Der Kampf gegen multiresistente Tuberkulose
(MDR-TB) muss dringend intensiviert werden. Das fordert die
internationale Hilfsorganisation ÄRZTE OHNE GRENZEN anlässlich des
Welt-Tuberkulose-Tages am kommenden Sonntag. Hindernisse zur
Erforschung besserer Medikamente müssen abgebaut und
Behandlungsmöglichkeiten ausgeweitet werden. Nur so kann ein weiterer
Anstieg der MDR-TB-Fälle verhindert und eine historische Chance auf
eine Verbesserung der bisher schlechten Heilungsraten genutzt werden.
Es gibt zwei neue Medikamente gegen MDR-TB. Diese müssen genutzt
werden, um die Behandlung deutlich zu verkürzen und sie effektiver
sowie weniger giftig zu machen. Dies fordern auch TB-Patienten und
medizinische Mitarbeiter von ÄRZTE OHNE GRENZEN aus aller Welt in
einem heute veröffentlichten Manifest.
Lesen Sie das Manifest "Testet mich, behandelt mich" unter:
http://msf.de/1E
ÄRZTE OHNE GRENZEN betreut in den Projekten weltweit aktuell so
viele Menschen mit MDR-TB wie nie zuvor. Eine Medikamentenresistenz
wird dabei nicht nur bei Patienten festgestellt, die früher erfolglos
gegen TB behandelt wurden, sondern auch bei neu diagnostizierten
Personen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass MDR-TB, dort wo die
Organisation arbeitet, selbst übertragen wird. Ohne Behandlung
verläuft MDR-TB tödlich. Doch auch die derzeitige Behandlung bedeutet
für die Patienten zwei Jahre voll quälender Nebenwirkungen, wie etwa
Psychosen, Taubheit und ständige Übelkeit. Darüber hinaus bekommen
sie bis zu acht Monate lang täglich schmerzhafte Injektionen. Gerade
einmal die Hälfte der Patienten wird geheilt.
Nach fast fünf Jahrzehnten ungenügender TB-Forschung und
-Entwicklung gibt es seit kurzem mit Bedaquilin und Delamanid zwei
neue Medikamente, die zugelassen wurden bzw. kurz vor der Zulassung
stehen. Nun muss erforscht werden, wie diese Medikamente am besten
verwendet werden können, um der wachsenden Zahl von MDR-TB-Patienten
so rasch wie möglich eine kürzere und effektivere Behandlung zu
ermöglichen.
Zudem muss die internationale Gemeinschaft mehr politische und
finanzielle Unterstützung leisten, um mehr MDR-TB-Kranke behandeln zu
können. Derzeit erhält nicht einmal jeder fünfte Erkrankte die nötige
Therapie. "Doch ausgerechnet jetzt, da sich neue Möglichkeiten der
TB-Behandlung abzeichnen, gibt es einen gegenläufigen Trend", warnt
Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von ÄRZTE
OHNE GRENZEN in Deutschland. "Der Globale Fonds zur Bekämpfung von
Aids, Tuberkulose und Malaria, der bislang etwa 90 Prozent der
internationalen Mittel im Kampf gegen TB gestellt hat, hat den Anteil
für TB kürzlich verringert. Das ist inakzeptabel. Dieses Jahr findet
eine wichtige Finanzierungskonferenz des Fonds statt. Die Geber, wie
zum Beispiel Deutschland, müssen ihn dort endlich mit ausreichend
Mitteln ausstatten, so dass auch für den Kampf gegen MDR-TB mehr Geld
zur Verfügung steht. Der bisherige Beitrag der Bundesregierung ist
nicht ausreichend." ÄRZTE OHNE GRENZEN setzt sich für eine
Verdoppelung des deutschen Beitrags zum Globalen Fonds ein.
ÄRZTE OHNE GRENZEN behandelt seit 2001 MDR-TB-Patienten. Im Jahr
2011 waren es 1.300 Erkrankte in 21 Ländern. Die WHO schätzt, dass es
2011 weltweit 630.000 Fälle von MDR-TB gab.
Interviews mit Oliver Moldenhauer und einem behandelnden Arzt in
Tadschikistan sind möglich. Mehr Informationen zu den
Unterzeichnenden, Infografiken etc. unter:
http://msfaccess.org/TBmanifesto/
Pressekontakt:
Svenja Kühnel / Christiane Winje, Tel. 030 700 130 230 / 0163 8808
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