fit und munter - Messen statt Schätzen: Sichere Gehirnoperation dank Wiener Start-up CVTec

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Messen statt Schätzen: Sichere Gehirnoperation dank Wiener Start-up CVTec

INiTS optimiert Finanzstrategie und Gründungsvorbereitung

Präzise Messung statt grober Schätzung – das ermöglicht eine clevere Software für lebenswichtige Gehirnoperationen. Das von Wissenschaftern der Zerebrovaskulären Forschungsgruppe Wien (ZVFG) entwickelte Programm berechnet sekundenschnell Kontrollwerte für die operative Behandlung lebensbedrohender Gefäßerweiterungen, sogenannter Aneurismen. Dazu werden 3D-Darstellungen der Gefäßerweiterung berechnet, die Neurochirurgen essenzielle Informationen über den operativen Fortschritt geben. Dank der Unterstützung durch das Universitäre Gründerservice INiTS wurde nun die zeitgerechte Finanzierung der weiteren Entwicklung in einem eigenen Unternehmen sichergestellt.

Ballonartige Blutgefäßerweiterungen im Gehirn, Aneurismen, sind lebensbedrohlich – und die etablierte Behandlungsmethode weist Schwächen auf: Die Kontrolle des Behandlungsverlaufes beruht v. a. auf der Erfahrung und Abschätzung der operierenden Neurochirurgen. Objektive Kriterien fehlen weitestgehend. Diese bietet nun eine Software, die zwei Wissenschafter der Zerebrovaskulären Forschungsgruppe (ZVFG) Wien entwickelt haben. Gemeinsam mit den Experten der INiTS Universitäres Gründerservice GmbH wurde gleichzeitig eine Finanzierungsstrategie für die Weiterentwicklung ausgearbeitet, die umgehend Früchte trug.
Nischen füllen
Zu diesem Erfolg des INiTS meint die Geschäftsführerin Dr. Irene Fialka: "Die neu entwickelte Software ist hochinnovativ und bedient einen Nischenmarkt, der mit EUR 86 Millionen pro Jahr für ein Start-up durchaus attraktiv ist. Doch im hart umkämpften Medizinmarkt sind technologische Vorsprünge rasch verloren. So unterstützten wir das Team bei der Anbahnung von Finanzierungen zur raschen Weiterentwicklung und Kommerzialisierung." Schnell wurde diese Zusammenarbeit belohnt: Eine Preseed-Finanzierung der Austria Wirtschaftsservice GmbH sichert jetzt die Finanzierung der Entwicklung bis zur Marktreife – sowie die Gründung einer eigenen Gesellschaft, der CVTec Cerebrovascular Technologies GmbH (CVTec).

Neben der professionellen Unterstützung des INiTS war auch der medizinische Fortschritt, den die Software bietet, für die rasche Zusage verantwortlich. Tatsächlich wird zur Behandlung einer Gefäßerweiterung im Gehirn ein Katheter minimal-invasiv bis in das ausgeweitete Gefäß geführt. Anschließend wird die Gefäßaufweitung mit speziellen Spulen ("Coils") gefüllt. Diese sorgen für eine Verlangsamung des Blutflusses mit anschließender Blutgerinnung. In der so ausgefüllten Aufweitung beginnt dann ein Narbenbildungsprozess, der die Gefäßstabilität wieder herstellt. Dabei ist für den langfristigen Erfolg der Operation die sogenannte Verschlussrate entscheidend – also wie viel Prozent der Aufweitung mit Coils gefüllt wurden: Zu wenige Coils führen zu einer erneuten Blutung. Zu viele können die Gefäßausbuchtung so überdehnen, dass die Gefäßwand einreißt – oder eine Blockade des gesamten Gefäßes verursachen. Die Folge ist ein Schlaganfall. Trotz der Gefahr einer solchen gravierenden Konsequenz müssen die operierenden Chirurgen die Verschlussrate derzeit anhand zweier 2D-Röntgenaufnahmen schätzen.

Irren ist menschlich
Dazu einer der beiden Entwickler der Software und zukünftigen Geschäftsführer von CVTec, Georg Mach: "Natürlich können sich die Operierenden irren und überschätzen diesen Wert um bis zu 30 Prozent! Unsere Software erstellt aus vorhandenen Aufnahmen ein räumliches Bild und berechnet automatisch die Verschlussrate. So erhält der Chirurg noch während der Operation objektive Information." Der Vorteil für den Kostenträger: Eine optimale Verschlussrate reduziert die post-operativen Komplikationen und reduziert die Notwendigkeit erneuter Operationen. Ein weiterer Vorteil ist auch die einfache Integration der Software in die bisherige Operationsroutine. Die Nutzung der Software wird dabei als Serviceleistung angeboten, die sich vollständig den Patienten zuordnen lässt und bei weniger als 5 Prozent der Materialkosten der Operation liegt.

Parallel mit der Vorbereitung zum Markteintritt befassen sich Georg Mach und sein Kollege, der Neurochirurg Camillo Sherif, auf Anregung des INiTS hin auch schon mit der weiteren Innovationsstrategie des Unternehmens. So sind Folgeprodukte geplant, die es erlauben, Coils zu erkennen, die aus der Aufweitung in das Trägergefäß hinausragen (und den Blutstrom behindern), oder den Blutfluss direkt zu simulieren. Auch Risikoanalysen für Patienten, bei denen Gefäßerweiterungen rein zufällig entdeckt werden, sollen zukünftig möglich werden. Die innovative Zukunft der CVTec ist damit vorgezeichnet.
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