Die Selbsthilfeorganisation der Nierenpatienten in
Deutschland, Bundesverband Niere e.V., befürchtet eine deutliche
Verringerung bei der Sach- und Dienstleistungspauschale der
Dialysebehandlung nierenkranker Menschen. Die Absenkung der
Wochenpauschale wird die Behandlungsqualität schmälern und das Leben
der Nierenpatienten in Deutschland gefährden. Dies soll am 14.
Februar 2013 endgültig im Bewertungsausschuss beschlossen und
verkündet werden.
Nach Einführung der Wochenpauschale für die Dialysebehandlung, vor
10 Jahren, wurde die Pauschale nie den stets steigenden Personal- und
Sachkosten, sowie den steigenden Lebenshaltungskosten angepasst und
dies obwohl die Ermittlung der Wochenpauschale schon wesentlich
länger als 10 Jahre zurückliegt. Statt der unseres Erachtens
inzwischen unabdingbaren Anpassung, gibt es eine fragwürdige
Absprache zwischen GKV Spitzenverband und Kassenärztlicher
Bundesvereinigung zur Absenkung der Pauschale, die in der Addition
mit der nicht erfolgten Anpassung, eine Minderung der
Kostenerstattung bedeutet.
Damit bringen die Beteiligten die Behandlungsqualität und das
Leben nierenkranker Menschen in Gefahr.
In seiner Sitzung am 23. Januar 2013 hat der Bewertungsausschuss
vorgeschlagen, die Wochenpauschalen für die ambulante Dialysetherapie
um etwa 100 Mio. EUR jährlich in der ersten Stufe und im weiteren um
nochmals 80 Mio. EUR abzusenken. Begründet wird dies mit Zahlen des
Statistischen Bundesamtes über das Einkommen von Nierenfachärzten,
die nach eigenen Bewertungsmaßstäben gedeutet wurden. Ein Blick auf
die Realität der Patienten hätte genügt um dieses Vorhaben sofort zu
beenden: Die Nichtanpassung der Pauschale sowie die geplante
Absenkung werden sich nur durch erhebliche Qualitätsabsenkungen der
Behandlung kompensieren lassen. Im europäischen Umfeld liegen die
Behandlungskosten in Deutschland schon heute im unteren Drittel und
damit ist dieser Tatbestand auch ohne Fachkenntnisse leicht
erkennbar. Gleichzeitig steigt die Zahl der alten, multimorbiden
Nierenkranken deutlich an und die Behandlungskapazitäten für die
Dialysebehandlung in den Kliniken sind reduziert worden. Diese
Vorgehensweise kommt einer Rationierung der lebensrettenden
Dialysebehandlung gleich. Die Bemühungen um eine gesicherte
Qualitätserfassung und Qualitätsentwicklung über den GBA werden damit
konterkariert und möglicherweise sogar gezielt torpediert.
Dadurch entstehen zusätzliche soziale und medizinische Probleme
für eine Untergruppe chronisch kranker Menschen, die schon bisher
kaum in der Lage war, ihre berechtigten Interessen wahrzunehmen. Ein
Budget-Denken, das alle Nachteile planwirtschaftlichen Handelns in
sich trägt, das Streben nach Qualität mit finanziellen Sanktionen
bestraft und letztlich von allen Beteiligten sehr teuer bezahlt
werden muss.
Wir können uns gut vorstellen, die Pauschale in ihre Bestandteile
aufzulösen (z.B. nach Personalkosten, Technik, Verwaltung und
Organisation u.ä.) und jedes Element individuell zu betrachten und
gegebenenfalls adäquate Anpassungen vorzunehmen. Wenn Medikamente
oder Technik preisgünstiger werden, bedeutet das eben nicht, dass
eine qualifizierte Pflege auch billiger geworden ist. Mit der
Differenzierung in unterschiedliche Pauschalen könnte angemessen und
mit Augenmaß reagiert werden.
Da das Problem ohne die Unterstützung von Seiten der Politik und
der Gesellschaft offenbar nicht mehr gelöst werden kann bitten wir
dringend um Hilfe: Lassen Sie die chronisch nierenkranken Menschen
nicht alleine.
Wir fordern die Beteiligten dringend auf das Leben der Patienten
nicht weiter zu gefährden.
Pressekontakt:
Bundesverband Niere e.V.
Am Viktorstift 20 b
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