Aigner genehmigt jedoch andere Gen-Kartoffeln / Umweltinstitut München kritisiert Zickzackkurs der CSU als Wahlkampfmanöver
München, 11. Mai ? Das Umweltinstitut München begrüßt es, dass vorerst keine genmanipulierten ?Cholera-Kartoffeln? im Freiland angebaut werden. Gleichzeitig kritisiert das Institut, dass die Universität Rostock mit zwei anderen transgenen Kartoffellinien an den Standorten Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg-Vorpommern) experimentieren darf.
Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Freitag mitgeteilt hatte, wird über eine Zulassung der ?Cholera-Kartoffel? zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Die genehmigten Gen-Kartoffeln sollen einen Impfstoff gegen die Kaninchenseuche RHD und den plastikähnlichen Stoff Cyanophycin bilden. Mit dieser Entscheidung geht Landwirtschaftsministerin Aigner, der das BVL untersteht, nur halbherzig auf die mehr als 57.000 Verbraucher ein, die mit Unterstützung des Umweltinstituts München Einwendungen gegen die Versuche geltend gemacht hatten. Zudem hatten über 12.000 Menschen eine Protest-Mail an die Landwirtschaftsministerin geschrieben.
?Die CSU will heikle Entscheidungen bei der Agro-Gentechnik offensichtlich auf einen unkritischen Zeitpunkt verschieben. Doch dieses Manöver wird der Partei bei den Europa und Bundestagswahlen um die Ohren fliegen?, glaubt Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München. Die beiden genehmigten Experimente entlarven seiner Meinung nach den gentechnikkritischen Kurs der CSU als versuchte Wählertäuschung.
Das Umweltinstitut fordert ein konsequentes Verbot des Anbaus von Pharma-Pflanzen im Freiland, weil eine Ausbreitung der Gen-Pflanzen in die Lebensmittelkette nicht ausgeschlossen werden kann. Nach einer aktuellen Studie der Europäischen Akademie sind Freilandversuche mit Pharma-Pflanzen zudem nicht von der europäischen Gentechnikgesetzgebung gedeckt. Ihr Anbau sei daher illegal, so das Umweltinstitut. ?Die Genehmigung ist allein aus rechtlichen Gründen ein Skandal. Zusätzlich hätte es auch inhaltliche Gründe für einen vollständigen Versuchsstopp gegeben?, so Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München. ?Die Pflanzen sollen in einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Schaugarten wachsen, nur 20 Meter entfernt vom nächsten konventionellen Kartoffelfeld. Und der in den Kartoffeln gebildete Kaninchen-Impfstoff ist selbst laut Antrag völlig unwirksam.?
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