fit und munter - Golf Saisonstart 2009, aber bitte gesund - Beitrag von Prof. Dr. Juergen Ahlers.

fit und munter

Golf Saisonstart 2009, aber bitte gesund - Beitrag von Prof. Dr. Juergen Ahlers.

Die Frankfurter Rotkreuz Krankenhäuser bieten eine spezielle orthopädische und physiotherapeutische Behandlung von Golfspielern an, sowohl für Profis als auch für Amateure.
Allgemeine Aspekte

Jeder Golfspieler sollte sich konsequent und optimal auf die Herausforderungen des Sports vor Beginn der Saison vorbereiten, nicht nur, wenn besondere sportliche Ziele angestrebt werden. Wer seinen Körper beim Golfen optimal einsetzen will bzw. zumindest nicht überbelasten will, der muss schon im Vorfeld etwas dafür tun. Ausdauer und Kondition, richtige Körperbewegung und Kraft sowie die feinmotorischen Bewegungen beim Golfspielen erfordern eine gute Körperkontrolle und allgemeine Fitness. Insbesondere dann wird Golf zu einem Gesundbrunnen und man kann sich die positiven Effekte auf das kardiovaskuläre System (z.B. Herz und Kreislauf) und den Stoffwechsel (z.B. Diabetes mellitus) zu Nutzen machen.

Es stellt sich für jeden Spieler insbesondere die Frage, wie er nach einer ggf. langen Winterpause seine körperlichen Defizite abbauen kann. Bekannt ist die hohe Belastung auf den Stütz- und Bewegungsapparat beim Golfsport. Besonders betroffen ist dabei die Wirbelsäule. Zwar haben 80% aller Golfer mit Rückenbeschwerden diese schon vor Aufnahme des Sports bzw. unabhängig vom Golfsport. Diese Beschwerden aber nehmen statistisch bei mehr als der Hälfte durch das Golfspielen noch zu. Meist sind die Rückenschmerzen auf eine zu schwach ausgebildete Rückenmuskulatur zurückzuführen. Um eine optimale Voraussetzung für eine erfolgreiche Saison zu erreichen, stehen vor allem medizinische und physiotherapeutische Aspekte im Mittelpunkt der Betrachtung.


Medizinische Aspekte:
Medizinisch gesehen verursacht eine längere (Winter-)Pause vom Golf gewissermaßen ein „Einrosten“ der für den Golfsport besonders wichtigen Muskel- und Gelenkpartien. Diese gilt es vor der Saison wieder zu aktivieren. Der Start in die Golfsaison mit vorbestehenden Beschwerden oder ohne jede Vorbereitung führt häufig zur Zunahme bzw. erstmaligen Auftreten ernsthafter Beschwerden und kann im Einzelfall dann zu einer längeren Spielpause zwingen.

Es ist wichtig, dass relevante körperliche Beschwerden, wie z.B. Einschränkungen in der Beweglichkeit einzelner Gelenkbereiche oder nachhaltige Rückenbeschwerden zuvor abgeklärt und behandelt werden. Besonders Beschwerden im Bereich von Wirbelsäule und Schultergürtel sollten konsequent angegangen werden. Gerade Wirbelsäulenbeschwerden treten leider sehr häufig auf. Sofern sie nur auf ein muskuläres Defizit des Rückens zurückzuführen sind, ist eine gezielte aufbauende Behandlung notwendig, die zu einer raschen Besserung führen kann. Allerdings geht es bei stärkeren Beschwerden um die Abklärung eines möglichen Bandscheibenvorfalls oder einer Instabilität der Wirbelsäule. Diese erheblichen Erkrankungen der Wirbelsäule erfordern eine gezielte ärztliche Untersuchung und Behandlung und können nicht alleine – also ohne fachliche Begleitung - durch Training behandelt werden. Ähnliches gilt für die häufigen Beschwerden an den Schultergelenken, die im Laufe des Lebens infolge des üblichen Verschleißes auftreten und bei falscher Spieltechnik verstärkt werden können. Krankheitsbilder wie die Rupturen der Rotatorenmanschette oder das „Impingementsyndrom“ erfordern eine gezielte Behandlung, um wieder ohne größere Beschwerden Golf zu spielen. Der „Golfellenbogen“ ist eine Insertionstendopathie am inneren Ellenbogengelenk, die nicht selten schwer zu behandeln ist. Neben verschiedenen lokalen Maßnahmen wie Einreibungen, Injektionen oder Stoßwellenbehandlungen kann die Akupunktur in etwa 50 % der Fälle helfen.

Fazit: Klären Sie vorhandene Beschwerden bzw. in den ersten Golfrunden des Jahres auftretende neue Beschwerden frühzeitig mit einem Orthopäden ab, bevor Sie intensiv in die Saison starten.

Physiotherapeutische Aspekte:
Fehlende Fitness und ausbleibende körperlicher Vorbereitung vor Saisonbeginn sind häufige Fehler, die Golfer machen: Bei den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr wird die Golftasche gepackt und unmittelbar auf die Runde gegangen. Das Ergebnis sind nicht selten auftretende physische Probleme, ggf. begleitet von mentalen Problemen bzw. Frust durch negative sportliche Erlebnisse in den ersten Runden der Saison.

