Die Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) mit Stammsitz im münsterländischen Horstmar-Leer veranstaltete in Göttingen die mittlerweile 12. internationale Haupttagung für Tierärztinnen und Tierärzte in der Betreuung von Rinder- und Schweinebetrieben.
Diese AVA-Jahrestagung zeigte u.a. Wege auf, wie der Einsatz von Arzneimitteln, insbesondere der Antibiotikagebrauch, in den landwirtschaftlichen Betrieben reduziert werden kann. Werden Nutztiere bereits in einer ?Vorbeugemedizin?, der so genannten Prophylaxe gegen Erkrankungen durch die Tierärzte der Nutztiermedizin betreut, wird durch diese Maßnahme dafür gesorgt, dass die Tiere erst gar nicht erkranken, bzw. die Erkrankungshäufigkeit sehr gering bleibt.
Die jeweiligen Fachvorträge der Sektionen Rind und Schwein gaben den teilnehmenden Tierärztinnen und Tierärzten eine Vielzahl von Informationen und Tipps für die tägliche tierärztliche Praxis auf den Betrieben, um Tiere möglichst schnell zu therapieren, bzw. dafür zu sorgen, dass die Tiere erst gar nicht erkranken. Die Verantwortung für Tier, Mensch und Umwelt wurde im Rahmen der 12. AVA ? Haupttagung immer wieder klar herausgestellt. Gerade die aktuelle Diskussion um die Arzneimittel ? bzw. Antibiotikareduktion lief wie ein roter Faden durch die Fachtagung. Tierärzte in der Nutztiermedizin sind Managementbegleiter der Tierproduzenten, mit dem Ziel, gesunde Tiere gesund zu erhalten, um damit den Arzneimitteleinsatz auf ein Minimum zu beschränken und die Resistenzsituation antimikrobieller Wirkstoffe deutlich zu verbessern, bzw. die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern. Dies bedingt u.a. die umsichtige Verwendung antimikrobieller Mittel in der Human- und Veterinärmedizin, so Gründer und Leiter der Akademie, Ernst-Günther Hellwig, selbst Agrarwissenschaftler und Fachtierarzt für Schweine. Das Dispensierrecht, welches dem Tierarzt die Möglichkeit gibt, nach einer eingehenden Untersuchung die erforderlichen Arzneimittel für die Tiere zur Weiterbehandlung an den Landwirt abzugeben, ist dabei eine wichtige Säule im Rahmen des Tier- und Verbraucherschutzes.
Politiker der Fraktionen der FDP (Dr. Christel Happach-Kasan, MdB, Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion für Ernährung und Landwirtschaft), der Linkenfraktion (Dr. med. vet. Kirsten Tackmann, Tierärztin und MdB, Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) und Grünenpolitiker (Heiner Scholing, MdL in Niedersachsen, Sprecher für Tierschutz) nahmen u.a. an der Podiumsdiskussion der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) teil. Die Politiker von FDP und Linken waren sich einig, dass das Dispensierrecht auf jeden Fall in die Hände der Tierärzte gehört. Ein Wegfall dieser Möglichkeit der Abgabe von Tierarzneimitteln zur Weiterbehandlung nach Anweisung des Tierarztes wäre weder dem Tierschutz, dem Verbraucherschutz noch dem Ziel der Arzneimittelreduzierung dienlich. Der SPD ? Abgeordnete Dr. med. vet. Wilhelm Priesmeier, (Tierarzt und MdB; Sprecher der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), hatte sich in einem Referat bereits auf einer früheren Veranstaltung der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) zum eindeutigen Erhalt des Dispensierrechts des Tierarztes geäußert. Natürlich muss gleichzeitig in der Landwirtschaft ein Umdenken der Produktionsbedingungen erfolgen, so alle Politiker. Den Tierärzten darf man den ?schwarzen Peter? in Sachen Antibiotikagebrauch nicht zuschieben. Ein sinnvoller Einsatz von Arzneimitteln, nur auf das nötigste bezogen, hat höchste Priorität. Und hier ist der Tierarzt Fachmann und muss auch den Arzneimitteleinsatz in der Hand behalten. ?Den Landwirt beraten, wie er seine Tiere gesund hält? - dieses Ziel einer modernen tierärztlichen Betreuung zog sich wie ein roter Faden durch die viertägige AVA-Veranstaltung, so Akademiedirektor Hellwig.
Weitere Infos zur 12. AVA-Haupttagung sind auf der Homepage der Agrar- und Veterinär-Akademie (AVA) unter www.ava1.de zu finden.