Das indische Intellectual Property
Appellate Board (IPAB) hat den Widerspruch des Pharmakonzerns Bayer
gegen eine Zwangslizenz für die Produktion des Krebsmedikamentes
Nexavar abgelehnt. ÄRZTE OHNE GRENZEN begrüßt die am Montag bekannt
gegebene Entscheidung des obersten indischen
Patentprüfungsausschusses in Chennai.
"Die Entscheidung stärkt Zwangslizenzen als wichtiges Instrument
zum Schutz der öffentlichen Gesundheit", sagt Oliver Moldenhauer,
Koordinator der Medikamentenkampagne von ÄRZTE OHNE GRENZEN in
Deutschland. "Wir fordern Bayer auf, die Entscheidung zu akzeptieren
und nicht anzufechten. Patente machen lebenswichtige Medikamente für
Patienten in armen Ländern oft unbezahlbar, während die Konkurrenz
durch Generikahersteller schnell und nachhaltig für deutlich
niedrigere Preise sorgt. Im konkreten Fall ging es mit Nexavar um ein
Krebsmedikament. Jetzt kommt es darauf an, dass Indien und andere
ärmere Länder das Instrument der Zwangslizenzen stärker einsetzen.
Dann können bald auch neuere HIV/Aids-Medikamente von
Generikaproduzenten zu einem Bruchteil des Originalpreises produziert
werden."
"Neuere HIV/Aids-Medikamente sind heute noch für viele Menschen,
die sie bräuchten, unerschwinglich", so Moldenhauer weiter. "Nicht
zuletzt für diese Patienten ist die Entscheidung des IPAB eine
großartige Nachricht. Zwangslizenzen sind ein im internationalen
Handelsrecht verankerter Mechanismus, den Staaten nutzen können, um
Wettbewerb zu ermöglichen und damit den Zugang zu lebenswichtigen
Medikamenten sicherzustellen."
Das indische Patentamt hatte dem indischen Generikahersteller
Natco im März 2012 eine Zwangslizenz zur Produktion des in Nexavar
enthaltenen Wirkstoffes Sorafenib Tosylate für die nächsten acht
Jahre zugesprochen, weil Bayer es versäumt hatte, sein Medikament in
ausreichender Menge und zu einem erschwinglichen Preis in Indien
anzubieten. Der Preis sank dadurch um 97 Prozent. Natco zahlt dafür
eine Lizenzgebühr in Höhe von sechs Prozent der Verkaufserlöse. Damit
wurde in Indien zum ersten Mal eine Zwangslizenz für ein patentiertes
Medikament erlassen.
Indien ist einer der bedeutendsten Generikahersteller weltweit.
Die "Apotheke der Armen" versorgt sowohl zahlreiche
Gesundheitsprogramme in armen Ländern als auch zahlreiche
Organisationen mit kostengünstigen generischen Medikamenten. Mehr als
80 Prozent der Aidsmedikamente, mit denen ÄRZTE OHNE GRENZEN weltweit
220.000 Patienten in ärmeren Ländern behandelt, sind günstige
Nachahmerpräparate aus Indien.
Derzeit steht noch eine weitere wegweisende Gerichtsentscheidung
in Indien aus. Der Pharmakonzern Novartis klagt vor dem Obersten
Gerichtshof, um eine Bestimmung des indischen Patentrechts zu ändern,
die den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten sichert. Mehr
Informationen: http://msf.de/1p
Sie erreichen Oliver Moldenhauer für Rückfragen und Interviews
unter: 0163 8808 410.
Pressekontakt:
Svenja Kühnel, Tel.: 030-700 130 230, 0163 8808 457
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