Wegen gewerbsmäßigen Betrugs und schwerer Verstöße
gegen das Arzneimittelgesetz hat die Staatsanwaltschaft Flensburg
nach Informationen des Radioprogramms NDR Info Anklage gegen einen
Pharmahändler aus Norddeutschland erhoben. Dem 70-Jährigen werden 26
Delikte zur Last gelegt. Auch die Ehefrau und einen Angestellten des
Pharmahändlers hat die Behörde angeklagt. Ihnen wirft die
Staatsanwaltschaft Geldwäsche in 24 Fällen bzw. Beihilfe vor. Der
Haupttäter soll sich HIV-Präparate beschafft haben, die für die
Behandlung von infizierten Patienten in Südafrika vorgesehen waren.
Die Medikamente soll er in den Jahren 2008 und 2009 über die Schweiz
und Belgien nach Deutschland reimportiert, neu verpackt und hier
unter anderem an Apotheker weiterverkauft haben. Den Gewinn in Höhe
von mindestens drei Millionen Euro soll die Ehefrau des
Hauptangeklagten von einem geschäftlich genutzten auf ein privates
Konto transferiert haben. Alleine von dem HIV-Medikament "Combivir"
sind offenbar auf diese Weise 5000 Packungen wieder in die
Bundesrepublik gelangt.
Der Skandal war im Februar 2011 durch Berichte von NDR Info
bekannt geworden. Seinen Ursprung hatte er im August 2009 in einer
Apotheke im niedersächsischen Delmenhorst. Dort hatte ein HIV-Patient
in einer "Combivir"-Packung einen leeren Blister (Sichtverpackung des
Präparats) entdeckt. Der Münchener Hersteller GlaxoSmithKline stellte
daraufhin fest, dass sowohl der Blister als auch der Beipackzettel
gefälscht waren. Er rief daraufhin eine Charge des Medikamentes
zurück. Nach jüngsten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft enthielt
die Ware den Original-Wirkstoffgehalt.
Bei anschließenden Durchsuchungen mehrerer Privat- und
Geschäftsräume auf Sylt und in Hamburg stellte das Bundeskriminalamt
außerdem unter anderem 450 Packungen des gefälschten Medikaments
"Trizivir" sicher.
Wann der Prozess am Landgericht Flensburg beginnt, ist nach
Angaben der Staatsanwaltschaft Flensburg noch offen. Bei Verstößen
gegen das Arzneimittelgesetz drohen bis zu zehn Jahre Haft.
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