Im Jahre 2006 verkündete das Bundesamt für Statistik einen Rekord-Tiefstand der Krankenzahlen von 3,2 % im bundesdurchschnitt. Doch wie sieht es heute 3 Jahre danach und in wirtschaftlich angespannten Zeiten aus?
Die aktuellste Studie der AOK zu den Fehlzeiten in Deutschland berichtet für das Jahr 2008 einen Krankenstand von 4,6 %. Das ist ein Anstieg von fast 50%.
Im Jahre 2006 führten die Gesundheitswissenschaftler das Rekordtief auch zu einem großen Teil auf den Präsentismus zurück. Also die Tatsache, dass Arbeitnehmer aus Angst vor Entlassung auch krank zur Arbeit erschienen.
Doch tun sie das jetzt nicht mehr? Es ist davon auszugehen, dass die Präsentismus-Quote nicht abgenommen hat, doch hat sich die wirtschaftliche Lage seit dem stark verschärft. Die finanzielle Situation vieler Betriebe ist angespannt und die Unsicherheit am Arbeitsmarkt nimmt weiterhin zu.
Bei immer mehr Mitarbeitern der Unternehmen und Betriebe nimmt damit auch der Stress zu. Dies belegen auch statistische Zahlen des BKK Bundesverbandes. Dieser ermittelte, dass 8,9 % aller Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen entstanden sind. Im Vergleich hierzu lag die Quote im Jahr 1976 noch bei 2,0 %.
Bedenkt man, dass ein psychisch erschöpfter Mitarbeiter im Schnitt 25 Tage im Jahr nur aufgrund dieser Erkrankung fehlt und ein AU-Tag das Unternehmen zwischen 250 und 500 Euro kostet, so lassen sich die wirtschaftlichen Belastungen für die Unternehmen und Betriebe pro erkranktem Mitarbeiter auf 6250,00 bis 12500,00 Euro/ Jahr beziffern.
Doch wie begegnen die Unternehmen dieser wachsenden Problematik in wirtschaftlich schwierigen Zeiten?
Stefan Buchner, Geschäftsleiter der UBGM Berlin, einer Unternehmensberatung, die sich auf Betriebliches Gesundheitsmanagement spezialisiert hat, berichtet hierzu: "Wir können seit Anfang des Jahres eine verstärkte Nachfrage für Seminaren zum Umgang mit Stress & Burnoutproblematiken verzeichnen. Auch in der aktuellen wirtschaftlichen Situation investieren große mittelständische und Großunternehmen in Fortbildungen zum Thema Stress & Burnout."
Sein Unternehmen biete hierzu beispielsweise vom 9.-10.10.09 ein Seminar mit dem Titel "Stress- & Burnout-Prophylaxe" für Unternehmen an. Andere Weiterbildungsfirmen haben zu diesem Thema ähnliche Angebote.
In diesen Veranstaltungen können die Teilnehmer zum Beispiel einen Stress-Selbsttest durchführen, um Ihren Stress-Level genau zu bestimmen oder eine Analyse zur Burnout-Gefahr machen. Darüber hinaus lernen sie belastende Situationen rechtzeitig zu erkennen und auf diese adäquat mit ganz speziellen Techniken zu reagieren. Auf Nachfrage zu den häufigsten Ursachen von Stressbelastungen für die Mitarbeiter berichtet uns Herr Buchner, dass das Führungsverhalten einer der bedeutendsten Faktoren für Stress am Arbeitsplatz ist. "Bossing", also das Mobbing durch den Vorgesetzten stellt in vielen Unternehmen ein großes Problem dar. Das Führen mit sozialer Kompetenz und Fingerspitzengefühl ist nicht in allen Betrieben an der Tagesordnung.
Nicht selten herrschen hier noch Vorstellungen von einem "eisernen" Führungsstil.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation die Belastungen durch Stress am Arbeitsplatz weiter zunehmen. Viele Unternehmen haben diesen Trend schon erkannt und reagieren. Nun bleibt zu hoffen, dass diese Beispiele weiterhin Schule machen.
Autor: Christian Sonne