fit und munter - 13. Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik diskutiert eine Dekade an Reformgesetzen

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13. Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik diskutiert eine Dekade an Reformgesetzen

(Hamburg, 04. März 2013) Deutschland war Vorreiter beim Aufbau einer solidarischen Gesundheitsversorgung, die bis heute umfassendere Leistungen bietet als viele andere. Allerdings knirscht es chronisch im Räderwerk des zwar leistungsfähigen, aber immer komplexeren und teureren Systems. Insbesondere die Bereiche Krankenhaus- und Arzneimittelversorgung haben die größten Anteile an den milliardenschweren Gesamtausgaben. In diesem Zusammenhang stellt der 13. Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik unter Leitung von Prof. Matthias Augustin die Frage, was die immerhin 19 Reformgesetze der letzten zehn Jahre erreicht haben. Die wie immer gut besuchte öffentliche Debatte am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) konnte einmal mehr mit sachverständigen Experten aufwarten, deren Blick auf die aktuelle Situation und die Zukunft sehr unterschiedlich ausfiel.
Das ehemalige LBK-Vorstandsmitglied Prof. Heinz Lohmann zeigt sein Unverständnis für einen mangelnden Lernprozess aus 40 Jahren Gesundheitsreform. Spätestens nach dem GSG 1992 hätte man einsehen müssen, dass Einzelreformen den Krankenhäusern nur Kurzzeiteffekte bringen. Ein kompletter Strukturwandel hin zu einem marktwirtschaftlich geprägten System mit filialisierten Spezialkliniken und privaten Anbietern in Gesundheitszentren ist für den anerkannten Gesundheitsökonom der einzige Weg zu einer auch zukünftig erstklassigen Versorgung. Hingegen sieht Dr. Wulf-Dietrich Leber, Leiter der Abteilung Krankenhäuser beim GKV-Spitzenverband, die Zukunft der Krankenhäuser durch den weiteren Ausbau des DRG-Systems gesichert. „Das ist eine echte Erfolgsgeschichte, die zur Verkürzung der Liegezeiten und zu deutlich mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit führt“, so Leber. Man müsse alle wichtigen Bereiche unter DRG stellen. Würde man zudem die Themen Mengenbeschränkung und Innovationsmanagement endlich vernünftig regeln, so Leber, wären die Krankenhäuser gut für die Zukunft gerüstet. Und die Arzneimittelversorgung? Frau Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss, betont, dass die Ausgaben für Arzneimittel besonders durch überzogene Preisforderungen der Industrie überproportional zum Verordnungsverhalten wachsen. Immerhin seien durch das Preismoratorium sowie den 16-prozentigen Herstellerrabatt als Folge des GKV-Änderungsgesetzes 1,2 Mrd. Euro eingespart worden. Durch die frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln wurden bislang 25 Mio. Euro erzielt. Es mache Sinn, so Klakow-Franck, den Bestandsmarkt mit in die Nutzenbewertung einzubeziehen. Aussagen, die Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), auf die Palme bringen: Das rigide Vorgehen gegen die pharmazeutische Industrie verschlechtere die Situation Deutschlands am Weltmarkt erheblich. Unternehmen können Ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung nicht mehr refinanzieren und würden innovative Arzneimittel gar nicht erst auf den deutschen Markt bringen. Wirtschaftliches Handeln, das von allen Beteiligten im Gesundheitssystem gefordert wird, werfe man der Industrie vor. Die nächste Regierung wird sich für ein zukunftsfähiges Gleichgewicht aus Kostensteuerung, Therapiequalität, Good Governance im Gesundheitswesen und wirtschaftlicher Prosperität bemühen müssen, so Fahrenkamp.
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