Auch in Deutschland sollte die Qualität
medizinischer Versorgung systematisch gemessen und transparent
gemacht werden, damit Patienten sich für Versorgungsangebote und
Versorger entscheiden können, die ihnen das beste Ergebnis für ihre
Gesundheit bieten. Die Umsetzung dieser Empfehlung der von der
Heinrich-Böll-Stiftung berufenen Expertenkommission zur Zukunft des
Gesundheitssystems ist ein wichtiger Schritt, um die Gefahr
medizinisch unnötiger Behandlungen zu reduzieren und Krankenkassen in
die Lage zu versetzen, ihren Versicherten durch qualitätsorientierte
Verträge bestmögliche Versorgungswege bereit zu stellen. Dieses Ziel
verfolgt auch der von gesetzlichen Krankenkassen gegründete
Gesundheitsdienstleister GWQ ServicePlus AG, dessen Vorstand, Dr.
Johannes Thormählen, in der Kommission mitgearbeitet hat. Die
Kommission hatte ihren Bericht Mitte Februar der Öffentlichkeit
vorgestellt.
Eine zentrale Forderung des Berichts lautet, dass die
Ergebnisqualität medizinischer Versorgung transparent gemacht werden
muss und Grundlage für die Finanzierung von Medizin durch die
gesetzliche Krankenversicherung werden müsse. Bislang liefere die
Finanzierung vor allem Anreize zur Ausweitung der Menge der
Behandlungen. Die Expertenkommission der Böll-Stiftung zielt weniger
auf die Bewertung der einzelnen Leistungen von Ärzten oder
Krankenhäusern als auf die der gesamten Versorgungsverläufe. Die
Bewertung der Ergebnisqualität steht in anderen Ländern schon länger
auf der Tagesordnung.
Nutzen für die Patienten bringen Qualitätsinformationen allerdings
nur unter zwei Voraussetzungen: Patienten müssen gute
Versorgungsangebote wählen dürfen, und sie müssen fähig sein, gute
Qualität zu erkennen. Die erste Voraussetzung kann erfüllt werden,
wenn die Krankenkassen, wie ebenfalls von der Böll-Kommission
empfohlen, entsprechende Verträge abschließen könnten. Das ist im
ambulanten Bereich derzeit nur bedingt, im Krankenhausbereich noch
gar nicht möglich. Um die Entscheidungsfähigkeit der Patienten zu
erhöhen, ist es notwendig, medizinische Informationen verständlich
und nutzbar aufzubereiten. Wissenschaftliche Studien sind ihnen nicht
zuzumuten.
Dr. Thormählen dazu: "Die Schaffung größerer Vertragsfreiheit der
Kassen kann von der Politik recht leicht sichergestellt werden, auch
mit der Entwicklung eines Systems zur Messung der Ergebnisqualität
könnte man zügig beginnen. Die Stärkung der Entscheidungskompetenz
der Patienten und Versicherten erfordert sicher einen längerfristigen
Prozess, aber wer den 'mündigen Patienten' wünscht, wird sich diesem
Ziel nicht widersetzen." Nach seinen Erfahrungen würden insbesondere
die mittelständischen Krankenkassen einen Qualitätswettbewerb auch
auf Kassenseite unterstützen, weil dadurch gute Versorgung gefördert
würde. "Über einige Empfehlungen der Böll-Kommission wird es sicher
auch innerhalb der GKV keinen Konsens geben", sagt Dr. Thormählen,
"aber dass gute Behandlungsergebnisse das wichtigste Ziel des
Gesundheitssystems sind, ist zweifellos unumstritten."
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