Seit gut einem Jahr können sich Versicherte
per Mausklick über Nutzen und Schaden von individuellen
Gesundheitsleistungen (IGeL), die ihnen in der Arztpraxis angeboten
werden, auf www.igel-monitor.de informieren. Entwickelt wurde die
nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des
GKV-Spitzenverbandes (MDS). Seit dem Start haben fast 900.000
Nutzerinnen und Nutzer von diesem Informationsangebot Gebrauch
gemacht, rund 2.800 Zuschriften sind beim Team des IGeL-Monitors
eingegangen.
"Diese große Resonanz der Versicherten zeigt, dass das
Informationsbedürfnis hoch ist und dass der IGeL-Monitor die
Versicherten erreicht", so Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des MDS.
"Denn Versicherte können erst dann eine eigenständige Entscheidung
treffen, wenn sie Nutzen und möglichen Schaden einer
Untersuchungsmethode oder einer Behandlung kennen. Mit dem
IGeL-Monitor bieten wir ihnen eine Entscheidungshilfe im Umgang mit
Individuellen Gesundheitsleistungen, die wissenschaftlich
abgesichert, verständlich und transparent ist. Bezogen auf die von
uns bewerteten individuellen Gesundheitsleistungen lautet unsere
Bilanz: Die Mehrzahl der IGeL-Leistungen schneidet nicht gut ab,
einige sogar ziemlich schlecht." Der IGeL-Monitor, so Pick weiter,
schließe eine Lücke in der sachlichen Patienteninformation und leiste
einen Beitrag zum Patienten-und Verbraucherschutz angesichts eines
Marktes, der weiter wächst. Zwischen 2010 und 2012 ist die Zahl der
insgesamt angebotenen IGeL-Leistungen von 20,9 auf 26,2 Mio.
angestiegen, wie eine aktuelle Umfrage des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK zeigt.
Die wichtigsten Leistungen sind bewertet
Zum Start präsentierte der IGeL-Monitor 24 Leistungen, inzwischen
sind sechs weitere Bewertungen von wichtigen IGeL-Leistungen
hinzugekommen. Mit der heute veröffentlichten Bewertung des
Ultraschalls der Brust zur Krebsfrüherkennung enthält der
IGeL-Monitor 30 Bewertungen: Zwölf der untersuchten IGeL-Leistungen
weisen eine negative oder tendenziell negative Schadensbilanz auf,
bei elf Bewertungen kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis
"unklar", das heißt, hier liegen keine Informationen über den Nutzen
und Schaden dieser Leistungen vor, oder Schaden und Nutzen halten
sich die Waage. Lediglich drei IGeL wurden mit "tendenziell positiv"
bewertet. Die übrigen vier IGeL-Leistungen, wie z.B. der Sport-Check,
wurden nur beschrieben, da sie als Teil der persönlichen
Lebensführung nicht zum Leistungsspektrum der gesetzlichen
Krankenkassen gehören.
"Zu den bisher veröffentlichten IGeL zählen auch die am häufigsten
angebotenen Leistungen: Dies sind zur Krebsfrüherkennung der
Ultraschall der Eierstöcke und der PSA-Test, die
Augeninnendruck-Messung zur Glaukom-Früherkennung und die
Professionelle Zahnreinigung. Nehmen wir noch die Bewertung des
Ultraschalls der Brust hinzu, den wir heute online stellen, haben wir
die "Top-Seller" bewertet", so Dr. Monika Lelgemann, die
Projektleiterin des IGeL-Monitors. Ihr Fazit bislang: "Keine dieser
IGeL-Leistungen ist über ein "unklar" hinausgekommen. Für die
Versicherten bedeutet dies auch in Zukunft: Erst die IGeL-Leistung
prüfen - und dann entscheiden!"
Der IGeL-Monitor zum Mitnehmen: die IGeL-App
Um in Zukunft die Nutzer noch besser zu bedienen, gibt es den
IGeL-Monitor künftig auch als App. Damit können Versicherte bereits
in der Arztpraxis überprüfen, ob die Informationen des
Wartezimmer-Fernsehens oder der ausliegenden Broschüren tatsächlich
wissenschaftlich abgesichert sind, oder ob sie doch eher Werbung
darstellen. Wie der IGeL-Monitor ist die IGeL-App kostenlos und
sowohl für das iPhone als auch für Android-basierte Smartphones
verfügbar. Die IGeL-App ist dabei mehr als eine nur abgespeckte
Version der Internet-Version, denn ihr Angebot wurde speziell auf
Versicherte zugeschnitten, die sich schnell über Nutzen und Schaden
einer IGeL informieren wollen.
Hintergrundinformationen
Die Bewertungen des IGeL-Monitors basieren auf den Methoden der
Evidenzbasierten Medizin (EbM). Das heißt: Für die Bewertung von
Nutzen und Schaden einer IGeL-Leistung recherchiert das aus
Medizinern und Methodikern bestehende Team beim MDS in medizinischen
Datenbanken, trägt die Informationen nach einer definierten
Vorgehensweise zusammen und wertet sie systematisch aus. Das
IGeL-Team wägt Nutzen und Schaden gegeneinander ab und fasst das
Ergebnis in einem Gesamtfazit zusammen, das von "positiv",
"tendenziell positiv" und "unklar" bis zu "tendenziell negativ" und
"negativ" reicht.
Alle Analyseschritte einer Bewertung sind auf dem IGeL-Monitor
dokumentiert. Jede bewertete IGeL wird in mehreren Ebenen
dargestellt, die von Stufe zu Stufe ausführlicher und fachlicher
werden: Von einer zusammenfassenden Bewertungsaussage, mit der die
Nutzen-Schaden-Abwägung in einer von fünf Kategorien ausgedrückt
wird, bis hin zu den für ein Fachpublikum hinterlegten Ergebnissen
der wissenschaftlichen Recherche und Analyse.
Versicherte erfahren außerdem, welche Leistung von den
gesetzlichen Krankenkassen bei den Beschwerden übernommen wird, für
die der Arzt ihnen die IGeL-Leistung anbietet. Außerdem erhalten sie
Auskunft über die Preisspanne, zu der eine IGeL angeboten wird. Und
schließlich gibt der IGeL-Monitor Tipps, wie sich Versicherte im
konkreten Fall verhalten können, wenn ihnen IGeL angeboten werden.
Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der
Krankenkassen (MDS) berät den GKV-Spitzenverband in allen
medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz
zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der
Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der
Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und
organisatorischen Fragen.
Pressekontakt:
MDS, Pressestelle,
Christiane Grote, Tel. 0201 8327-115, c.grote@mds-ev.de