(mpt-189) Der Fachverband European Depression Association (EDA) ermittelte im Rahmen einer aktuellen Umfrage unter 7.000 europäischen Arbeitnehmern, dass jeder zehnte Beschäftigte bereits einmal aufgrund einer Depression der Arbeit ferngeblieben ist. Jeder Depressionsschub geht dabei mit einem durchschnittlichen Ausfall von 36 Arbeitstagen einher, wobei die Deutschen mit rund 41 Tagen durchschnittlich am längsten ausfallen. Gleichzeitig bemängelten gerade die deutschen Umfrageteilnehmer verstärkt die schlechte Unterstützung durch ihren Arbeitgeber. Schätzungen zufolge leiden rund vier Millionen Deutsche unter Depressionen, von denen allerdings nur rund 10 Prozent unter adäquater Behandlung stehen.
Auf "typische" Symptome achten
Depression ist damit zum regelrechten Volksleiden geworden, das bei vielen Patienten jedoch nicht immer erkannt wird. Als Freund oder Angehöriger sollte man hellhörig werden, wenn jemand mehrere Wochen lang über die typischen Symptome wie Energiemangel, innere Unruhe oder Schlafstörungen klagt. Dr. Morad Ghaemi, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie aus Bergheim, erklärt dazu jedoch, dass gelegentliche Schlafprobleme und Überlastungsgefühle noch kein Grund zur Sorge sein müssen: "Problematisch wird es, wenn eine solche Phase länger als ein paar Wochen andauert." Dann sollte man sich allerdings spätestens professionelle Hilfe suchen. Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, der meist das familiäre, soziale und berufliche Umfeld kennt und den Betroffenen gegebenenfalls gleich an einen geeigneten Psychotherapeuten oder Psychiater überweisen kann.
Ähnlichkeit zu Burnout gegeben
Depressionen sind häufig auf Sorgen, Probleme oder Überlastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen. Der Diplom-Psychologe Detlef Staadt aus Offenburg führt dazu aus: "Bei Burnout und Depressionen gleichermaßen vorhanden sind beispielsweise deutlich ausgeprägte emotionale Erschöpfungen, ein reduziertes Engagement und soziale Rückzugstendenzen, parallel begleitet von psychosomatischen Reaktionen." Da sich die Symptome überschneiden, kann also auch ein Burnout-Syndrom zu einer Depression führen.
Die Geschäftsführerin Dr. Christina Rummel-Kluge der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zeigt die wesentlichen Unterschiede der beiden Erkrankungen auf: "Ein Burnout ist 'kontextbezogen', eine Depression dagegen betrifft alle Lebensbereiche." Deshalb ist es auch so wichtig, professionelle Unterstützung durch einen Arzt in Anspruch zu nehmen. Dieser kann überprüfen, ob abseits der Arbeit auch andere Lebensbereiche von Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit betroffen sind.
Private Vorsorge ist sinnvoll
Psychische Erkrankungen wie Depressionen führen nicht selten dazu, dass Arbeitnehmer ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen können. In einem solchen Fall gibt es eine minimale Unterstützung vom Staat, die sich allerdings meist nur auf Hartz-IV-Niveau bewegt, wie Christoph Andersch von den Ergo Direkt Versicherungen zu Bedenken gibt. Damit ist also allenfalls eine Grundversorgung sichergestellt. Deswegen empfiehlt der Experte des Fürther Direktversicherers, dass man sich rechtzeitig mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung schützen sollte. Ist man bei Abschluss noch jung, ist der Gesundheitszustand in der Regel auch so gut, dass man problemlos versichert werden kann. Wenn es um die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente geht, so sollte man laut Andersch ca. 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens anvisieren.
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