Viele Menschen gehen mit ihrem Körper um, als sei er eine Maschine, die man nur an- und ausknipsen muss. Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Herz- und Kreislaufprobleme oder Burn Out-Syndrom sind die Folge. Der Allianz Zukunftsforscher Markku Wilenius sagt: Wir brauchen Gesundheitscoaches, die uns wieder ein gesundes Körperbewusstsein vermitteln.
Seit 2007 berät Professor Markku Wilenius als Senior Vice President Group Development der Allianz SE die Geschäftsführung des Unternehmens in Zukunftsfragen. Der 45-jährige Wissenschaftler aus Finnland leitete mehrere Jahre das Zentrum für Zukunftsforschung an der Turku School of Economics und ist Mitglied des Club of Rome, einer internationalen Nichtregierungs-Organisation, die sich für langfristiges, globales Denken und Handeln einsetzt.
Herr Professor Wilenius, Sie sagen, wir brauchen Gesundheitscoaches. Was kann man sich darunter vorstellen und wer benötigt solch ein Angebot?
Mit Gesundheitscoaches meine ich Experten, die in Einzelberatungen oder auch Gruppenkursen zu einer gesunden Lebensweise anleiten. Ich sage bewusst anleiten, denn wenngleich den meisten Menschen heute klar ist, dass etwa Bewegung gut und fettreiches Essen schlecht ist, verdrängen sie dieses Wissen im Alltag.
Viele arbeiten so viel, dass sie den Bezug zu ihrem Körper verlieren. Sie benutzen ihn nur noch, wie etwa ein Handy oder das Internet, sie sind ständig auf Empfang - und helfen teilweise sogar mit Aufputschmitteln nach, wenn die Batterie schwächer zu werden droht.
Aber Gesundheitsbewusstsein ist kein neues Thema. Darüber informieren doch bereits unzählige Zeitschriften, Bücher oder Fernsehsendungen.
In der Tat finden Sie an jedem Kiosk ein paar Dutzend Titel, in denen das gesunde Leben vorgelebt wird und auf allen Kanälen werden moderne Ernährungsweisen propagiert. Die Menschen, die sich das ansehen, fühlen sich dann auch gleich ein bisschen besser ? ohne, dass sie aktiv etwas getan hätten.
Deshalb gefällt mir das Bild vom Coach - oder sagen Sie meinetwegen "Trainer" - auch so gut. Wir benötigen jemanden, der uns anleitet, anstiftet, auch mal ermahnt und vor allem motiviert. Kurzum: Wir brauchen jemanden, der uns auf die Sprünge hilft.
Wo kann Gesundheitscoaching Ihrer Meinung nach stattfinden?
Im Grunde genommen findet es bereits allerorten statt: Sie finden in jedem anständigen Sportverein mehrere Gesundheitscoaches, Krankenversicherungen bieten entsprechende Angebote an, ebenso die Kommunen oder Volkshochschulen. Möglichkeiten gibt es also viele - und das oft zu günstigen Preisen.
Nur müssen sich die Leute eben zu einer Teilnahme aufraffen, Eigeninitiative beweisen. Wer sich nach Feierabend mit einer Tüte Chips auf die Fernsehcouch legt, dem nützen auch die attraktivsten Angebote nichts.
Das hieße ja, gegen den inneren Schweinehund lässt sich nichts machen.
Doch! Ich glaube nur, dass man dort ansetzen muss, wo die Leute "nicht entkommen" können, wo sie einen Großteil ihres Tages verbringen: am Arbeitsplatz. Gesundheitscoaches müssen in die Firmen kommen.
Und auch die Arbeitgeber können etwas tun, um niederschwellig an ganz grundsätzliche Dinge zu erinnern: Etwa, indem sie anstelle des berüchtigten Konferenz-Konfekts mal eine Obstschale auf den Tisch stellen. Viele werden dann ganz nebenbei bemerken, wie gut eigentlich ein Apfel schmeckt, wie süß eine Banane.
Was haben die Firmen davon?
Ganz klar: Gesundheitscoaching macht einen Betrieb attraktiv für die Mitarbeiter. Es ist doch fantastisch abends heimzukommen, und sich zu sagen: "Ich hab' heute schon etwas für meine Gesundheit getan". Zufriedene - und gesunde - Mitarbeiter wiederum sind ein Gewinn für jede Firma.
Der Aufwand muss dabei nicht hoch sein. Mein Arbeitgeber etwa, die Allianz in München, veranstaltet regelmäßige Fitnessprogramme, die sich auch in Anzughose und Kostüm bewältigen lassen. In den Kantinen gibt es täglich mindestens ein Gericht für Gesundheitsbewusste. Und nach Feierabend bietet der Sportverein SV Weißblau-Allianz verschiedenste Angebote - mir persönlich haben es vor allem die Tennisplätze angetan.
Die Krankenversicherungs-Sparte der Allianz setzt auch bei ihren Kunden mit Informationsangeboten und Workshops auf die Förderung entsprechenden Verhaltens. Und das aus gutem Grund. Schließlich kann sich Prävention im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen. Nur in manchem Besprechungszimmer würde ich mir noch wünschen: Kiwis statt Kekse!
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen oben rechts zur Verfügung gestellt wird.
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Christian Teichmann
Allianz Deutschland AG
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