Kassel (dk). Dieter Möhler bleibt für weitere vier Jahre Vorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB). Die Bundesdelegiertenversammlung bestätigte Möhler in Kassel mit 49 Stimmen ohne Gegenstimme im Amt. Möhler rief zu "mehr Ethik" auf und appellierte an die Politik, "endlich die betroffenen Menschen und nicht den Profit in den zentralen Mittelpunkt zu stellen". Rund sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden offiziell an Diabetes mellitus, 90 Prozent sind Typ-2-Diabetiker, 300.000 sind an Diabetes Typ 1 erkrankt.
"Lebensqualität und finanzielle Situation der Diabetiker müssen ebenso dringend verbessert werden wie die Versorgungssituation für alle Betroffenen. Die Gesamtsituation ist ungerecht, unbefriedigend, unübersichtlich und orientiert sich zu sehr an Landesgrenzen. Es darf nicht sein, dass Krankenkassen bei der Kostenerstattung wichtiger Therapien außen vor sind und der Patient die Zeche bezahlen muss. Die Gesundheitspolitik muss die chronische Erkrankung von fast zehn Prozent der Bevölkerung zur Chefsache machen und endlich gegensteuern. Die Wahljahre 2013 und 2014 sind eine gute Gelegenheit dazu", sagt Möhler.
Der wiedergewählte Bundesvorsitzende des DDB untermauerte seine Kampfansage zu Protestaktionen vor und während der anstehenden Wahlen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. "Der Deutsche Diabetiker Bund wird sich die unsoziale Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre nicht länger gefallen lassen und öffentlich deutlich sichtbare Zeichen setzen. Wir werden nicht wegsehen, sondern uns weiter einmischen."
Das Bundesministerium für Gesundheit forderte Möhler auf, den jüngsten Beschluss des gemeinsamen Bundesausschusses G-BA rückgängig zu machen: Der G-BA hatte beschlossen, drei neue Festbetragsgruppen für Insuline zu bilden - jeweils eine Gruppe für kurzwirksame Insuline, langwirksame Basalinsuline sowie Mischinsuline. Betroffen sind Typ-1- und Typ-2-Diabetiker, die Insulin spritzen, während Träger von Insulinpumpen ausgenommen sind. Experten gehen davon aus, dass die Differenz zwischen dem Festbetrag und dem Abgabepreis der Patient bezahlen muss.
"Dem verantwortlichen Ministerium ist hierbei eine gute Gelegenheit geboten, als letzte Instanz einen gravierenden Fehler des G-BA zu korrigieren, das Thema neu zu bewerten und auf die Agenda zu setzen. Die rasche Wiederaufnahme eines sachkundigen Patientenvertreters im G-BA ist zudem zwingend", so Möhler. Die bisherige Patientenvertreterin war kürzlich durch die Patientenvertreter im G-BA aus dem "Unterausschuss Arzneimittel" ausgeschlossen worden, nachdem sie die Bildung von Festbetragsgruppen für Insuline scharf kritisiert hatte.
Der Deutsche Diabetiker Bund ist die größte und zugleich unabhängige deutsche Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Diabetes und setzt sich für deren Interessen ein. Seit mehr als 60 Jahren fungiert der DDB als Wächter und Notar für Betroffene. Offizielles Publikations-Organ ist das bekannte Fachmagazin "Diabetes Journal". Mit einer Reihe von Landesverbänden gibt der DBB die Zeitschrift "Subkutan" heraus. Stammsitz des Bundesverbandes ist Kassel. Im Gespräch ist ein Umzug nach Berlin.
Der wiedergewählte Bundesvorstand des Deutschen Diabetiker Bundes:
Dieter Möhler (Vorsitzender), Prof. Dr. med. Hermann von Lilienfeld-Toal und Kai Woltering (beide Stellvertreter), Edda Stellmach (Schatzmeisterin), Andrea Witt (Bundesjugendreferentin).
Bildunterschrift:
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Dieter Möhler bleibt bis 2017 Bundesvorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes. Foto: Deutscher Diabetiker Bund
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