Die Grundregel, mindestens 10 Minuten vor jedem Golfspiel sich entsprechend aufzuwärmen, alleine genügt bei Saisonstart nicht. Gerade im höheren Alter sind Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen unbedingt notwendig. Einen guten Golfer kennzeichnen nicht nur die korrekte Spieltechnik, sondern auch ausreichende Kraft und Beweglichkeit. Dies zu erlangen, kann gut durch ausdauerfördernde Sportarten wie Fahrradfahren oder Schwimmen bzw. durch Golfgymnastik und gezieltes Training im Fitness Studio oder mit einem Personal Trainer erreicht werden. Hierdurch werden Kondition, Ausdauer oder Muskelbalance verbessert und die durch das Golfspielen verursachten Fehlhaltungen oder Fehlbelastungen kompensiert bzw. eine Prophylaxe geschaffen.

Fazit: Liegen krankhafte Veränderungen einzelner Körperabschnitte vor, ist eine professionelle gezielte Behandlung unvermeidlich. Es stehen hierzu sehr unterschiedliche Verfahren und Methoden zur Verfügung. Es empfiehlt sich, sich an speziell auf Golfspieler spezialisierte Physio- und Sporttherapeuten zu wenden, um zu einem raschen Erfolg zu kommen.

Maßnahmen zur Saisonvorbereitung

I Verhaltensgrundsätze

Folgende fünf Grundsätze für das Golfspielen gelten gerade bei dem Start in die Saison und sollten entsprechende Beachtung finden:

• Korrekte Schlagtechnik: Ggf. zu Saisonbeginn diese mit dem Golftrainer
neu einstellen bzw. nochmals überprüfen lassen
• Vermeidung zu langer Trainings– und Übungseinheiten: Studien haben gezeigt, dass gerade das Übertreiben der Ballanzahl auf der Driving Range und bei der Anzahl der Runden/Woche problematisch sind. Dies gilt gerade zu Beginn der Saison: Also langsam anfangen (max. 1 Runde/Woche und max. 50 Bälle auf der Driving Range) und dann steigern
• Ausgewogenes Training und Spiel: Je mehr Golf Sie spielen, desto mehr Ausgleichssport ist sinnvoll und notwendig, gerade zu Saisonbeginn
• Muskel-Aufbautraining für eine adaptierte Muskulatur zur funktionellen Unterstützung der Wirbelsäule/Gelenke (z.B. Golfgymnastik in Fitness Studio / Personal Training)
• Warm Up Programm vor jedem Training/ersten Abschlag: Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass ohne ein gezieltes Aufwärmtraining von mind. 10 Minuten vor dem Spiel das Beschwerderisiko deutlich zunimmt


II Nutzung spezieller Trainingsgeräte

Der Einsatz spezieller Sportgeräte ist im Einzelfall zum empfehlen:

a) GYROTONIC EXPANSION SYSTEM®
Das Trainingsgerät Gyrotonic Expansion System ermöglicht ein ganzheitliches Bewegungs-konzept, das den menschlichen Körper als Einheit und die Wirbelsäule als dessen zentralen Träger betrachtet. Die Methode verwendet dreidimensionale Bewegungsabläufe, die in sich geschlossen und ohne Unterbrechung gegen einen gleichförmigen Widerstand durchgeführt werden. Dies führt zu erhöhter Vitalität und Dynamik - Kraft, Koordination und Beweglichkeit werden gleichzeitig entwickelt. Des Einsatz des Gyrotonic wird immer gemeinsam mit dem Physiotherapeuten durchgeführt.

Gyrotonic in der Klinik Maingau vom Roten Kreuz

b) FLEXI BAR

Spezielle Sportgeräte wie das FLEXI-BAR eröffnen die Möglichkeit die Tiefenmuskulatur durch Oszillation auf einfache Art und Weise zu kräftigen. Der in Schwingung gebrachte FLEXI-BAR bewirkt durch seine Vibration eine außergewöhnliche, tiefgehende Reaktion des Körpers - die reflektorische Anspannung des Rumpfes, welche bewusst nicht erreicht werden kann. Hierdurch wird eine propriozeptive Therapiewirkung bei Rücken- und Nackenschmerzen erreicht.

III Golfer Check-up

Verschiedene Einrichtungen bieten Ihnen die Gelegenheit, sich golfspezifisch checken zu lassen. Im Mittelpunkt steht dabei zunächst die Erhebung der golfspezifischen Daten:

• Allgemeine und spezielle orthopädische Untersuchung (inkl. Berücksichtigung von Vorerkrankungen)
• Analyse der Beweglichkeit der Wirbelsäule
• Analyse von Fehlhaltungen
• Analyse von Fußfehlformen
• Laufband- und Schwunganalyse
• Mobilisationsübungen für die Wirbelsäule
• Stretching für die Wirbelsäule
• Weitere individuelle Untersuchungen

Auf Basis dieser Analysen wird ein spezieller Therapie- und Maßnahmenplan individuell für den Golfspieler erstellt, immer mit dem Ziel, möglichst zeitnah den Golfsport wieder zu ermöglichen.

Fazit
Wenn Sie diese saisonvorbereitenden Regeln beachtet bzw. entsprechende Maßnahmen ergriffen haben, sollten Ihnen die gesundheitsfördernden Effekt des Golfsports zu Gute kommen. Diese sind mannigfaltig, wie die erholsame und entspannende Wirkung des Golfspiels in der Natur, die Bewegung mit einem entsprechenden Kalorienverbrauch sowie auch die Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit als Schutzfaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Ich wünsche Ihnen eine gesunde und erfolgreich Golfsaison 2009!


Prof. Dr. Jürgen Ahlers ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in den Frankfurter Rotkreuz Krankenhäusern

Login
Einstellungen

Druckbare Version

Artikel Bewertung
Ergebnis: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich die Zeit und bewerten diesen Artikel
Excellent
Sehr gut
Gut
Okay
Schlecht

Verwandte Links
Linkempfehlung

Diesen Artikel weiter empfehlen: