Turbo raus - und rein ins Landleben. Ganz gemächlich. Heute vielleicht das Heu von den Almen heimbringen, morgen misten und melken, übermorgen buttern und backen. Was halt grad" ansteht auf dem Hof. Drei Tage lang können Urlauber in ausgewählten Partnerbetrieben des Nationalparks Hohe Tauern selbst Hand anlegen - und dabei den Kopf in Nullkommanichts freibekommen. Das Praktikanten-Angebot kostet 25 Euro pro Person. Am besten, man bucht sich gleich auf dem Bauernhof des Ausbilders ein, der ab 195 Euro die Woche Frühstückskost und Logis gewährt.
"Das echte Leben spüren - ganz ohne gekünsteltes Drumherum", beschreibt Bernhard Pichler von der Osttirol Information das Ziel der Aktion. Und weil die Menschen, die das Land im Angesicht der höchsten Berge Österreichs - dem Großglockner (3798 m) und dem Großvenediger (3657 m) - bewirtschaften, seit jeher stolz auf ihre Leistung sind, gibt"s auch genügend Bauern, die sich gern über die Schultern schauen lassen. Und die sich nicht selten darüber wundern, wie schnell sich doch ein Workaholic in den Sonnenaufgang vertiefen und über ein frisch gelegtes Ei freuen kann.
Zu den immer wieder angenehm Überraschten gehört auch Regina Berger vom Bartlerhof. Sie wohnt auf einem Sonnenplateau im romantischen Virgental - und schwört auf ihre Pflänzchen. Von Arnika über Lavendel und Thymian bis hin zur Zitronenmelisse wachsen 55 verschiedene Kräuter in ihrem Bergbauerngarten auf 1260 Meter Höhe. Wer morgens einen Tee möchte, kann gern auf einem kleinen Streifzug im Angesicht der imposanten Lasörlinggruppe mit ihr die richtige Mischung für den Tag zusammenstellen, während die Kinder die Kälbchen im Stall begrüßen. "Einfach durchatmen", empfiehlt die 55-jährige Bio-Bäuerin und Kräuterpädagogin, "und schon ist man im Hier und Jetzt." Das je nach Jahreszeit natürlich ganz anders duftet.
Besonders stolz ist Regina Berger auf ihren Graukäse aus Magermilch. Die bleibt beim Buttern übrig und kann so sinnvoll weiterverwendet werden. Denn auch im Sommer stehen immer zwei Kühe daheim im Stall. Das bedeutet 40 Liter Milch am Tag, die zu fünf Kilo Butter die Woche, Käse, Quark und täglich frischem Joghurt verarbeitet werden: "Unsere Praktikanten staunen, wie aufwändig das ist - und gleichzeitig wie lecker", sagt Regina Berger und ist erfreut, dass so mancher seine Sinne neu entdeckt. Aber Achtung: Auch wenn man alles richtig macht, schmeckt der Kräuterquark zuhause nie so gut wie in Osttirol, denn "die Zutaten aus dem Supermarkt haben einfach nicht unser Aroma".
Also am besten vor Ort Reserven tanken. Wer beim Helfen und Miterleben des authentischen Alltags auf dem Bauernhof bereits zu sich selbst gefunden hat, kann das Erlebnis eigentlich nur noch auf den Zedlacher Almen toppen. Hier oben in 1842 Metern haben Bergers eine der steinernen Almhütten, die sich eng aneinander schmiegen und schon seit Jahrhunderten der Witterung trotzen. Einfach nachfragen, ob frei ist. Dem Hirten helfen, die 150 Kühe rundum zu versorgen - oder schlicht durch die Bilderbuchlandschaft wandern und die absolute Abgeschiedenheit genießen.
Unten wieder angekommen, ruft Regina Berger bei Bedarf die Wandermasseurin, lädt zum Thymiantreten auf ihrem Barfußbeet ein, das wahre Entspannungswunder wirken soll und offeriert anschließend ihre Kneipp"schen Anwendungen im Garten. Natur pur, ein echtes Wohlfühlprogramm mit Nachhaltigkeitsfaktor. Übrigens: Wer sich seinen "Bauern in drei Tagen" bescheinigen lassen möchte, bekommt natürlich ein Zertifikat über die absolvierten Lektionen. "Aber das will eigentlich keiner", sagt Regina Berger: "Unsere Gäste wissen auch ohne Schein, was sie sich Gutes getan haben."
Über Osttirol: Osttirol mit der Bezirkshauptstadt Lienz und 32 Gemeinden gliedert sich in vier Regionen: Die Nationalpark-Region Hohe Tauern und das Defereggental im Norden, die Lienzer Dolomiten im Südosten und das Hochpustertal im Südwesten. Staufreie Anreise inklusive Landschaftserlebnis über die Felbertauernstraße.
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