Stammzellbasierte Therapien für herzkranke Kinder
Prof. Dr. Simon Hoerstrup von der Universität Zürich will Stammzellen nutzen, um Kinder mit angeborenen Herzklappenfehlern zu behandeln. Aktuell werden in diesen Fällen Bioprothesen oder mechanischen Prothesen eingesetzt, die nicht mitwachsen, verkalken können und Folgeoperationen notwendig machen.
Hoerstrups Arbeitsgruppe konnte im Großtiermodell zeigen, dass es möglich ist, humane Herzklappenimplantatate mit Wachstums- und Regenerationspotenzial herzustellen. In Bioreaktoren werden die Herzklappen gezüchtet und trainiert können nach sechs bis acht Wochen implantiert werden. Langzeitbeobachtungen zeigten, dass diese Herzklappen nicht nur die volle Funktionalität einer natürlichen Herzklappe haben, sondern auch mit dem Tier wachsen.
Nabelschnur und Nabelschnurblut seien laut Hoerstrup geeignete Stammzellquellen, um Herzklappen zu züchten. Um schon vor der Geburt eine Herzklappe herzustellen und in schweren Fällen sofort nach der Geburt implantieren zu können, könnten die Stammzellen auch aus dem Fruchtwasser oder über eine Chorionzottenbiopsie gewonnen werden. Hoerstrup kündigte für Ende 2009 erste klinische Einsätze an.
Bessere Langzeitprognose bei Diabetes Typ 1
Diabetes Typ 1, die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter, nimmt in den westlichen Ländern dramatisch zu. Aktuell gibt es in Deutschland 15.000 erkrankte Kinder unter 15 Jahren. Auch wenn die Insulintherapie die Lebenserwartung der Betroffenen verbessert, leiden die Kinder häufig an Langzeitfolgen wie Nieren-, Augen- und Nervenschäden. Die Kosten der Therapie belaufen sich pro Kind auf etwa 10.000 Euro jährlich.
Ein neuer Behandlungsansatz könnte die Infusion von eigenem Nabelschnurblut darstellen, den Dr. Petra Rauprich von Vita 34 stellvertretend für die Forschergruppe Diabetes der TU München vorstellte. In einer Pilotstudie werden derzeit in den USA und Deutschland 33 Kinder mit neu aufgetretenem Typ 1 Diabetes mit dem eigenen Nabelschnurblut behandelt. Ziel ist der Erhalt der verbliebenen körpereigenen Insulin-produzierenden Zellen. Erste Zwischenergebnisse aus den USA zeigen, dass die T-Zellen im Nabelschnurblut zu einer Verringerung der Selbstzerstörung beitragen. Zudem wurde festgestellt, dass der Blutzuckerwert deutlich gesenkt werden konnte und die Kinder weniger Insulin pro Tag benötigten, da die körpereigene Insulinproduktion aufrechterhalten wurde.
Erster Heilversuch in Deutschland mit autologem Nabelschnurblut bei kindlichem Hirnschaden
Jedes Jahr erleiden rund 1.000 Kinder infolge von Sauerstoffmangel oder Infektionen einen Hirnschaden, der häufig schwerste körperliche und geistige Behinderungen nach sich zieht. Bereits seit rund zehn Jahren arbeitet die Gruppe von Prof. Dr. Arne Jensen von der Ruhr-Universität Bochum an einer stammzellbasierten Therapie mit Nabelschnurblut für den frühkindlichen Hirnschaden. Im Tiermodell konnten sie nachweisen, dass die Stammzellen in die geschädigte Hirnregion einwandern und hier offenbar durch die Freisetzung von Botenstoffen und Wachstumsfaktoren zu einer Regeneration der geschädigten Gehirnareale beitragen, infolgedessen das geschädigte Tier seine motorischen Fähigkeiten nahezu vollständig zurück erlangt.
Im Januar 2009 behandelte Jensen nun auf diese Weise erstmals in Deutschland einen zweieinhalbjährigen Jungen, der in Folge eines Herzstillstands eine spastische zerebrale Lähmung erlitten hatte. Die Eltern hatten dessen Nabelschnurblut zur Geburt vorsorglich bei Vita 34 aufbewahren lassen. Sieben Wochen nach der Transplantation zeigte der zuvor tetraspastische, ständig wimmernde Junge deutliche Verbesserungen in Motorik und Verhalten. Er war in der Lage, selbständig zu essen, interagierte mit seiner Unwelt, lachte und begann zu sprechen und zu laufen. Jensen kündigte noch für dieses Jahr eine umfassende Studie zu frühkindlichen Hirnschäden an.
Aufklärung der Schwangeren ist wichtig
Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass Nabelschnurblut eine sehr gute Stammzellquelle für regenerative Therapien ist. In diesen Fällen ist das autologe Nabelschnurblut des Patienten immer die erste Wahl. Daher sollten Gynäkologen Schwangere neutral und umfassend über diese Möglichkeiten aufklären.