Die meisten Todesfälle sind auf direkte und indirekte Durchblutungsstörungen zurückzuführen, rund jeder zweite Deutsche stirbt in Folge systematischer Schädigungen der Gefäße, die zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Gegen Durchblutungsstörungen und die vielseitigen Krankheitsfolgen gibt es in der heutigen Medizin innovative Therapieansätze. Hoffnung macht vor allem die EECP-Therapie, die über natürliche Bypässe Gefäßablagerungen abbauen und den Aufbau von Umgehungsgefäßen fördern kann. gesundheitsaspekte.de sprach mit dem Baden-Badener Kardiologen Dr. Kai Ruffmann über diese Therapieform, die als biologischer Bypass unter anderem in der kardiologischen Abteilung an der Berliner Charité angewandt wird.
Die Enhanced External counterpulsation therapy (EECP) steht umgangssprachlich für einen biologischen Bypass, der die nicht-invasive Antwort zu zahlreichen Erkrankungen durch Durchblutungsstörungen darstellen kann. Das Verfahren kommen aus den USA, wird aber zunehmend auch in Europa, vor allem im Fachbereich der Kardiologie, eingesetzt. Die Therapie lässt sich allerdings nicht nur bei Herzleiden einsetzen, sondern vielseitig bei Krankheiten, die durch Durchblutungsstörungen, zum Beispiel durch Gefäßverengungen an den Beinen, auftreten. Die bisherigen Studien zur EECP-Therapie sind hoffungsvoll und auch das Verhältnis von Therapieerfolg zu Behandlungskosten stimmt. Bisher musste man Engstellen in den Gefäßen meist operativ behandeln. Mit der Förderung eines natürlichen Bypasses und der Stärkung der Selbstheilungskräfte geht die moderne Medizin hier ganz andere Wege.
Vereinfacht beschrieben ist mit der EECP-Therapie gemeint, das man mit speziellen Bandagen an den Füßen und im Hüftbereich, im arteriellen System von den Beinen ausgehend, das Blut in Richtung Herz zurückgepumpt. Dr. Ruffmann dazu: „Durch die EECP-Therapie erfährt das Herz eine Luxusperfusion durch das „Huckepack-Herz“. Es handelt sich dabei um die gesundheitserhaltenste Wirkung, die wir überhaupt kennen, wie sie zum Beispiel auch durch sportliche Aktivität erzeugt werden kann. Man könnte sagen, es handelt sich dabei um eine Tiefenmassage der Gefäße. Unsere arteriellen Bluthalter antworten darauf durch Abbau von einengenden Gefäßablagerungen und durch den Aufbau von Umgehungsgefäßen, um verschlossene Arterien herum, deshalb auch die Begrifflichkeit des biologischen oder natürlichen Bypasses.
Die Therapie bei einem biologischen Bypass kann bei schweren Krankheiten wie dem Herzinfarkt auch ganz natürlich die Selbstheilungskräfte fördern. Dabei werden zum Beispiel die Nebengefäße des Herzes durch die veränderte Blutungsschubkraft natürlich trainiert. Das Verfahren berücksichtigt dabei über eine EKG-Steuerung die individuelle Blutzirkulation, so lässt zum Beispiel der Druck in den Manschetten nach, wenn das Herz das Blut in die Beine pumpt.
Der größte Vorteil für die Patienten ist bei der EECP-Therapie sicherlich, dass das Verfahren mit den Beinmanschetten sanft und ohne nennenswerte Nebenwirkungen durchgeführt werden kann und Operationen bei vielen Indikationen vermieden werden können. Zur Therapie und den Kostenübernahmen der Krankenkassen sagte Dr. Rufmann: „Die Behandlungen werden täglich an den sechs Werktagen einer Woche, einschließlich samstags, durchgeführt. Die EECP-Behandlungsmethode wird im Moment eher selten von den Kostenträgern im Gesundheitswesen übernommen, die Einstellung der Krankenkassen gegenüber ECCP ändert sich jedoch zunehmend. Es ist zukünftig davon auszugehen, dass diese Behandlung, die grundsätzlich vor operativen Eingriffen wie Bypass-Operationen stehen sollte, von den Kostenträgern übernommen wird.“
Informationen zum Interview
Das Interview zu modernen Diagnose- und Therapieoptionen in der Kardiologie mit Dr. Kai Ruffmann ist in der Rubrik „Gesundheit aus Baden“ auf www.gesundheitsaspekte.de veröffentlicht. In der Rubrik werden Ärzte und andere Gesundheitsexperten aus badischen Gesundheitsmetropolen wie Baden-Baden vorgestellt. Zum Interview werden spezielle Fachthemen in der Medizin zusammen mit den Interviewpartnern veröffentlicht.
Infos: www.gesundheitsaspekte.de/gesundheit-aus-baden/
Zusatzinformation: Innovative EECP-Therapie bei vielen Durchblutungserkrankungen.
Infos: www.gesundheitsaspekte.de/gesundheit-aus-baden/eecp-therapie-biologischer-bypass.html
Dr. med. Kai Ruffmann ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Dr. Ruffmann ist niedergelassen Facharzt in Baden-Baden und blickt auf eine 15-jährige kardiologische Praxis mit Herzkatheter zurück. Zu seinen beruflichen Stationen gehörte die Tätigkeit als erster Oberarzt in der Kardiologie des Städtischen Klinikums Karlsruhe.
Infos: www.kardiologie-ruffmann-baden-baden.de