Rund 1.1 Millionen demenziell erkrankte Menschen leben derzeit in Deutschland, überwiegend werden diese von ihren häufig bis an die Grenze der physischen und psychischen Belastung engagierten Angehörigen zu Hause betreut. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft schätzt die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf rund 2,6 Millionen Menschen. Das Thema DEMENZ gewinnt an Brisanz, nicht erst seit dem Buch von Tilman Jens "DEMENZ: Abschied von meinem Vater".
Die Kenntnis über Krankheitsbilder und -verläufe sowie Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei demenziellen Erkrankungen ist nach wie vor bei pflegenden Angehörigen, ehrenamtlich und professionell in der gesundheitlichen Versorgung Tätigen unzureichend. Dabei ist mit den Basis-Kenntnissen über angemessene Formen der Kommunikation, der Ernährung, Bewegung, Wohnumfeldgestaltung und sozialer Integration von Erkrankten die Lebensqualität Demenzkranker beeindruckend zu steigern. Eine besondere Rolle kommt hier dem professionellen Pflegepersonal und den betreuenden Ärzten/innen zu.
Der beiliegende Fachartikel schildert neue Ansatzpunkte in der Pflege von Demenzkranken und hat den Fokus auf dem Thema "Schmerzwahrnehmung".
Die beiden Autorinnen des Artikels, Rosmarie Maier und Petra Mayer, zeigen auf, warum der Umgang mit verbal geäußerten Schmerzen oder wahrnehmbaren Schmerzindikatoren von Menschen mit Demenz so wichtig ist und welche Folgen es hat, nicht achtsam und aufmerksam in der Wahrnehmung und daraus folgernd in der Medikamentengabe zu sein. Die in Kapitel V geschilderten ermutigenden Praxisbeispiele zeigen, wie positiv sich die von den Autorinnen geforderte Herangehensweise an die Schmerzwahrnehmung und die daraus resultierende Schmerztherapie auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz auswirkt. Und nicht nur das, diese Herangehensweise stellt auch sichtliche und spürbare Erleichterungen für die Menschen dar, die Demenzkranke pflegen und betreuen. Der Artikel beleuchtet und veranschaulicht neue Therapie- und Pflegeansätze, die das Leben von Menschen mit Demenz in Wertschätzung und Würde ermöglichen.
Ein Ausschnitt aus dem Fachartikel:
Viele Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, können sich verbal nur noch sehr eingeschränkt oder schlimmstenfalls gar nicht mehr mitteilen. Die Kommunikation mit ihnen findet bei einer fortgeschrittenen Demenz überwiegend auf der non-verbalen Ebene statt. Dies erschwert die Kontaktaufnahme und den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung mit demenzerkrankten Menschen, die ihre Bedürfnisse, ihre Ängste und Nöte und ihre körperlichen Schmerzen nur noch indirekt mitteilen können. Damit eine bedürfnisorientierte Pflege, eine gute medizinische Versorgung und insbesondere eine ausreichende Schmerztherapie gewährleistet sind, müssen die Begleitenden, Pflegenden und Behandelnden diese indirekten Äußerungen richtig deuten können. Und das ist oftmals ein langer und mühsamer Weg für alle Beteiligten.
Zunächst ist nach unserer Erfahrung die innere Grundhaltung und Einstellung, die wir als Begleitende (im engsten und weitesten Sinne) den Menschen mit Demenz gegenüber haben, elementar. Desweiteren erfordert eine kompetente und menschenwürdige Pflege und ärztliche Behandlung das nötige Fachwissen von den betreuenden Personen.
I. Die wahrgenommene Situation in der Praxis
Nach unseren Erfahrungen zeichnet sich in der Praxis eine Realität ab, die uns sehr betroffen macht und dazu veranlasst, diesen Artikel für Betreuende und Ärzte zu schreiben.
Wir hoffen, Sie damit anzusprechen, zu erreichen und in Ihnen die Bereitschaft zu wecken, das eigene Praxisfeld dahin gehend zu reflektieren und ggf. selbst entsprechende Schritte zu gehen oder einzu-leiten.
In unseren Fortbildungen und Beratungsgesprächen berichten Pflegende von Verhaltensauffälligkeiten von Menschen mit Demenz wie z.B. häufiges Rufen, Klopfen, nächtliches Umherwandern, Abwehren von pflegerischen Angeboten, stark schwankende "Tagesform" usw. Diese Verhaltensweisen werden von ihnen zumeist als sehr belastend erlebt, denn durch das laute Rufen, Klopfen, Umherwandern fühlen sich in Pflegeheimen auch Mitbewohner gestört und es kommt nicht selten zur Eskalation, die dann kaum mehr zu bewältigen sind. Diese Belastung betrifft auch pflegende Angehörige, die durch das Verhalten von demenzkranken Menschen bis an ihre Grenzen gefordert sein können. Eine weitere große Herausforderung im Pflegealltag stellt das Abwehren der Körperpflege von diesen Menschen dar. Pflegende leiden häufig mit den Betroffenen in diesen Situationen mit, während sie ihren pflegerischen Auftrag erfüllen und äußern, sie würden dies nicht mehr lange aushalten können.
Mit oben beschriebenem Verhalten von Menschen mit Demenz versuchen Betreuende (Pflegeperso-nen und pflegende Angehörige) nach unserer Erfah-rung so umzugehen, es in erster Linie auf der psy-cho-sozialen Ebene zu begründen.
Aussagen wie:
"Sie braucht Zuwendung...",
"Ihm ist langweilig...",
"Sie steht gerne im Mittelpunkt ..." ,
"Er ist einsam...", usw.
hören wir in Fortbildungen sehr häufig. Natürlich ist es unverzichtbar den psycho-sozialen Aspekt in unsere Ursachenforschung mit einzubeziehen. In Bezug auf Menschen mit Demenz scheint jedoch die Gefahr einer einseitigen Interpretation zu bestehen, da sie auch auf dieser Ebene meist sehr bedürftig sind.
Der vollständige Fachartikel erläutert ausführlich weitere Aspekte wie z.B.
- Der Umgang mit verbal geäußerten Schmerzen oder wahrnehmbaren Schmerzindikatoren von Menschen mit Demenz
- Die Notwendigkeit einer wertschätzenden Grundhaltung
- Mögliche Hinweise auf Schmerzen
- Auswirkungen und Anforderungen an Betreuende
- Auswirkungen und Anforderungen an den Arzt
- Fazit und Weiterbildungsmöglichkeiten
- Informationen über die Experten Rosmarie Maier und Petra Mayer
Den vollständigen Fachbeitrag erhalten Sie als PDF oder Word-Datei bei unserem Pressebüro unter hallwich@tamtam-communications.de oder finden ihn zum Download unter www.apr-ammersee.de in der Presse-Lounge.