Das Thema: Entmündigt - Wenn Betreuung zum
Albtraum wird
Gäste:
Monika Peil (Ehefrau eines Betreuungsopfers)
Evelyn Angerer (Tochter eines vermissten Millionärs)
Hiltrud Boldt-Schiffer (HSM-Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter)
Prof. Dr. Volker Thieler (Rechtsanwalt für Betreuungsrecht)
Klaus Förter-Vondey (Vors. Bundesverband der Berufsbetreuer/innen
e.V)
Monika Peil / Die Mutter dreier Kinder betreute ihren
pflegebedürftigen Mann, nachdem er 2007 einen Schlaganfall erlitten
hatte. Doch plötzlich wurde - gegen ihren erbitterten Widerstand -
vom Gericht eine Berufsbetreuerin eingesetzt. Diese bekam Zugriff auf
das gemeinsame Konto der Eheleute und steckte Wilfried Peil in ein
teures Heim. Monika Peil kämpfte zwei Jahre, bis sie einen
Betreuungswechsel durchsetzte.
Evelyn Angerer / Ihr 86-jähriger Vater ist offenbar das Opfer von
Deutschlands spektakulärstem Betreuungsmissbrauchsfall. Der
bayerische Millionär Georg Luxi wurde von seiner Lebensgefährtin und
ihrem Sohn heimlich unter Betreuung gestellt. Sie ließen sich seinen
gesamten Besitz übertragen. Als Evelyn Angerer und ihre Schwester
davon erfuhren, gingen sie juristisch gegen die Entmündigung ihres
Vaters vor. Kurze Zeit später verschwanden der demenzkranke Vater und
seine Lebensgefährtin spurlos von der Bildfläche. Die Polizei fahndet
nach den Vermissten, auch mit Hilfe der ZDF-Sendung "Aktenzeichen
XY...ungelöst".
Hiltrud Boldt-Schiffer / Ihre Mutter geriet in die
Betreuungsfalle. "Es war wie ein böser Traum: Grundstücke wurden
verkauft und meine Mutter wurde gegen den Willen der Familie ins Heim
eingewiesen", kritisiert die 67-jährige Bonnerin die Betreuungspraxis
für viele der 1,3 Millionen Betroffenen in Deutschland. "Jeder kann
Betreuer werden. Es wird überhaupt nicht kontrolliert, wer das
Schicksal eines Menschen übernimmt - und das in unserem Rechtsstaat."
Prof. Dr. Volker Thieler / Der Münchner Rechtsanwalt fordert eine
grundlegende Reform des Betreuungsrechts. "Das geltende Gesetz
vernichtet die Menschenrechte, statt sie zu schützen", klagt
Deutschlands führender Rechtsexperte auf diesem Gebiet. "Es ist eine
Entmündigung, auch wenn es offiziell nicht mehr so heißt. Letztlich
verliert der Betreute alle Menschenrechte an Personen, die ihre
Position häufig zum eigenen finanziellen Vorteil ausnutzen", ist
Thieler überzeugt.
Klaus Förter-Vondey / Der Hamburger Betreuer nennt das 1992
eingeführte Betreuungsgesetz eine Jahrhundertreform. Mehr
"Selbstbestimmung statt Vormundschaft und Entmündigung" sei damit
erreicht worden, sagt Klaus Förter-Vondey, in dessen Verband ca.
6.000 Berufsbetreuer organisiert sind. Er selbst betreut etwa 50
Menschen.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der
ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
Redaktion: Klaus Michael Heinz
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Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
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