Berlin - Das Nationale Referenzzentrum für Influenza des Robert Koch-Instituts hat am Morgen des 29.4.2009 drei Erkrankungsfälle durch die neue Grippe A/H1N1 (?Schweinegrippe?) bestätigt. Es handelt sich um eine 22 Jahre alte Frau, die nach einer Mexikoreise mit Influenza-ähnlichen Symptomen in Hamburg ins Krankenhaus gekommen war. Die erste Labordiagnose wurde im Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg erstellt. Der zweite Fall ist ein Mann Ende 30, der in der Universitätsklinik Regensburg behandelt wird. Ein dritter Fall wurde aus Kulmbach bestätigt. Dabei handelte es sich um eine 37-jährige Frau, ebenfalls nach einer Mexikoreise. Auch hier wurde die erste Diagnose an der Universität Regensburg gestellt. Daneben sind derzeit einzelne weitere Verdachtsfälle aus unterschiedlichen Bundesländern in Untersuchung.
Das Robert Koch-Institut hatte in den vergangenen Tagen mitgeteilt, dass die Einschleppung von Fällen möglich sein könnte und am 26.4.2009 von ersten Verdachtsfällen berichtet. Auf eine solche Situation hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren vorbereitet. Das Robert Koch-Institut hat wie in der Pressemitteilung vom 27.4.2009 mitgeteilt, den gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Nationalen Pandemieplan Anfang 2005 und eine aktualisierte Fassung 2007 veröffentlicht. Der Pandemieplan enthält Maßnahmen, Aufgaben und Handlungsempfehlungen und erläutert die wissenschaftlichen Zusammenhänge der Pandemieplanung.
Für die Einschleppung von Fällen hatten die Gesundheitsbehörden des Bundes und der Länder bereits Maßnahmen ergriffen. Zusammen mit dem Bundesministerium für Gesundheit und den Ländern hat das RKI die bestehenden Empfehlungen zum Vorgehen in solchen Situationen an die aktuelle Situation angepasst und den Gesundheitsämtern, Krankenhäusern und Ärzten zur Verfügung gestellt. Die Maßnahme-Empfehlungen sind auch auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts abrufbar. Darunter sind auch Empfehlungen für Gesundheitsbehörden vor Ort zum Vorgehen bei einem Schweinegrippe-Verdachtsfall, zur Probenentnahme und Hinweise für Flugpassagiere, in deren Flugzeug sich Personen mit Atemwegserkrankungen aufhielten (in Englisch, Deutsch, Spanisch). Bezüglich des Schutzes des Medizinpersonals greifen die bestehenden Empfehlungen, wie sie bei Influenza üblich sind.
Für die Bevölkerung wird derzeit nach wie vor keine allgemeine Gefährdung durch die Schweinegrippe gesehen. Generell empfohlene persönliche Hygienemaßnahmen sollten aber besonders beachtet werden, insbesondere bei Kontakt zu Reiserückkehrern aus betroffenen Regionen. Influenzaviren werden vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen. Insbesondere beim Niesen oder Husten können Erreger auch auf die Hände gelangen und darüber weiterverbreitet werden. Daher wird häufiges Händewaschen empfohlen, außerdem sollten die Hände vom Gesicht ferngehalten werden, die die Erreger leicht auf die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund übergehen können. Beim Husten sollte in den Ärmel gehustet werden. Ausführliche Informationen zu persönlichen Schutzmaßnahmen bei Virusinfektionen sind in der Broschüre ?Selbstverteidigung gegen Viren? enthalten, die unter http://www.wir-gegen-viren.de abrufbar ist und ab Mitte Mai bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln bestellt werden kann.
Die Neuraminidasehemmer (antivirale Medikamente gegen Influenzaviren) scheinen bei dem Schweinevirus wirksam zu sein. Es ist bislang nicht bekannt, ob der saisonale H1N1-Impfstoff gegen dieses Virus schützt, das wird derzeit geprüft.
In den USA und vor allem in Mexiko sind inzwischen insgesamt mehrere hundert Menschen an Schweine-Influenza erkrankt, die durch ein neuartiges Influenzavirus verursacht wurden, auch in anderen Staaten wurden erste Fälle bestätigt, der erste Fall in Europa trat in Spanien auf. Die Symptome der neuen Grippe sind ähnlich wie bei saisonaler Influenza, vor allem Fieber, Atemwegsbeschwerden und Gliederschmerzen; in Mexiko gab es eine Reihe von Todesfällen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dieses so genannte A/H1N1-Virus am 25.4.2009 als gesundheitliches Risiko von internationaler Bedeutung eingestuft, eine vergleichbare Einstufung gab es beim Auftreten von SARS 2003. Die Weltgesundheitsorganisation hat am 27. April die pandemische Warnphase 4 aufgerufen. Die Weltgesundheitsorganisation hält aber auch eine weitere Hochstufung für möglich.
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