Hoher Konsolidierungs- und
Innovationsdruck sorgen in der Healthcare-Branche für eine steigende
Zahl von Unternehmensübernahmen und -zusammenschlüssen. Das
Dealvolumen lag 2012 mit 46 Milliarden Euro doppelt so hoch wie noch
2009. Mehr als die Hälfte der befragten Experten für die von Deloitte
gemeinsam mit Prof. Christoph Kaserer von der TU München
durchgeführte Studie zu M&A-Trends rechnen mit einem signifikanten
Anstieg von Deals - zumal die Finanzierung in diesem Bereich
interessanterweise derzeit kein Problem zu sein scheint. Bevorzugt
kommen hierbei Private-Equity-Mittel, Bankkredite sowie firmeneigene
Gelder zum Einsatz. Ein Problem sind allerdings unterschiedliche
Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern sowie die allgemeine
Unsicherheit aufgrund der immer noch schwelenden Euro-Krise. Neben
den positiven Finanzierungsbedingungen und dem Konsolidierungsdruck
begünstigt vor allem die Krisenfestigkeit der Nachfrage die
wachsenden M&A-Aktivitäten der einzelnen Player. Nicht zuletzt sorgt
ein brancheninterner Diversifizierungstrend für ein entsprechendes
Klima.
"Generell reagiert der Kapitalmarkt positiv, wenn Unternehmen mit
M&A ihre strategische Markt- und Produktpositionierung verbessern.
Der Kapitalmarkt bewertet einen in einem sogenannten M&A-intensiven
Unternehmen gebundenen Euro als Richtwert zurzeit mit 1,58 Euro - bei
einem inaktiven hingegen nur mit 1,49 Euro", erklärt Andreas Korten,
Partner Transaction Services bei Deloitte.
Mehr Transaktionen, bessere Marktperformance
Unternehmen der Healthcare-Branche in Deutschland nutzen ihre
finanzielle Stärke, um anorganisch zu wachsen und ihre Produkt- und
Marktposition zu verbessern. Laut der durchgeführten Studie haben
Healthcare-Unternehmen, die in den letzten drei Jahren eine
Transaktion durchgeführt haben, eine um ein Zehntel höhere
Marktperformance als andere. Ihr P/E-Multiple liegt mit 21 deutlich
über dem der übrigen (12).
Die Studie zeigt, dass akquirierende Unternehmen der
Healthcare-Branche zwischen 2006 und 2012 eine um 30 Prozent höhere
EBITDA-Marge und um 26 Prozent höhere Cashflows aufwiesen. Zudem war
ihr medianes Umsatzwachstum um ein Drittel stärker. Gleichzeitig
hatten sie einen höheren Verschuldungsgrad und investierten um die
Hälfte weniger Mittel in F&E. Die F&E-Quote ihrer Targets lag dafür
mit 10 Prozent deutlich über Branchendurchschnitt (7%).
Trend zur Diversifizierung
"Neben neuen F&E- bzw. Investitionspotenzialen und der
strategischen Positionierung kann auch eine stärkere Diversifizierung
Ziel eines Deals sein", erläutert Dr. Gregor-Konstantin Elbel, Leiter
Life Scienes &Health Care bei Deloitte. Knapp ein Drittel der
Transaktionen im Untersuchungszeitraum waren branchen-, zwei Drittel
länderübergreifend. So hat die Zahl der Produktsegmente von
Healthcare-Unternehmen zwischen 2006 und 2012 von 2,65 auf 3,48
zugenommen, die Anzahl geografischer Segmente stieg von 3,47 auf
4,59.
Positive Kapitalmarktreaktion
Kaufende Unternehmen weisen höhere Wertsteigerungen auf als
nichtkaufende und erzielen positive Renditen - im Jahr nach der
Transaktion bis zu 10 Prozent. Bereits nach der Ankündigung eines
Mergers oder einer Akquisition konnten Unternehmen in den vergangenen
Jahren ihre P/E-Multiples relativ zur Benchmark steigern.
Entsprechend hoch sind die Aufschläge auf die Marktbewertung und
damit die Dealprämien. Das ist für Finanzinvestoren attraktiv: Sie
sind vor allem an größeren Transaktionen beteiligt.
Uneinigkeit über Kaufpreis
Konsolidierungs- und Innovationsdruck sind und bleiben die
maßgeblichen Treiber für M&A-Aktivitäten in der Healthcare-Branche.
Darüber hinaus geht es aber auch um Profitabilitätssteigerung und
Wachstumssicherung sowie um die Gewinnung von Mitarbeiter-Know-how.
Doch diese Perspektiven haben ihren Preis - und der ist den Käufern
oft zu hoch. Die teilweise erheblichen Kaufpreisaufschläge können
ebenso ein ernstes Dealhemmnis darstellen wie die allgemeine
Unsicherheit als Folge der Euro-Krise. Allerdings sehen nur 23
Prozent der Befragten ein echtes Finanzierungshindernis.
Private Equity auf dem Vormarsch
Für die Mehrheit der Studienteilnehmer ist es derzeit attraktiver,
Mittel in M&A zu investieren als etwa in internes
Unternehmenswachstum oder Gewinne auszuschütten. Als
Hauptfinanzierungsquelle stehen neben Unternehmensmitteln vor allem
Private-Equity-Gesellschaften oder Banken in vorderster Linie. Die
durchschnittliche Dealgröße lag 2012 bei 350 Millionen Euro. Die
größten Deals wurden dabei in der Pharmaindustrie durchgeführt, ihr
Anteil an den gesamten Dealvolumina betrug in den vergangenen Jahren
über 80 Prozent.
"Im Zuge der Finanzkrise waren die M&A-Aktivitäten in der
Healthcare-Branche in Europa stark zurückgegangen. Hier beobachten
wir eine Trendwende: Es gibt sehr klare Anzeichen für eine kräftige
Wiederbelebung. Schon 2012 wurde das Niveau vor der letzten Eurokrise
erreicht, für das aktuelle Jahr ist die Dealpipeline gut gefüllt",
resümiert Andreas Korten.
Die Studie erhalten Sie auf Anfrage.
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