Feuchte Hände und Füße, Schweißflecken auf dem Hemd, das T-Shirt klebt unter den Achseln – für die meisten ein normaler Nebeneffekt von hohen Temperaturen oder Sport. Für manche ist es allerdings ein regelrechter Dauerzustand. Es kann an einer Tumorerkrankung liegen, an Hormonstörungen oder auch an Übergewicht. Als Krankheit bezeichnet man Schwitzen oft erst, wenn jemand dreimal so viel schwitzt, wie ein gesunder Mensch, seine Kleidung mehrmals am Tag wechseln muss oder stark nach Schweiß riecht. Starkes Schwitzen beeinträchtigt die Lebensqualität.
Woher stammt eigentlich der irrige Ausspruch, jemand schwitze wie ein Schwein? Wer sich mit der Biologie von Schweinen auskennt weiß, dass diese eigentlich gar nicht schwitzen. Jedenfalls nicht so, wie wir Menschen. Dieses Sprichwort scheint eher einen sprachlichen als einen biologischen Hintergrund zu haben. Im Altnordischen gab es eine Gleichsetzung des Begriffs für Schweiß und Blut. In der Jägersprache ist diese Gleichsetzung teilweise bis heute beibehalten worden. Es soll ein sehr starkes Schwitzen zum Ausdruck bringen, was medizinisch als Hyperhidrose bezeichnet wird. Schwitzen ist den meisten Menschen unangenehm. Warum schwitzen wir denn eigentlich? Und wie viel Schwitzen ist ‚normal‘?
Warum schwitze ich?
Vereinfacht ausgedrückt ist Schwitzen die körpereigene Klimaanlage. Es handelt sich somit um eine lebenswichtige Funktion unseres Körpers. Ohne zu Schwitzen würde unser Körper geradezu innerlich verkochen. Dabei gibt es noch eine ganze Reihe an Faktoren, die unsere Schweißproduktion zusätzlich ankurbeln. Scharfes Essen, schwere Arbeit und psychische Erregung erhöhen die Körpertemperatur genauso wie große Hitze oder dicke Kleidung. Die zusätzlich produzierte überschüssige Wärme wird von Köper durch Schweiß abgekühlt.
Wie viel darf ich normalerweise schwitzen?
Ein gesunder Mensch schwitzt durchschnittlich ein bis drei Liter pro Tag. Ein Sportler von ca. 70 Kilogramm Körpergewicht kann pro Stunde etwa 1,8 Liter Schweiß abgeben. Bei körperlicher Arbeit und unter heißen Arbeitsbedingungen verliert der Körper während einer 8-stündigen Arbeitsschicht 6 Liter Schweiß und mehr. Interessanterweise macht die Menge Schweiß, die unter den Achseln produziert wird, weniger als ein Prozent der Gesamtmenge aus. Da Männer über eine größere Hautoberfläche verfügen als Frauen, haben sie auch mehr Schweißdrüsen. Die logische Folge: Sie schwitzen auch mehr.
Was kann ich tun, wenn mir mein Schwitzen zu viel wird?
Als ersten Schritt kann man auf schweißtreibende Dinge verzichten wie zum Beispiel scharfe Gewürze, Zigaretten, Alkohol und Kaffee. Zusätzlich empfiehlt es sich, atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle zu tragen. Der nächste Schritt wären Antiperspirantien, also Salben, die Aluminiumsalze enthalten. "Antiperspirantien sind günstig, effektiv und selbst steuerbar", sagt Christian Raulin (Leiter der Laserklinik in Karlsruhe). Ähnlich wie bei handelsüblichen Deos setzen sich diese Salze in die Schweißdrüsen und verstopfen sie. "Über 95 Prozent der Patienten, die krankhaft viel an den Achseln schwitzen, erzielen damit gute Erfolge. Das ist manchmal wie ein Wunder, man trägt es auf, und bereits am nächsten Tag schwitzt man schon nicht mehr.", wie Raulin weiter erklärt.
Sofern diese Methode versagt, greifen Mediziner zu Botox (Botulinumtoxin). In jede Achsel muss sich der Patient etwa 50 Spritzen setzen lassen. Alles in allem eine schmerzhafte Prozedur. An Händen und Füßen wird eher eine Leitungswasser-Iontophorese eingesetzt. In einer mit Wasser gefüllten Wanne wird Gleichstrom geleitet, der die Ionenkanäle der Schweißdrüsen irritiert. "Nach fünf bis zehn Behandlungen reduziert sich das Schwitzen. Diese Methode funktioniert bei 90 Prozent aller Patienten", weiß Raulin zu berichten. Als letzte Schritte bleiben nur Operationen wie zum Beispiel die Saugkürettage oder die Sympathektomie.