(NL/4191423357) Berlin, d. 11. September 2013. Die Krankenhausversorgung in Deutschland ist nicht zukunftsfest. Vor allem die Versorgung in der Fläche ist gefährdet. Das ergab die aktuelle Mitgliederbefragung des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), die heute in Berlin vorgestellt wurde. Die vom Bundestag beschlossenen Finanzhilfen für die Kliniken verschaffen diesen nur für kurze Zeit etwas Luft.
Ab 2015 wird der überwiegende Teil der Hilfen wieder entfallen. Tariflöhne und Sachkosten werden dagegen weiter steigen. Daraus entsteht für die neue Bundesregierung ein immenser Handlungsdruck. Sie muss zügig die nötigen Voraussetzungen für eine zukunftsfeste Krankenhausversorgung schaffen, erklärte VKD-Präsident Dr. Josef Düllings.
Die Finanzlage bleibt kritisch
Im vergangenen Jahr hatten laut Umfrage 46,2 Prozent der Klinikmanager von Allgemeinkrankenhäusern (mit Universitätsklinika, ohne Fachkrankenhäuser) mit einem negativen Jahresabschluss gerechnet. Das traf fast punktgenau zu: 46,1 Prozent schlossen 2012 mit einem Defizit ab.
In beiden Mitgliederbefragungen wird aber auch deutlich, dass der Anteil dieser defizitären Krankenhäuser mit zunehmender Bettenzahl abnimmt. Je größer, desto wirtschaftlich stabiler sind sie.
Bei den Allgemeinkrankenhäusern der Grundversorgung mit weniger als 250 Betten dagegen schlossen sogar 53 Prozent mit einem Defizit ab. Dass aber genau diese kleinen Krankenhäuser einen großen Teil der medizinischen Versorgung in der Fläche übernehmen, verdeutlicht die Schärfe des Problems.
Mangelhafte Investitionsförderung
geht an die Substanz
Da die Investitionsförderung der Länder nachweislich zum Erhalt der Substanz nicht ausreicht, werden notwendige Investitionen immer häufiger aus dem erwirtschafteten Betriebsergebnis finanziert. Eine Umsatzrentabilität von mindestens vier Prozent sei notwendig, um die Infrastruktur zu erhalten, so Dr. Düllings. Nach unserer Umfrage lag der Anteil der Häuser, die diesen Wert erreichten, bei gerade einmal 11,6 Prozent! Damit ist nur eins von zehn Krankenhäusern in Deutschland überhaupt in der Lage, seine Zukunft aus eigener Kraft zu sichern.
Defizite oft systembedingt
Für 2013 zeichnet die Befragung ein ähnlich düsteres Bild. Für alle Krankenhäuser, einschließlich der Fachkrankenhäuser und psychiatrischen Kliniken, lag der Anteil mit einem Defizit bei 39,5 Prozent. Die Fachkrankenhäuser schnitten aufgrund ihrer Spezialisierung noch am besten ab 15,8 Prozent wiesen ein Defizit aus.
Insgesamt wurde erneut deutlich, dass die Defizite zu einem Großteil systembedingt sind: Kleine Krankenhäuser der Grundversorgung sind massiv benachteiligt und mehrheitlich in ihrem Bestand gefährdet. Sie müssen den ihnen zugewiesenen Versorgungsauftrag erfüllen, erhalten aber im Fallpauschalensystem keine Refinanzierung. Grund ist, dass die Durchschnittskalkulation der Fallpauschalen vor allem auf den Kalkulationen größerer Krankenhäuser beruht.
Dr. Düllings: Ich muss es so deutlich sagen: Die Mechanik des DRG-Systems macht kleine Grundversorger kaputt. Ihr Sterben sei ein schleichender Prozess der Enteignung des Krankenhausträgers - faktisch eine Strukturpolitik auf kaltem Wege.
Die Forderung des VKD: Wenn die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene eine wohnortnahe und flächendeckende Krankenhausversorgung wirklich wollen, dann muss das DRG-System an dieser Stelle zügig korrigiert werden. Ein bedarfsnotwendiges Krankenhaus muss seine medizinischen Leistungen für die Bevölkerung über die regelhaften Preisanpassungen refinanzieren können.
Die Krankenhäuser selbst präferieren zur Verbesserung ihrer Finanzlage zu 17,1 Prozent an erster Stelle Maßnahmen zur Erlössteigerung durch Leistungssteigerung. Dabei bestätigt sich aber nicht, dass sie insgesamt ein Übermaß an Leistungen erbringen. Seit Anfang der 90er Jahre steigt die Zahl der stationären Fälle in Deutschland jährlich um ein bis zwei Prozent. Die Leistungsentwicklung in deutschen Krankenhäusern ist zurzeit eher unspektakulär.
Es folgen der Abbau von Rückstellungen aus Überstunden und Urlaub (16,6%), Prozessoptimierungen im OP und Sachmitteleinsatz (16,0%), die Optimierung des Einkaufs (15,4%) und erst deutlich danach ein Aufschub von Investitionen (10,4%).
Als allerletzte Optionen stehen bei fast allen betriebsbedingte Kündigungen, Tarifausstieg, Verkauf oder Fusion sowie Schließung von Abteilungen. Das spricht für eine hohe Mitarbeiterorientierung. Zudem zeigt es, dass sich auch die Träger in hohem Maße mit ihren Krankenhäusern identifizieren.
Die Mitgliederbefragung fand April bis Mai 2013 nach demselben Verfahren wie 2012 als Online-Befragung statt. Angeschrieben wurden über 1.800 aktive Mitglieder, Vorstände, Geschäftsführer, Krankenhausdirektoren etc. Auswertbare Antworten gingen von 305 Befragten ein. Die Rücklaufquote lag bei etwa 17 Prozent und damit etwas niedriger als im Vorjahr. Dennoch lassen sich aus den Rückmeldungen die wesentlichen Trends ableiten.