Affen wissen, mit welchen Pflanzen sie ihre
Krankheiten am besten kurieren können. Auch viele andere Tierarten
heilen sich mit bewährten Eigenrezepten. Wie die Zeitschrift P.M.
MAGAZIN (Ausgabe 10/2013, ab heute im Handel) berichtet, wollen
Pharmaforscher von ihnen lernen.
Der amerikanische Primatologe Michael Huffman, Professor an der
Universität Kyoto in Japan, stieß, wie auch sein Kollege, der
Primatologe Richard Wrangham von der amerikanischen Harvard
University, auf eine Reihe von Methoden, mit denen Menschenaffen in
der Wildnis Krankheiten in den Griff bekommen. Gegen Durchfall
pflücken sie die rauen, stachelig-pelzigen Blätter einer speziellen
Aspelien-Art, falten sie, speicheln sie ordentlich ein und würgen sie
unzerkaut hinunter. Zwei bis drei Blätter genügen, und der Durchfall
hört auf. Im Kot fanden die Forscher an den unverdauten Blättern
Würmer, die an den spitzen Härchen hafteten. Wie ein Rohrputzer haben
die Blätter den mit Parasiten befallenen Darm gereinigt.
Doch es müssen nicht unbedingt Aspelien-Blätter sein.
Menschenaffenforscher Wrangham stieß auf über 30 Baumarten, an deren
Blättern sich Affen bedienen, um ihren Darm zu kurieren. Immer sind
die Blätter hart, rau und mit Härchen wie Haken versehen. Auf ihre
wohltuende Kraft vertrauen Orang-Utans, Paviane, Kapuzineräffchen und
Bonobos. Letztere werden von Barbara Fruth, Primatenforscherin am
Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig,
erforscht. Sie berichtet, dass nicht nur die ohnehin intelligenten
Menschenaffen medizinische Fähigkeiten besitzen, sondern auch viele
andere Tiere vom Zwergschimpansen Bonobo bis hin zur Fruchtfliege.
Kein Wunder, dass die tierisch-pharmazeutische Heilkunde, die
"Zoopharmakognosie", zunehmend an Bedeutung für die Forschung
gewinnt. Es gibt verblüffende Beispiele, auch wenn von diesen nur die
wenigsten erschöpfend erforscht sind. Unklar ist etwa, ob die
Fähigkeit zur Selbstheilung genetisch bedingt ist, ob es sich um
erlerntes und weitergegebenes Wissen handelt oder ob alles nur Zufall
ist. "Fest steht jedenfalls, dass die Evolution jene Tiere belohnt
hat, die dieses Verhalten zeigen", sagt Fruth.
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