Es scheint, als müssten wir für den wirtschaftlichen
Erfolg, den Deutschland seit vielen Jahren hat, einen hohen Preis
bezahlen. Anders lassen sich die erschreckenden Erkenntnisse im
jüngsten Stressreport der Bundesregierung kaum interpretieren: Fast
jeder fünfte Arbeitnehmer fühlt sich überfordert, und das liegt
sicher nicht daran, dass er für seine Aufgabe nicht qualifiziert,
nicht leistungsfähig genug oder gar unmotiviert wäre. Ganz im
Gegenteil: Der Erfolg der deutschen Wirtschaft beruht zu einem
wesentlichen Teil auf seinen extrem leistungsbereiten und
hochmotivierten Arbeitnehmern, die sich nicht jeden Morgen
widerwillig zum Arbeitsplatz schleppen, sondern mit Pünktlichkeit und
Fleiß beweisen, dass das "Wir" hierzulande keine Worthülse, sondern
gelebte Arbeitswirklichkeit ist. Eine Wirklicheit die durch eine
weltweit neidvoll betrachtete Sozialpartnerschaft zwischen
Arbeitgebern und Gewerkschaften strukturiert ist. Wieso also dann 59
Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen, die
für 41 Prozent aller Frühverrentungen veranwortlich sind, und ein
volkswirtschaftlicher Schaden, der in die Milliarden geht? Offenbar
herrscht in Unternehmen und Verwaltungen auf Arbeitnehmerseite eine
erschreckende Tabuisierung des eigenen Befindens und bei vielen
Arbeitgebern ein beschämender Mangel an Sensibilität.
Sozialpartnerschaft, das belegt der jetzt vorgelegte Report, darf
sich nicht nur in Einigungen bei Arbeitszeit, Löhnen und Gehältern
erschöpfen. Vielmehr hat sie hat das komplette Miteinander zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu umfassen. Wer das nicht begreift,
setzt nicht nur die Gesundheit seiner Mitarbeiter aufs Spiel, sondern
auf Dauer auch den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
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Florian Giezewski
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