In der komplementären Immunologie sind Thymuspeptide aufgrund
ihrer abwehrstärkenden Eigenschaften mittlerweile eine etablierte
Behandlungsoption. Therapeutisch eingesetzt ermöglichen sie es dem
Organismus, aktive B- und T-Lymphozyten aus den Stammzellen des
Knochenmarks zu bilden, und so die körpereigene Abwehrkraft zu
stärken. Doch auch in anderen medizinischen Bereichen lassen sich die
Kleinstproteine aus dem Thymus erfolgreich anwenden. Eine neue Studie
bestätigt nun die therapeutische Anwendbarkeit von Thymuspeptiden bei
Haarausfall.
Es bestehen bereits mehrere Untersuchungen zur Wirkung von
Thymuspeptiden auf das Haarwachstum [1], insbesondere zur
therapeutischen Anwendbarkeit bei erblich bedingtem Haarausfall (AGA,
androgenetischer Haarausfall) sowie beim diffusen Haarausfall (CTE,
chronisch telogenes Effluvium). So kam bereits eine 2008 publizierte
Studie des dermatologischen Verbandes für Frauen in Italien zu dem
Schluss, dass synthetisch hergestellte Thymuspeptide im
Anfangsstadium von AGA und CTE den beginnenden Haarausfall wirksam
stoppen können. Durchgeführt wurde die prospektive Studie mit einer
Haarkur auf Basis synthetischer Thymuspeptide (hier: Thymuskin, Fa.
Vita-Cos-Med Klett-Loch GmbH). Die Studie konnte den bereits durch
die Ergebnisse präklinischer Untersuchungen vermuteten
Wirkmechanismus bestätigen und aufzeigen, wie Thymuspeptide den
Haarwuchs beeinflussen können [2].
Aktuelle Studie
Eine aktuell im Auftrag der Society for Investigative Dermatology
durchgeführte Studie [3] bereichert die Debatte nun um einige neue
und interessante Aspekte. Im Fokus der Untersuchung stand dabei die
Frage, ob Thymuspeptide als direkte Modulatoren des
Haarfollikel-Wachstums fungieren können. Untersucht wurden hierfür
ausgewählte Thymuspeptide, etwa Thymosin beta 4 (T beta 4),
Prothymosin Alpha (PTMA), Thymulin (TYL) und andere. Von diesen
Peptiden weiß man, dass sie an zahlreichen zellulären Prozessen, u.
a. auch am Haarwuchs, beteiligt sind. Denn trotz ihres historisch
bedingten Namens finden sich die meisten Thymuspeptide nicht allein
im Thymus; sie sind dort zwar zuerst entdeckt worden, lassen sich
jedoch in zahlreichen Epithelzellen nachweisen und sind somit weit
verbreiteter als es der Name suggeriert. Thymulin (TYL) wechselwirkt
mit Teilen des neuroendokrinen Systems, wodurch u. a. Prolactin,
Thyrotropin und ACTH freigesetzt werden, Hormone, die auch an der
Regulierung des menschlichen Haarwachstums beteiligt sind [4]. Vom
Thymuspeptid Thymosin beta 4 (T beta 4) dagegen ist bekannt, dass es
das Haarwachstum bei Ratten und Mäusen anregen kann [5]. Im Rahmen
der Studie wurden verschiedene Proben menschlicher Haarfollikel
(Haarbalg) über mehrere Tage in vitro einzeln mit synthetisch
hergestellten Thymuspeptiden behandelt und die Ergebnisse
anschließend ausgewertet. Die Studie wurde im Mai 2012 im
renommierten Journal of Investigative Dermatology veröffentlicht.
Fazit der Untersuchungen
Im Ergebnis zeigte sich insbesondere TYL als interessanter
Kandidat für eine therapeutische Nutzung. Das Thymuspeptid (enthalten
etwa in Thymuskin) kann den Prozess der Haarbildung anregen und das
natürliche Haarwachstum unterstützen. Im Versuch zeigte sich eine
erhöhte Haarwachstumsrate bei unterschiedlichen Proben von
menschlichen Haarfollikeln (im in vitro Versuch abzulesen an der
Zunahme der Anzahl an Ki67-Zellen sowie der Reduzierung von TUNEL+
apoptotischen Zellen).
Autor:
Wissenschaftsredaktion des Forum Medizin Verlags Kontakt über:
sekretariat@forum-medizin.de
Literatur
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Plastic Dermatol 2008; 4:199-205. Vgl. auch: NHK. Mit Naturheilkunde
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[4] Brown OA, Sosa YE, Bolognani F et al.: Thymulin stimulates
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