Wenn ein Kind körperlich krank ist, wenn es sich zum Beispiel einen Arm gebrochen hat, findet es in der Regel sofort Unterstützung bei einem medizinischen Dienst. Doch wenn das Leiden psychischer Natur ist, kann es sich dies viel schwieriger gestalten. Denn hier gibt es viele Hemmschwellen und Unsicherheiten auf der Seite der Betroffenen aber auch ihres Umfeldes. Das Projekt „ANNA- Alles nur nicht aufgeben“, beheimatet in der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie der Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret, bietet Kindern und Jugendlichen in seelischen Nöten eine Anlaufstelle, wo sie jederzeit schnell und auch anonym einen professionellen Ansprechpartner – entweder in einem persönlichen oder einem telefonischen Gespräch – finden.
Weil die Krankenkassen präventive Angebote wie eine Telefonhotline nicht bezahlen, ist das Projekt dazu auf Spenden angewiesen. Nun hat das Bankhaus HSBC Trinkaus ihm einen Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro verliehen. Jährlich um die Weihnachtszeit wählen die Mitarbeiter des Bankhauses soziale Projekte aus, bei dem Beschäftigte sich persönlich engagieren. Bei ANNA ist das Niederlassungsleiter Bernd Crusius. Er hat das Projekt ANNA 2004 zusammen mit der Claudia Ebert Stiftung gegründet und ist mittlerweile erster Vorsitzender des Ende 2010 gegründeten „Fördervereins Projekt ANNA“.
Am 18. Februar übergab der HSBC Trinkaus Vorstandsvorsitzende Andreas Schmitz den Preis in Höhe von 10.000 Euro. „Eine gute Unternehmensführung drückt sich nicht nur in ihrer Bilanz aus, sondern auch in ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“, sagte er bei der Veranstaltung in dem der Kinderklinik benachbartem Alice-Hospital.
Fast 550 Gespräche fanden 2012 in der Sprechstunde und über 300 am Krisentelefon statt. „Doch die Bedeutung des Projekts lässt sich nicht in Zahlen messen“, sagte Oberarzt Norbert Kohl, der den Preis zusammen mit zahlreichen weiteren Mitarbeitern des Projekts dankbar entgegennahm. Hier ginge es vielmehr um Einzelschicksale. „Wir alle waren doch wahrscheinlich selbst einmal als junger Mensch in einer Krise“, führte er aus. Bei ANNA könnten auch diejenigen, die zuhause in einer sehr schwierigen Situation seien, gute Beziehungen aufbauen, die ihnen dabei helfen einen positiven Weg in ihrem Leben zu gehen, so zum Beispiel Kinder psychisch kranker Eltern gemeinsam mit einer Kunsttherapeutin.
Um bereits vorsorglich tätig zu werden, arbeiten die ANNA-Mitarbeiter seit einiger Zeit mit Schulen und schulpsychologischen Diensten zusammen. In diesem Rahmen halten sie für Lehrer Kurzreferate mit anschließenden Diskussionen. Darin geht es etwa um Fragen, wie diese: „Wie verhalte ich mich, wenn ein Kind sich absichtlich selbst verletzt?“ und „Stellt eine Selbstverletzung ein Zeichen von Suizidalität dar?“. Schon mehrmals seien die Psychologen und Therapeuten auch zu einem Unterricht eingeladen worden, in dem es um Suizid ging – wobei das Thema von den Schülern mitunter selbst gewünscht worden sei. Diese Zusammenarbeit mit den Schulen wollen sie zukünftig weiter ausbauen.