Mehr als 10 Prozent aller Fehltage von Arbeitnehmern sind inzwischen auf psychische Belastungen zurückzuführen – Tendenz steigend. Das belegt auch eine Studie des Bundesarbeitsministeriums aus dem Jahr 2012. Viele Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass sich Beruf und Privatleben immer weniger voneinander trennen lassen und machen sich verstärkt auf die Suche nach gesundheitsfördernden Lösungen. Eine Investition in den Faktor Mensch, die sich lohnt, wie aktuelle Studien - etwa die des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik Münster - eindrucksvoll zeigen.
Flexiblere Arbeitszeiten, beschleunigte Arbeitsprozesse und häufigere Unterbrechungen während der Arbeit durch E-Mails oder eingehende Anrufe – Faktoren, die in jedem Betrieb auch Einfluss auf das seelische Wohlbefinden der Mitarbeiter haben. „Wir leben heute in einer Zeit, in der sich alles beschleunigt und in der Arbeitnehmer vielfältige Herausforderungen meistern müssen“, berichtet Roland Schäfer, Personalmanager bei der AGRAVIS Raiffeisen AG mit Sitz in Münster und Hannover. „Ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmenskultur ist es daher, unsere Mitarbeiter in ihren Potenzialen kontinuierlich zu fördern und ihnen beruflich attraktive Perspektiven zu eröffnen. Dabei gilt unser Grundsatz „Wir helfen wachsen“. Dazu gehört auch ein strukturiertes Betriebliches Gesundheitsmanagement und die gezielte Investition in gesundheitsfördernde Maßnahmen“, sagt Schäfer. Angebote, die die Belegschaft dankbar annimmt und aktiv nutzt.
Ob AGRAVIS, Meyer & Meyer oder die Finanz Informatik Münster – sie alle stehen für erfolgreiche Beispiele von Unternehmen im Münsterland, denen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter am Herzen liegt. In Kooperation mit dem pme Familienservice aus Münster haben sie entsprechende Beratungsangebote für ihre Angestellten geschaffen und gesundheitsbewusste Maßnahmen ergriffen, die genau auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sind.
Denn die Nachfrage nach familien- und gesundheitsbewusster Personalpolitik ist in Unternehmen immens und spiegelt den wachsenden Bedarf von Arbeitnehmern nach einer sich verändernden Personalpolitik wider. Doch viele Betriebe stehen der Herausforderung des psychischen Arbeitsschutzes noch immer hilflos gegenüber. Britta Hüfing, Filialleiterin beim pme Familienservice Münster, sieht ihre Aufgabe deswegen darin, Wissenslücken von Unternehmen zu füllen und über das breite Spektrum an Möglichkeiten zu informieren: „Der Zugang zu gesundheitsfördernden Maßnahmen steigert die Motivation der Mitarbeiter und gibt ihnen das Gefühl, ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens zu sein. Das ist eine Investition in den Faktor Mensch, der sich in jedem Bereich rechnet - zumal einen Unternehmer jeder Fehltag bis zu 400 Euro kostet.“
Hinzu komme die wachsende Forderung von Arbeitnehmern nach Maßnahmen wie diesen. Monitor Familienleben 2012 kam zu dem Ergebnis, dass über drei Viertel der Eltern zwischen 25 und 49 Jahren bereit sind, für eine bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf sogar den Arbeitgeber zu wechseln. „Unserer Erfahrung nach birgt ein Umdenken in der Personalpolitik immenses Steigerungspotential für jedes Unternehmen.“, resümiert Britta Hüfing.