sie
zeigen deutliche Anreize, mehr Behandlungen vorzunehmen. So steht in
einem entsprechenden Mustervertrag: "Die Unterzeichner sind sich
einig, dass die Ziele vom Arbeitnehmer beeinflussbar, zumutbar und
erreichbar sind."
Die "ZDFzoom"-Autoren treffen eine Witwe, deren Mann laut
ärztlichem Gutachten unnötig operiert wurde. Die Dokumentation
berichtet außerdem über Hygiene-Missstände auf Frühchenstationen,
hervorgerufen durch eine zu geringe Zahl an Pflegepersonal. Ausweg
aus Sicht von Patientenvertretern wäre eine Lösung, wie sie in
Frankreich praktiziert wird: Keine pauschalierte Bezahlung, sondern
eine individuelle Abrechnung aller tatsächlich erfolgten
Behandlungen.
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