An dem Projekt beteiligt sind das Universitätsklinikum Tübingen, das Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut Tübingen, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) und das Unternehmen auric Hörsysteme. Die Forschung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 900000 Euro gefördert.
Das neue Hörsystem soll Menschen helfen, für die kein herkömmliches Hörgerät in Frage kommt. Sie müssen häufig ein Implantat tragen, das von außen oder innen im Knochen hinter dem Ohr verankert wird. Das Verfahren ist aufwendig und kostspielig. An dieses Problem knüpft das Forschungsteam an.
Kernstück des neuartigen Implantats ist das von dieser Forschergruppe bereits entwickelte und 2012 vom BMBF ausgezeichnete Rundfensterimplantat. Der Schallwandler ist sehr klein:„Er ist kleiner als ein Reiskorn und wird direkt an der Verbindung zwischen Mittelohr und Innenohr, bevorzugt am sogenannten runden Fenster platziert“, erklären Prof. Dr. Hans-Peter Zenner, Direktor der HNO-Klinik Tübingen und Dr. Theo Wesendahl, Physiker vom Projektpartner auric.
Jetzt geht es nun darum, das Gesamtsystem “Intracochlear Acoustic Stimulator“ (ICAS) zu entwickeln. Dazu wird ein konventionelles Hörgerät an seinem Schlauch-Ende, der in den Gehörgang hineinragt, mit einem Infrarot-LED ausgerüstet. Diese sendet Lichtsignale durch das Trommelfell an das dahinter eingesetzte Implantat. Die photovoltaische Empfangseinheitdes Implantats wandelt das Licht in elektrischen Strom um und aktiviert den Piezoaktor, die eigentliche Schnittstelle des Mini-Implantats.
Denn über den Piezoaktor ist es an einem der beiden Fenster zum Innenohr direkt an die Innenohrflüssigkeiten angekoppelt und die elektrischen Signale können so unmittelbar in Schwingungen übertragen werden.
Die Forschergruppe geht davon aus, dass das Klangergebnis die Leistung der klassischen Implantate deutlich übertreffen − auch wenn sich das Gehirn, wie bei allen Hörimplantaten, zunächst auf diese Form der Klangübermittlung einstellen muss.
„Wir erwarten, nach drei Jahren funktionstüchtige Prototypen entwickelt zu haben. Daran würden sich dann klinische Studien anschließen, bevor es zu einem regulären Einsatz kommen kann“, sagt Dr. Mark Winter , Geschäftsführer und audiologischer Leiter bei auric und Projektkoordinator für das ICAS.