Das Lungenemphysem ist durch eine irreversible Zerstörung und Erweiterung der Lungenbläschen gekennzeichnet, welches zu einer Lungenüberblähung führt. Bislang stellen die medikamentösen sowie die physiotherapeutischen Maßnahmen die wesentlichen Säulen der Behandlung des Lungenemphysems dar. Seit den 1950ern wird zudem die chirurgische Lungenvolumenreduktion (LVR) durchgeführt, die bei einer bestimmten Patientenpopulation zur deutlichen Verbesserung der Symptomatik und Lebensqualität führt, jedoch auch mit intra- und postoperativen Risiken verbunden ist. Seit 2003 stehen nun minimal-invasive endoskopische Verfahren zur Verfügung, die die Effekte der LVR-Chirurgie imitieren, jedoch erheblich geringere Risiken aufweisen. Eines dieser endoskopischen Verfahren stellt die Implantation von RePneu LVR Coils dar. Dabei handelt es sich um Spiralen aus Nitinol, die mittels einer flexiblen Bronchoskopie in das am meisten emphysematös zerstörte Lungengewebe implantiert werden. Durch Kompression dieses Lungenareals wird eine LVR erzielt und das noch gesündere Lungengewebe kann sich ausdehnen. Dadurch wird eine Verbesserung der Lungenfunktion und somit der Belastbarkeit und Lebensqualität der Patienten erreicht. Seit 2010 CE-gekennzeichnet, kommen die Coils nun in immer mehr Lungenfachkliniken in Deutschland zum Einsatz, wie beispielsweise in der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg.
Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und das Lungenemphysem sind eine weit verbreitete Erkrankung, wobei im nächsten Jahrzehnt eine zunehmende Krankheitshäufigkeit, eine Zunahme der Neuerkrankungen und auch eine höhere Sterberate zu erwarten sind. Aktuell ist die COPD die vierthäufigste Todesursache(1) weltweit, im Jahre 2020 wird sie bereits den dritten Platz in der Todesursachen-Statistik einnehmen. Bis zu zehn Prozent der europäischen Bevölkerung sind von einer klinisch relevanten COPD betroffen(2). Durch die Lungenüberblähung kommt es bei COPD und Emphysem zu Atemnot, die bei Belastung und bei Fortschreiten der Krankheit auch im Ruhezustand auftritt. Weitere häufige Symptome sind chronischer Husten, Auswurf und das wiederholte Auftreten von Atemwegsinfekten.
"Derzeit gibt es keine Therapieoptionen, durch die eine Heilung von COPD und Emphysem erzielt werden kann. Daher ist bislang das Ziel der Behandlung, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Symptome zu lindern", so PD Dr. med. Ralf Eberhardt, leitender Oberarzt an der Thoraxklinik Heidelberg. "Häufig reichen die medikamentösen und physiotherapeutischen Maßnahmen bei einem fortgeschrittenen Lungenemphysem nicht mehr aus. In diesen Fällen kann eine endoskopische Lungenvolumenreduktion evaluiert werden, durch die bei einer bestimmten Patientenpopulation die Lungenüberblähung reduziert werden kann. Gesündere Anteile des Lungengewebes können sich wieder besser entfalten und die Luftnot kann gelindert werden." Als eines dieser endoskopischen Verfahren kommen RePneu LVR Coils zum Einsatz. Bis zu zehn dieser Coils werden dabei über ein flexibles Bronchoskop in die Atemwege des zerstörten Lungenareals implantiert. Sind sie beim Einsetzen noch gestreckt, so nehmen sie nach dem Freisetzen wieder ihre Spiralen-Form an. Dadurch komprimieren sie das erkrankte Lungengewebe und verbessern die Lungenfunktion auf dreierlei Weise: dem weniger erkrankten Gewebe steht wieder mehr Platz zur Verfügung, um seine Funktion zu erfüllen. Die natürliche Elastizität der Lunge verbessert sich, sodass sich die Lunge während des Atemzyklus wieder besser ausdehnen und zusammenziehen kann. Durch die Reduktion der Lungenüberblähung wird die Beweglichkeit des Zwerchfells, des wichtigsten Atemmuskels, optimiert(3). "Bei verschiedenen Techniken der endoskopischen Lungenvolumenreduktion bleibt der erhoffte Effekt aufgrund einer sogenannten kollateralen Ventilation, die zur Wiederbelüftung des behandelten Lungenareals führt, leider aus. Der Vorteil der Coils besteht jedoch darin, dass eine Lungenvolumenreduktion unabhängig davon erzielt werden kann. Daher steht die Implantation der RePneu LVR Coils als effektive Therapieoption auch denjenigen Patienten zur Verfügung, die eine hohe interlobare kollaterale Ventilation aufweisen", erklärt Eberhardt und ergänzt: "etwa zwei Drittel aller Emphysem-Patienten haben eine hohe kollaterale Ventilation."
Nach einer Analyse der klinischen Ergebnisse sprechen Patienten mit einer Hyperinflation und einem Residualvolumen von mehr als 200 Prozent vom Soll am besten auf die Behandlung an(4). Voraussetzung ist ein Lungenlappen mit genügend verbliebenem Strukturgewebe. Die Ergebnisse des Verfahrens sind ermutigend. In den bislang erfolgten Studien konnte gezeigt werden, dass sich die Lungenfunktion mit den Spiralen klinisch relevant verbessert und die Atemnot gelindert werden kann. Dies wirkt sich positiv auf die allgemeine Leistungsfähigkeit der Patienten aus; ihre Lebensqualität steigert sich deutlich.
(1)Murray C, Lopez AD. The Global Burden of Disease. Harvard School of Public Health on behalf of the World Health Organization and the World Bank, 1996
(2)European Lung White Book. European Respiratory Society/European Lung Foundation, 2004
(3)Herth FJ, Eberhard R, Gompelmann D, Slebos DJ, Ernst A. Bronchoscopic lung volume reduction with a dedicated coil: a clinical pilot study. Ther Adv Respir Dis 2010;4(4):225-31
(4)Dirk-Jan Slebos, Karin Klooster, Armin Ernst, Felix J. F. Herth and Huib A. M. Kerstjens. Bronchoscopic Lung Volume Reduction Coil treatment of patients with severe heterogeneous emphysema. CHEST.2012;142(3):574-582. doi:10.1378/chest.11-0730
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