fit und munter - Versiegeln statt bohren

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Versiegeln statt bohren

Immer mehr Zahnärzte bekämpfen Karies nicht mehr mit dem Bohrer, sondern mit der sanften Infiltrationsmethode. Wie und in welchen Fällen dieses Verfahren wirkt, erläutert Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt, leitender Zahnarzt und Implantologe des Carree Dental in Köln, in folgendem Interview.
Herr Dr. Schmidt, was ist der entscheidende Vorteil der Infiltrationsmethode bei der Kariesbehandlung?
Dr. Jochen H. Schmidt: Der wesentliche Vorteil dieser relativ neuen Methode liegt darin, dass nicht gebohrt werden muss. Dadurch entstehen garantiert keine Schmerzen. Ebenso vorteilhaft ist es, dass bei der Kariesbehandlung keine gesunde Zahnsubstanz mehr vernichtet wird wie beim Bohren.

Hat der Bohrer damit endgültig ausgedient?
Dr. Jochen H. Schmidt: Nein, die Kariesinfiltration eignet sich nur bei Erkrankungen im Anfangsstadium. Bei weit fortgeschrittener Karies oder betroffenen Stellen im Wurzelbereich geht am Bohrer nach wie vor kein Weg vorbei. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtiger denn je.

Wie erkennt der Zahnarzt, ob eine Infiltration sinnvoll ist?
Dr. Jochen H. Schmidt: Anhand von Röntgenbildern erkennt er, wie weit die Karies vorgedrungen ist. Weist das Zahndentin noch keinen Defekt auf, so ist eine Infiltration möglich.

Wie funktioniert diese Methode?
Dr. Jochen H. Schmidt: Im ersten Schritt wird die kariöse Stelle mit einem speziellen Ätzgel aufgeraut. Anschließend trägt der Zahnarzt mit Hilfe dünner Folien ein farbloses Kunststoff-Gel auf. Dieses dringt in die Karies ein, füllt die poröse Schmelzschicht von innen auf (=infiltrieren) und versiegelt den Zahn. Schädliche Säuren können nicht mehr eindringen.

Für wen eignet sich diese Methode insbesondere?
Dr. Jochen H. Schmidt: Im Grunde genommen für alle Patienten mit leichter bis mittlerer Karies. Ideal ist diese Methode natürlich für Kinder und Angstpatienten.

Wo liegen die Vorzüge gegenüber der Laser-Methode?
Dr. Jochen H. Schmidt: Beide Methoden eignen sich bei leichterer Karies. Mit der Infiltration gelange ich jedoch auch an die ansonsten schwer zugänglichen Zahnzwischenräume - der entscheidende Vorteil gegenüber dem Laser. Außerdem wird bei der Kariesinfiltration keine Zahnhartsubstanz entfernt oder geschädigt.

Wie lange dauert die Behandlung?
Dr. Jochen H. Schmidt: In der Regel genügt eine Sitzung von 20 bis 30 Minuten.

Wie hoch sind die Erfolgs- bzw. Heilungsaussichten?
Dr. Jochen H. Schmidt: Langzeiterfahrungen gibt es noch nicht. Aber klinische Studien verschiedener Universitäten belegen, dass Karies bei 80 Prozent der versorgten Zähne gestoppt werden konnte.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
Dr. Jochen H. Schmidt: Nein, Risiken oder Nebenwirkungen sind nicht bekannt. In sehr selten Fällen kommt es jedoch vor, dass schädliche Bakterien über haarfeine Risse in den Zahn dringen und erneut Karies verursachen.

Übernimmt die Kasse die Kosten?
Dr. Jochen H. Schmidt: Nein, die Kosten von etwa 100 bis 120 Euro muss der Patient in der Regel selbst tragen. Manche Kassen übernehmen aber einen Anteil.

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