München, 20. März 2013 - Surfen, chatten, Emails senden - was viele Menschen als praktisches Kommunikationsmittel nutzen, entwickelt sich für einige zu einer Parallelwelt, der sie nicht mehr entkommen können: das Internet. Über das relativ junge Phänomen der Onlinesucht informiert Gesundheitsredakteurin Claudia Galler von Deutschlands größter Arztempfehlung jameda (http://www.jameda.de).
Internetabhängigkeit, Onlinesucht
Die Definition und Beschreibung von Onlinesucht wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Die einen verstehen darunter die Abhängigkeit einer Person vom Medium Internet und möchten das Phänomen als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt wissen. Andere sehen das Verhalten Onlinesüchtiger eher als Ausdruck einer anderen Grunderkrankung wie Depression, Spielsucht oder Sexsucht. Sie sprechen daher nicht von Sucht sondern von einem krankhaften Internetgebrauch. Da Onlinesucht keine Diagnose darstellt, wird sie in der Praxis meist einer Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung zugeordnet, und auch als "abnorme Gewohnheit mit Störung der Impulskontrolle" beschrieben.
Wann ist man onlinesüchtig?
Wer onlinesüchtig ist, lässt sich und seinen Tagesablauf vom Internet bestimmen. Dabei sind es verschiedene Interessensgebiete, die Internetabhängige verfolgen wie soziale Netzwerke, Chatrooms, Online-Spiele oder Online-Sex. Betroffene verlieren die Kontrolle darüber, wie oft und wie lange sie das Internet nutzen. Auch entwickelt sich eine Toleranz, d. h. der Online-Konsum lässt in der Wirkung nach, so dass der Betroffene öfter und länger vor dem Bildschirm sitzen muss, um sich wohl zu fühlen. Bleibt dem Süchtigen der Zugang zum Internet verwehrt, können sich Entzugserscheinungen einstellen wie Aggression und Nervosität. Kontakte zu anderen Menschen im "offline"-Leben werden meist schwieriger.
Im Netz stets verbunden, im realen Leben einsam
Die Folgen der Onlinesucht können gravierend sein: Da sich Betroffene abkapseln, nehmen soziale Kontakte ab, Beziehungen und Familienbande gehen in die Brüche. Onlinesüchtige vernachlässigen Aufgaben des realen Lebens, der Verlust des Arbeitsplatzes kann die Folge sein. Durch Schlafmangel aufgrund exzessiven Konsums und durch Entzugssymptome sind Betroffene unkonzentriert und unausgeglichen. Abnormer Internetgebrauch von bis zu 20 Stunden pro Tag ohne Bewegung, dazu unausgewogene Mahlzeiten und wenig frische Luft können zu körperlicher Verwahrlosung führen.
Vor allem junge Menschen von 14-24 sind betroffen
Da das Phänomen Onlinesucht relativ jung ist, sind die Daten über die Häufigkeit noch lückenhaft. Einer Studie des Bundes zufolge waren 2011 etwa 560 000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren internetabhängig. Vor allem junge Menschen waren stark betroffen. Dabei hielten sich onlinesüchtige Frauen im Alter von 14 bis 24 vorrangig in sozialen Netzwerken auf, abhängige Männer der gleichen Altersgruppe nutzten neben Netzwerken vor allem Online-Spiele.
Wie schafft man den Ausstieg?
Professionelle Hilfe wie Gesprächs- und Verhaltenstherapie ist oft unerlässlich, um von der Internetsucht loszukommen. Da das Internet zum Alltag gehört, ist eine völlige Abstinenz unrealistisch. Vielmehr müssen Betroffene einen bewussten Umgang mit dem Medium erlernen und gleichzeitig den Kontakt zu ihren Mitmenschen in der realen Welt wieder üben.
Sollten Sie suchgefährdet sein oder Anzeichen dafür erkennen, ist es ratsam, einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Gut bewertete Ärzte finden Sie z.B. auf jameda (http://www.jameda.de/aerzte/psychiater-u-psychotherapeuten/fachgebiet/).